1064 - Horror-Line
hatte hier ein Geschäft aufgebaut, ohne sich in eine unternehmerische Verantwortung packen zu lassen. Das Geld wurde Cash gezahlt. Die Frauen kamen, die Frauen gingen, und zumindest zwei von ihnen hatten sich hier eine Tarnexistenz aufgebaut, wie sie es nicht besser sein konnte.
»Und was passiert jetzt mit dem Köter und den komischen Resten?« fragte sie.
»Ganz einfach. Wir werden Kollegen Bescheid geben, damit sie sich darum kümmern können.«
»Das Zeug wird abgeholt?«
»So ist es.«
»Dann bin ich ja zufrieden, Mr. Sinclair. Es ist nur schade um Bastard. An ihm habe ich gehangen, was Sie bestimmt nicht verstehen können - oder?«
Ich hob nur die Schultern, während Suko den Kopf schüttelte. So einfach wollten wir auch nicht verschwinden. Eine kleine Rückendeckung mußte bleiben, deshalb wandte ich mich an Elly Danford.
»Sollte Candy hier noch einmal erscheinen, was durchaus sein kann, tun Sie mir den Gefallen und rufen Sie mich an. Ich gebe Ihnen hier meine Karte.«
Sie schaute auf die Vorderseite und zuckte die Achseln. »Kann ja nicht schaden, aber ich glaube nicht daran. Die hat sich abgesetzt. Ärgerlich, denn sie war wirklich gut.«
»Vielleicht haben wir ja Glück.«
»Gibt es ein Bild von ihr?« fragte Suko.
»Nein, nicht hier.«
»Okay, dann werden wir Sie jetzt verlassen. Und geben Sie acht. Es liegt an Ihnen, ob Sie die Frauen heute weiterarbeiten lassen und ob sie überhaupt dazu in der Lage sind. Aber das ist Ihr Problem. Den Kollegen werden wir jetzt Bescheid geben.«
Sie nickte nur. Wir verließen die Frau, die noch einen Schluck Gin aus der Flasche trank. Erst auf der Treppe wurde die Luft besser. Beide atmeten wir tief durch, als wir endlich vor der Tür standen.
Suko schüttelte den Kopf und sagte: »Ich fühle mich wie benommen, John, und glaube, daß alles gar nicht wahr ist, was wir da erlebt haben. Das ist der Wahnsinn.«
»Ghoul-Wahnsinn.«
»Auch. Wo sind die guten alten Zeiten geblieben, als wir sie noch auf düsteren Friedhöfen und in alten Gräbern und Gruften jagten? Jetzt haben sie sich sogar in das Geschäft mit dem Telefonsex eingemischt. Das will mir nicht in den Kopf. So was ist einfach verrückt. Ich frage mich auch, wo sie herkommen: Aus welchem verdammten Loch sind sie gekrochen? Kannst du mir das sagen?«
»Nein, leider nicht. Ist mir auch egal. Ich will nur wissen, wo ich Candy finden kann.«
Suko schloß den Rover auf. Diesmal wollte er fahren, doch zunächst wurden wir angerufen. Bei einem Handy ist man immer erreichbar, auch für einen Mann wie Sir James. Als ich die Stimme unseres Chefs hörte, bekam ich eine leichte Gänsehaut. Ich konnte mir vorstellen, daß etwas schiefgelaufen war.
»Sie brauchen nicht ins Büro zu fahren«, sagte er. Seine Stimme klang ungewöhnlich leise.
»Was ist passiert, Sir?«
»Es hat einen Toten gegeben. Einen Mann namens Eric Morgan, den Sie wahrscheinlich nicht kennen. Er muß in der Nacht gestorben sein und ist heute morgen von seiner Putzfrau gefunden worden. Mit der Frau kann man nicht reden, weil sie einen Schock bekommen hat, denn die Leiche sah nicht mehr normal aus.«
Ich ahnte, was kommen würde und stellte die Frage schon vorher. »Ein Ghoul, Sir?«
»Genau, John, ein Ghoul…«
***
Wir waren zu der Adresse gefahren und trafen dort auch Leichen-Reiser wieder, den man geholt hatte. Die Kollegen, die den Schauplatz untersuchten, sahen aus, als hätten sie die letzte Nacht durchgezecht, was sicherlich nicht der Fall gewesen war. Es lag einfach am Aussehen der Leiche, die gefunden worden war.
»Wollen Sie sich den Mann wirklich anschauen?« fragte der Arzt mit leicht belegter Stimme.
»Es wäre von Vorteil.«
»Gut, gehen Sie.«
Die Tür stand offen. Suko betrat das Arbeitszimmer des Mannes vor mir. Schon auf den ersten Blick entdeckten wir den Toten. Er war noch nicht abgedeckt und lag zwischen Schreibtisch und einer Sitzgarnitur auf dem Rücken.
Verdammt, wir sind ja einiges gewohnt, aber dieser Anblick hier ließ auch uns erschauern. Ich möchte auf Einzelheiten verzichten. Nur soviel sei gesagt. Der Ghoul hatte sich mit dem Mann beschäftigt, und das sehr stark. Sogar die Abdrücke seiner Reißzähne waren noch zu sehen, und im gesamten Zimmer schwebte dieser eklige Leichengeruch. Ich schüttelte mich, als ich den Raum verließ. In mir steckte eine Kälte, die mir den Magen zusammenpreßte. Das Gesicht meines Freundes Suko war ebenso fahl wie meines.
Leichen-Reiser rauchte eine Pfeife. Er
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