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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fremde sorgfältig darauf achtete, nicht über die Kojengrenze hinaus auf den Gang zu geraten. Vermutlich hätte er sich dort aufgelöst.
    „Eines stört mich", fuhr der Vierbeinige, eindeutig an Rhodan gewandt, fort. „Du bist ein Berufener, aber du bist es auch wieder nicht."
    „Das ist leicht zu erklären", antwortete der Terraner. „Ich habe zwar den Status eines Ritters der Tiefe, aber meine Ritterweihe steht noch aus."
    „Es hat sich eine Katastrophe ereignet", verkündete die Gestalt. „Eine schreckliche Katastrophe, die zu schwerwiegenden Verwüstungen geführt hat. Ich hätte ihr ebenfalls zum Opfer fallen können."
    „Ich weiß", bestätigte Rhodan. „Wer bist du eigentlich?"
    „Ich war Sartelephan", antwortete das Ding. Um seinen Körper herum entstand ein schwaches Flackern, als könnte es seine rätselhafte Existenz im Zustand der Bewegung nicht länger aufrechterhalten.
    „Ist dies eine Anlage der Porleyter?" fragte Rhodan schnell.
    „Ja."
    „Gehörst du zu den Porleytern?"
    „Ich gehörte nicht zu ihnen."
    Skenzran folgte der Unterhaltung in einem Zustand merkwürdiger Apathie. Noch immer beseelte ihn der Gedanke, sich so schnell wie möglich abzusetzen, aber er fühlte auch eine bleierne Schwere, die ihn daran hinderte.
    „Wir sind auf der Suche nach den Relikten der Steinernen Charta von Moragan-Pordh", erklärte Rhodan. „Kannst du uns sagen, wo wir sie finden?"
    „Natürlich! Im gelben Bereich nahe dem Zentrum. Aber dort sind die Zerstörungen am schlimmsten, und außerdem treiben sich aus dem Steuer gelaufene Trivers dort herum."
    „Was ist eigentlich mit den Porleytern geschehen?" fragte Rhodan weiter. „Gibt es sie noch?"
    „Sie sind gegangen!"
    „Gegangen? Wohin?"
    „Das weiß niemand. Es ist auch nicht bekannt, ob sie noch existieren. Nur über ihre letzte große Tat gibt es eine Legende."
    Rhodan beugte sich gespannt vor.
    „Was war das für eine letzte große Tat?" forschte er.
    „Es heißt", sagte Sartelephans Abbild, „daß sie den Frostrubin verankert haben."
    Skenzran wußte nicht, warum, aber er hatte den Eindruck, daß diese Auskunft Rhodan innerlich aufwühlte.
    „Der Frostrubin?" echote er. „Was heißt das? Was ist der Frostrubin, und warum wurde er verankert?"
    „Darüber besitze ich keine Informationen", erklärte das Hologramm.
    Es kehrte an seinen ursprünglichen Platz zurück und nahm exakt jene Haltung ein, in der sie es angetroffen hatten.
    Skenzran hatte das Gefühl, als fiele eine schwere Last von ihm ab. Er spürte, daß er seinen Willen in die Tat umsetzen konnte. Er hörte nicht länger auf das, was Rhodan und die Gestalt miteinander redeten, sondern beugte sich über den Rollstuhl nach vorn, um seiner Tochter zuzuflüstern: „Ich ziehe mich jetzt zurück! Sobald ich im Dom bin, werde ich Radaut berichten, was sich hier unten abspielt."
    Das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung sagte: „Aber Vater, du bist dieser Gruppe zugeteilt worden, und es ist deine Pflicht, bei ihr zu bleiben bis zum Ende der Mission."
    Er zuckte betroffen zusammen, aber er war nicht bereit, seinen Entschluß aufzugeben.
    Er klammerte sich an das, was er sich innerlich zurechtgelegt hatte.
    „Das verstehst du nicht", sagte er grob.
    Sie sah ihn in einer Art und Weise an, die ihm klarmachte, daß sie ihn völlig durchschaute, daß sie selbst seine geheimsten Gedanken kannte - und verstand.
    Das machte alles nur noch schlimmer.
    „Warum bist du nur nach Khrat gekommen?" stieß er würgend hervor.
    Dann warf er sich herum und stürzte in blinder Flucht davon. Er rechnete damit, daß sie hinter ihm herrufen und die anderen warnen würde, aber sie saß ruhig in ihrem Rollstuhl und schwieg. Unangefochten erreichte er das Ende der Schneise und bog in den Hauptgang ein. Gleich darauf erreichte er eine halbwegs intakt gebliebene Trasse und stürmte sie hinauf.
    Diesmal würde ihn niemand einholen.
    Als er merkte, daß er nicht verfolgt wurde, hielt er endlich inne. Über den Rand der Straße hinweg konnte er den unter ihm liegenden roten Bereich einsehen.
    An der Szene vor der Koje schien sich nichts verändert zu haben, wenn auch seine Tochter und die drei Terraner ebenso erstarrt wirkten wie Sartelephan. Einen Augenblick lang dachte Skenzran, daß ein schreckliches Schicksal die anderen ereilt haben könnte, doch dann sah er, daß sie sich allmählich in Bewegung setzten, wie Insekten, die über ein blutgetränktes Brett dahinkrochen.
    Hoffentlich entkommt sie niemals von

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