1095 - Der Hexentrank
nicht?«
»Das ist die Frage, Chris.«
Sie stoppte in der Bewegung. »Moment mal, wenn du das so sagst, dann kann ich mir vorstellen, daß du vom Tod meiner Tante nicht überzeugt bist.«
Ich zuckte die Achseln.
Die Antwort konnte Chris nicht zufriedenstellen. »Nun mal ehrlich. Glaubst du nicht, daß meine Tante gestorben ist? Rechnest du damit, daß sie noch lebt und all diese Dinge, die geschehen sind, von ihr gelenkt worden sind?«
»Der Glaube bringt uns hier nicht viel weiter, Chris. Für mich steht fest, daß deine Tante die große Unbekannte im Hintergrund ist. Ob sie nun lebt oder nicht.«
»Warum hätte ich dann erben sollen, wenn sie nicht tot ist? Das will mir nicht in den Kopf.«
»Ich kenne die Regeln nicht. Erst der Drache, dann dieser verdammte Mannix. Mir kommt es schon vor, als säße jemand im Hintergrund, der die Fäden zieht. Außerdem hast du deine Tante weder tot noch lebendig gesehen.«
»Das stimmt«, gab Chris Talbot zu. »Ich frage mich jedoch, welchen Grund sie gehabt haben sollte, so etwas in die Wege zu leiten. Außerdem kann ich mir das nicht vorstellen.«
»Das war bei dem Aibon-Drachen auch der Fall.«
»Ja, schon, da gebe ich dir recht. Es war auch unvorstellbar. Für mich ist das alles so neu. Ich komme mir vor wiedie Fliege, die in das Netz der Spinne hineingeflogen ist. Und die Spinne ist dann meine verstorbene Tante.«
Ich nickte. »Warten wir zunächst einmal ab, was mein Freund und Kollege Suko herausfindet. Mannix ist die einzige Spur, die uns zum Ziel führen kann.«
Chris Talbot blieb bei dem Thema. »Zu meiner Tante also.«
»Ich kann es nicht mit Bestimmtheit behaupten, aber möglich ist in diesem Fall alles.«
Sie fuhr durch ihre Haare. Dann schaute sie zur Decke. »Am liebsten würde ich alles aus dem Haus entfernen lassen, was an meine Tante erinnert. Jedes Buch, jedes alte Möbelstück. Ich möchte nur noch mein Leben leben und…«
Das Telefon meldete sich.
»Gehst du, John?«
»Ich hoffe, daß es Suko ist.«
Er war es. Als ich mich gemeldet hatte, hörte ich ihn leise lachen.
»Da hast du mal wieder eine Nase gehabt, Alter.«
»Wieso?«
»Ein gewisser George Mannix ist bei uns bekannt.«
»Sehr gut. Rück raus damit.«
»Er ist registriert wegen einer Vorstrafe. Körperverletzung mit anschließendem Todesfall. Es ist allerdings kein Totschlag gewesen. Wenn du Einzelheiten des Falls wissen möchtest, muß ich noch einmal nachforschen.«
»Später vielleicht. Hast du herausgefunden, was dieser Mannix für ein Mensch ist? Womit er sich beschäftigt hat? Was er beruflich macht oder machte?«
»Erst einmal ist der fünfundfünfzig Jahre alt. Er ist Angestellter in einem Museum.«
»Ach. Wo denn?«
»Im Langley-Museum.«
»Kenne ich nicht.«
»War mir auch nicht bekannt. Ichhabe mich für dich kundig gemacht. Das Langley-Museum ist ein Freilicht-Museum. Es liegt in der Nähe von Slough und ist integriert in einen Park. Die Besucher können dort nachvollziehen, wie die Vorfahren gelebt haben. Man hat ein Dorf aufgebaut mit allem, was so dazugehört. Natürlich ist es nur im Sommer geöffnet. Im Winter ist alles geschlossen. Wenn du mich nach dem Wohnort deines Freundes fragst, kann ich dir nicht helfen, der ist unbekannt. Mannix muß untergetaucht sein. Ob er noch den Job im Museum hat, kann ich dir auch nicht sagen.«
»Gut, Suko, danke.«
»Reicht dir das?«
»Für den Anfang muß es reichen.«
»Was sollen wir tun?«
»Ich bleibe erst mal am Ball. Sollte ich Hilfe brauchen, sage ich dir Bescheid.«
Er war nicht begeistert, das wußte ich. Dann sagte er: »Ich hoffe, daß du dich nicht verrennst, John. Nichts wies in den Unterlagen darauf hin, daß dieser Typ etwas mit den Dingen zu tun hat, um die wir uns kümmern. Da solltest du vorsichtig sein.«
»Ich denke anders darüber. Er hat ja seine Spuren an Chris Talbots Körper hinterlassen. Er sieht aus wie ein Mensch, doch ich bezweifle, ob er voll und ganz einer ist. Aber bleib erreichbar. Danke für die Informationen.«
»Bitte, gern geschehen.«
Chris Talbot hatte nicht mitgehört und war entsprechend gespannt darauf, zu erfahren, was Suko mir erzählt hatte. Ich wiederholte das Gehörte und erkannte schon, daß sie damit nicht zurechtkam.
»Nein, John, davon habe ich nichts gewußt.«
»Dann kennst du das Museum nicht?«
»Ich bin nie dort gewesen. Den Namen habe ich soeben zum erstenmal gehört.«
»Ich auch.«
Sie wies mit dem Finger auf mich. »Jetzt suchst du nach einer
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