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1087 - Blutjagd

1087 - Blutjagd

Titel: 1087 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Muskulatur entspannen will. Dabei konnte er ein leises Lachen nicht unterdrücken.
    Jeder Ton, der aus dem Mund des Eindringlings drang, verstärkte bei Preston die Furcht. Noch immer hatte er das Gesicht des anderen nicht richtig sehen können. Wenn der Eindringling tatsächlich ein Vampir war, dann mußte er auch zwei Eckzähne besitzen. So jedenfalls kannte er die Blutsauger aus Filmen.
    Ezra York knetete den Nacken. Es schien ihm Spaß zu bereiten, bis er seine Tätigkeit aufgab und den Kopf senkte.
    Er brachte seinen Mund dicht an Prestons Ohr, um ihm die Worte einzuflüstern. Schwach malte sich diese Szene in der Scheibe ab, und York öffnete tatsächlich seinen Mund. Nicht nur einen Spalt, nein, er riß ihn so weit wie möglich auf, als wollte er alle Zähne in die Wange oder den Hals des Lokführers schlagen, um ihm Fleisch und Haut abzureißen.
    In diesem Moment meldete sich wieder das Telefon. Automatisch zuckte die Hand des Lokführers zum Apparat, aber der Vampir hatte etwas dagegen.
    Es war keiner seiner harten Schläge, trotzdem raste der Schmerz durch Prestons Arm. Er konnte nicht vermeiden, daß er aufstöhnte. »Laß es klingeln, es nutzt dir nichts.«
    Dann biß er zu.
    Es war einfach schrecklich. Preston hatte die heftige Bewegung noch in der Scheibe schattenhaft verfolgen können, einen Augenblick später war er das Opfer.
    Da spürte er die kalten Lippen an seiner linken Halsseite. Gleichzeitig hackten die Zähne zu. Nicht nur die beiden vorstehenden, die trafen ihn zuerst. Sie drangen in die Haut ein wie Messer, sehr tief und auch zuckend. Der Vampir beließ es nicht dabei. Er riß auch noch die Umgebung der Bißstellen mit seinen anderen Zähnen auf und schuf so eine stark blutenden Wunde.
    Aus ihr quoll das Blut in seinen Mund.
    Er war gierig. Er schluckte. Er trank. Er spürte das fremde Leben in seinen Körper rinnen und merkte schon sehr schnell, daß seine eigene Schwäche verschwand.
    Es war der Balsam für ihn, und er zerrte den Mann, der sich nicht wehrte, vom Sitz hoch. Nur seine Arme bewegten sich. Sie schlugen nur schlaffe Löcher in die Luft. Er zappelte auch noch mit den Füßen, trat gegen die Konsole und hielt auch seinen Mund sehr weit offen. Wie für einen Fotografen präsent, der den letzten Schrei eines Mannes noch auf den Film bannen wollte.
    Ezra York hielt ihn fest wie eine Puppe. Preston lag in seinen Armen. Er dämmerte bereits dahin, sein Leben wurde von Sekunde zu Sekunde weniger, und er hörte in seinem schwindenden Bewußtsein die Warnsirene der Lok.
    Darauf war er einfach eingerichtet. Das hörte er immer. So tief konnte er gar nicht schlafen.
    Der Blutsauger kümmerte sich nicht darum. Er kannte sich mit den Signalen des Zuges nicht aus.
    Das brauchte er auch nicht. Was er haben mußte, nahm er sich mit Gewalt.
    Wie hier!
    Er trank, er schlürfte, er schluckte und gab zwischendurch die zufriedenen Laute ab.
    Der Zug aber wurde automatisch gebremst. Langsamer fuhr er, immer langsamer und begann auszurollen…
    ***
    »Wir fahren wieder«, murmelte Bill, nur um überhaupt etwas sagen zu können.
    »Fragt sich nur, wohin«, sagte Estelle.
    Der Reporter hob die Schultern. »So pessimistisch sehe ich das alles nicht.«
    »Woher stammt dein plötzlicher Optimismus?«
    »Weil ich den Lokführer kennengelernt habe.« Bill grinste. »Das ist einer aus dem Volk. Auf solche Männer kannst du dich verlassen. Die meinen noch, was sie sagen, und er wird sich bestimmt nicht so schnell ins Bockshorn jagen lassen. Außerdem ist er eingeweiht worden. Wenn ihn der Befehl erreicht, wird er den Zug anhalten. Wenn das geschehen ist -«, Bill klopfte auf den Tisch, »- bekommen wir auch Hilfe.«
    »Ja, hoffentlich.«
    »Du kannst dich darauf verlassen, Estelle.«
    Sie schwieg und schaute wieder auf die Fensterscheibe, in der ihr Gesicht verschwamm. Auch ich bin anders als die meisten Menschen, dachte sie. Ich habe etwas in mir, aber ich weiß nicht, was es ist. Der Atem des Engels?
    Sie grübelte darüber nach. Es war nicht vorstellbar, und doch erinnerte sie sich wieder an die wundersame Rettung aus dem Teich. Da hatte ihr die Gestalt ihren Odem eingehaucht, aber es war sicherlich nicht zu einem Bluttausch gekommen, so daß jetzt in ihren Adern eine andere Flüssigkeit floß, die den Vampir abschreckte.
    »Du denkst an dich, nicht wahr?«
    »War nicht schwer, es zu erraten.«
    »Finde dich damit ab.«
    Estelle zuckte mit den Achseln. »Das würde ich gern, und das muß ich auch wohl.

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