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1093 - Blutkult um Angela

1093 - Blutkult um Angela

Titel: 1093 - Blutkult um Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ungewöhnlichen Gästen war sie etwas Besonderes. Ich ließ mich von ihrem Anblick einfangen. Sie trug ein pechschwarzes Kleid, das wie eine Hochzeitsrobe geschnitten war. In der Taille sehr schmal. Unter ihr breitete sich der Glockenrock aus, der beinahe bis zu den in schwarzen Schuhen steckenden Füßen reichte. Wie ein starres Stück Pappe stand der schwarze Stoff hinter dem Nacken hoch, und der viereckige Ausschnitt ließ viel von ihren hellen Brüsten erkennen.
    Sie waren sicherlich durch ein Mieder hochgeschoben und ebenso weiß geschminkt wie das Gesicht und auch die übrige Haut im Gesicht und unter dem Hals. Dunkel angemalte Lippen, ein verhangener Blick. Schwarze, hochgekämmte Haare, in denen eine Krone steckte. Sie wies sechs Spitzen auf, und auf jeder Spitze sah ich einen kleinen silbrigen Totenkopf.
    Um ihren Hals hatte die Schöne der Nacht Ketten gehängt, die mich an einen Rosenkranz erinnerten. Dazwischen schimmerte das Metall anderer Ketten, die wesentlich schmaler waren und sich aus sehr kleinen Gliedern zusammensetzten.
    Sie lächelte mich an, und ich lächelte zurück. Ich schob sie nicht zur Seite, weil ich einfach das Gefühl hatte, daß diese Begegnung zwischen uns beiden nicht willkürlich zustande gekommen war.
    »Wer bist du?« fragte ich.
    »Die Königin der Nacht.«
    »Ein schöner Name.«
    »Ja, finde ich auch.«
    »Und was willst du von mir?«
    »Ich habe mit Tiziana gesprochen. Sie ist meine Freundin. Sie hat mir von dir erzählt.«
    »Interessant. Was sagte sie denn?«
    »Daß du uns haßt.«
    »Nein, bestimmt nicht.« Ich wollte lächeln, doch das mißlang mir, denn ich bekam mit, daß diese Szenerie auf dem künstlichen Friedhof eine gewisse Geometrie bekommen hatte. Jedenfalls war es den anderen gelungen, einen Kreis um mich herum zu bilden. Im Hintergrund entdeckte ich auch Tiziana, deren roter Kleiderstoff leicht changierte.
    »Da irrst du dich, Königin der Nacht. Ich hasse euch nicht.«
    »Du hast einen von uns getötet. Das steht dir nicht zu. Du bist nicht Blade, und du bist auch nicht Angela. Nur sie kann bestimmen, wer hier was tut.«
    »Erstens ist sie nicht da, und zweitens ist derjenige, den ich getötet habe, niemand von euch gewesen.«
    »Er war ein Mitglied der Gruppe. Wir wollten sie haben.«
    »Aber er ist auch ein Vampir gewesen!« erklärte ich mit harten Stimme. »Und zwar ein echter. Er hat sich bei euch eingeschlichen. Er will euer Blut. Das hier ist kein Film. In dieser Nacht sollen neue Zeichen gesetzt werden, und ich will, daß alle, die hier sind, dies auch begreifen. Normalerweise müßtet ihr hier längst verschwunden sein. Wo sich ein Vampir aufhält, ist der zweite oder dritte zumeist nicht weit. Ich kann hier nicht mehr lachen.«
    Die Königin der Nacht zeigte sich von meinen Ausführungen wenig beeindruckt. »Es ist unsere Welt, und wir haben es so gewollt. Wir hassen Störenfriede und wissen auch, mit ihnen umzugehen. Du kannst uns nicht aufhalten, du kannst uns auch nicht von unseren Freude abbringen, denn wir werden dich entfernen. Du wirst hinausgeworfen wie ein räudiger Hund, und hüte dich davor, noch einmal zurückzukehren. Niemand soll uns hier stören.«
    »Ich werde bleiben!«
    Es waren Worte, die sie wohl nicht gern hörten. Sie zogen den Kreis noch enger. Ich roch sie. Das alte Parfüm, das den Geruch ebenfalls alter Friedhöfe verströmte, drang in meine Nase hinein. So sehr ich mich auch bemühte, Gesichter zu erkennen, was mir trotz des künstlichen Nebels auch gelang, von den Mitgliedern der People of Sin sah ich nichts. Sie hielten sich schlauerweise zurück und schafften es wohl auch, ihren Drang nach Blut zu unterdrücken, sonst hätten sie schon den einen oder anderen Gast angefallen.
    Tiziana drängte sich vor. Sie wirkte in ihrem Outfit wie eine Nebelfee.
    »Ich habe dich gewarnt, John. Jetzt hast du die Folgen selbst zu tragen. Du hättest Holger nicht erschießen dürfen!«
    »Er war ein Vampir!«
    »Ja, ja!« rief sie, »er war…«
    Weiter kam sie nicht mehr.
    Es war kein Schrei, es war mehr ein Ruf, aber jeder auf dem Friedhof hatte ihn gehört.
    »Angela ist da!«
    ***
    Es war der Ruf, es war der Augenblick, auf den alle gewartet hatten. Plötzlich war ich zur Nebensache geworden, und in die Mauer der Gäste kam Bewegung.
    Eigentlich wußte ich nicht, wie mir geschah. Die Königin der Nacht war nur noch Erinnerung. Sie hatte sich ebenso zurückgezogen wie auch Tiziana, und meine Sicht wurde von keinen bleichen Gesichtern

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