1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!
konnte nicht behaupten, daß es auch bei seinem Freund John Sinclair der Fall war. Ihn mußte er finden, und natürlich auch Major Blake, den er bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Diese Gestalt schwebte wie ein alles beherrschendes Phantom im Hintergrund. »Steh auf!«
Die Hand noch immer gegen den Nacken gelegt, fragte der Soldat: »Und was dann?«
»Aufstehen und an die Wand!«
»Klar.« Der Man grinste. »Das Spiel kenne ich. Was ist mit meinem Kameraden. Hast du ihn gekillt?«
»Nein.«
Suko hörte das glucksende Lachen. »Schon stark, wenn ich Sonja da sehe. Die kommt mit deiner Kanone nicht zurecht. Die hält sie in der Hand wie jemand, der Angst davor hat.«
»Das soll nicht deine Sorge sein!« Suko ruckte kurz mit der Waffe, und der Killer verstand.
Er stand ziemlich schwerfällig auf. Suko glaubte nicht daran, daß ihm da Theater vorgespielt wurde. Sein Treffer war nicht eben von schlechten Eltern gewesen.
Schwankend blieb der Mann stehen. Er schwitzte jetzt. Sein Gesicht hatte er Suko zugewandt, und dem Inspektor gelang ein Blick in die Augen des anderen.
Er entdeckte darin blanken Haß. Ein Ausdruck, der in erschauern ließ, weil jede menschliche Regung darin fehlte. Dieser Typ würde beide mit Vergnügen auf den Rost legen.
»Geh hin…«
»Ja, schon gut, Chinese. Alles klar. Ich kenne die Regeln.« Schwerfällig oder wie jemand, der erst noch das Laufen übt, hob der Mann sein rechtes Bein an und drehte sich von Suko weg. Eine Hand berührte noch immer den Nacken, was Suko ein wenig übertrieben fand. Es konnte auch eine Geste der Ablenkung sein. Ihm kam es darauf an, den Killer nach weiteren Waffen zu durchsuchen, deshalb wollte er, daß er sich in alter Polizeimanier vor der Wand aufbaute.
Er tat es freiwillig. Zumindest sah es so aus, denn er blieb auf seinem Weg zum Ziel. Diesmal ging er gebückt. Es waren nur wenige Schritte bis zur Wand, doch der Mann ließ sich für die kurze Strecke Zeit. Er tat so, als stünde er unter einem gewaltigen Druck - und reagierte plötzlich und unerwartet.
Genau mit der Hand, die Suko abgewendet war. Er hatte sie in die Tasche geschoben, das sah Suko, als der Killer zu ihm herumwirbelte.
Er sah auch die Ausbeulung der Tasche. Der Soldat wollte durch die eigene Hosentasche schießen, doch Suko war schneller.
Er drückte ab.
Eine kurze Salve. Das häßliche Knattern, das den Tod begleitete. Es stand noch in der Luft wie angehalten, als die Kugeln den Soldaten von den Beinen rissen. Er selbst kam trotz allem noch zum Schuß, feuerte jedoch an Suko vorbei. Die Kugel schlug in die Wand.
Der Killer blieb auf den Beinen. Er hatte sich sogar noch gedreht und schaute Suko an. Ungläubig. Es war ihm klar, daß er sterben mußte, trotzdem wollte er es nicht glauben. Ein letztes Röcheln noch, dann war es vorbei. Wo er stand, brach er zusammen. Als er aufschlug, hatte er seinen letzten Atemzug bereits hinter sich.
Für einen Moment schloß Suko die Augen. Er atmete dabei tief durch.
Auf keinen Fall hatte er vorgehabt, den Mann zu erschießen, mochte er es auch tausendmal verdient haben, aber der Soldat hatte ihm keine andere Wahl gelassen.
Es war Notwehr gewesen, denn der andere hätte ohne zu zögern durch die Tasche geschossen.
Er wußte auch, daß er Sonja sehr viel zugemutet hatte. Es war wie ein Gedankenlesen oder eine Kontaktaufnahme auf geistigem Weg, denn in diesem Moment hörte er ihre Stimme.
Worte waren es nicht. Es glich einem Aufstöhnen, vermischt mit dem Weinen, und Suko hörte einen kratzenden Laut, als er sich umdrehte. Sonjas rechte Hand war nach unten gesunken, und dabei war die Waffe über den Boden geschabt. Sonja hatte beide Hände gebraucht, um sie vor ihr Gesicht zu schlagen.
Er ging zu ihr. Nahm die Waffe an sich. Kam erst jetzt dazu, den zweiten Soldaten zu untersuchen, den er tatsächlich ins Reich der Träume geschickt hatte.
Der Mann würde noch lange schlafen, dessen war sich Suko sicher. Er untersuchte ihn und fand eine Armeepistole bei ihm. Die wollte Suko nicht auch noch mitschleppen, deshalb entlud er sie und ließ die Patronen in seine Tasche gleiten. Die Waffe selbst warf er in die Ecke.
Sonja hatte er sie nicht geben wollen.
Suko konnte nachfühlen, was das Mädchen durchgemacht hatte. Es hatte keinen anderen Weg gegeben. Da mußte sie jetzt durch, und sie mußte auch wissen, daß sie beide trotz allem noch immer am Anfang standen.
Er stellte sich neben sie. Streckte den Arm nach unten. Eine kurze
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