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1068 - Der Höllenstar

1068 - Der Höllenstar

Titel: 1068 - Der Höllenstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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viel hinter sich hatte, fürchtete sich davor nicht. Er freute sich auf die Begegnung mit einem fast ebenbürtigen Gegner, und er war überzeugt, als Sieger aus dieser Auseinandersetzung hervorzugehen.
    Ryback öffnete das Fenster. Das heißt, er schob einen Teil der Front zur Seite, um hinaustreten zu können. Seine nackten Füße berührten so etwas wie eine Steinterrasse, die sich in knapp zwei Metern Breite um das gesamte Haus herumzog. Sie war nicht gepflegt worden. Die Natur hatte ihre Spuren hinterlassen. So wuchs zwischen den Steinen das Unkraut büschelweise.
    Ein Blick zum Himmel!
    Rybacks Mundwinkel zuckte, als er feststellte, daß sich die Sonne zurückgezogen hatte. Von Westen her schoben sich gewaltige Wolkenmassen heran. Sie waren sehr kompakt und auch sehr grau.
    Zudem hatte sich eine starke Schwüle gebildet. Sie war ein besonderes Vorzeichen. Wenn sie eintrat, würde es bald gewittern.
    Ryback lächelte. Er freute sich über ein Gewitter. Er liebte die krachenden Donnerschläge und auch die grellen Blitze, wenn sie wie Flammenspeere irgendwo einschlugen und für Feuersbrünste sorgten.
    Das paßte zu ihm, das war seine Zeit. Der Höllenstar würde mit Blitz und Donner kommen, um seine Apokalypse einzuläuten.
    Zuvor aber mußte er den großen Versuch wagen. Er ging deshalb einige Schritte weit vor. Er verließ auch die Steine und bewegte sich auf dem normalen, mit Gras und Unkraut bewachsenen Boden.
    Ryback hatte ein bestimmtes Ziel. Wie ein Gleitflieger wollte er einen Startpunkt erreichen und dann den ersten Versuch starten. Kein Zögern mehr, kein Abwarten. Er lief vor, sogar recht schnell, und er sah den vor sich abfallenden Hang.
    Noch wenige Schritte, dann war es soweit.
    Es sah so unförmig aus, wie er versuchte, in die Höhe zu springen. Eine groteske Bewegung, fast wie eine flügellahme Kreatur, und als er keine Bodenhaftung mehr spürte, da bewegte er seine Schultern, wie er es sich vorgenommen hatte.
    Schultern nur?
    Nein, denn durch diese Bewegung brachte er die Flügel aus ihrer ruhigen Position. Sie schwangen hoch, glitten wieder nach unten, und Ryback konnte kaum fassen, den Boden unter sich zu sehen. Es dauerte noch Sekunden, bis er begriff, was passiert war.
    Er konnte fliegen!
    ***
    Ein unbeschreibliches Gefühl durchrieselte ihn. Das war wie ein Strom. Wie eine elektrische Ladung. Ein innerer Jubel, verbunden mit der großen Dankbarkeit an den Satan.
    Nur durch ihn war er zu dem geworden, was er jetzt war. Zu einer teufelsgleichen, fliegenden Kreatur, die sich durch nichts aufhalten lassen würde.
    Die mächtigen Flügel gehorchten ihm. Er schwang sie auf und nieder. Er spürte den Wind, der ihn umschmeichelte. Er segelte wie ein riesiger Vogel. Nur so konnte man seine Freiheit richtig genießen. Die Freiheit der Lüfte. Das herrliche Feeling, nicht nur zu denen dort unten zu gehören, sondern einfach die Freiheit zu genießen und allem anderen entschweben zu können.
    Er lachte.
    Er mußte es einfach tun. Seinen Gefühlen freien Lauf lassen, denn da reagierte er noch wie ein Mensch.
    Das Wunder nahm er intervallweise wahr. Erst mußte er seiner Gefühle Herr werden. Danach konnte er sich auf seine Aufgaben konzentrieren und sich auch die Erde von oben anschauen. Sich Punkte setzen, alles ausloten, um dann zu überlegen, wo er zuerst seinen Plan in die Tat umsetzen würde.
    Er schraubte sich höher. Höher jedenfalls als der Kirchturm. Und diese Tatsache gab ihm ein noch besseres Gefühl. Über dem Haus zu stehen, in das die Menschen gingen, um zu beten.
    Er betete auch. Nur waren seine Gebete erhört worden. Satan war zu ihm gekommen und hatte ihn zu einem Höllenstar gemacht.
    Ryback hatte sich an seine neue Kunst gewöhnt. Dieser Zustand des Schwebens und Fliegens faszinierte ihn. Er machte ihn euphorisch, und er brachte ihn gleichzeitig durcheinander. Er konnte kaum darüber nachdenken, wie viele Möglichkeiten ihm zur Verfügung standen, weil in seinem Kopf einfach ein zu großes Durcheinander herrschte.
    Er war nicht in Richtung Meer geflogen, sondern auf Allhallows zu. Hier lag sein Ziel, hier wollte er den großen Test durchführen und seine Zeichen setzen. Mit kräftigen Flügelschlägen verstärkte er das Tempo. Dabei gewann er weiter an Höhe und näherte sich bereits der grauen Wolkendecke, die der Wind als bleierner Koloß heranschob. Noch spürte er ihn nicht so stark. Der Wind erwischte ihn mehr in Böen, und er hörte ihn dann in seinen Ohren fauchen.
    Ryback

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