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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiß.«
    »Hast du dich schon entschieden?«
    »Ich schon, aber es kommt auf ihn an.«
    »Wieso?«
    »Kann er nicht auch zu uns kommen?«
    Edina war überrascht. »Willst du ihm den Hexentrank einflößen, Täubchen?«
    »Das wäre doch nicht schlecht.«
    »Du magst ihn, nicht?«
    »Ja… schon …«
    »Gut, meine kleine Nichte. Du hast mir einen Gefallen getan, jetzt werde ich mich revanchieren. Versuche ihn, in unseren Kreis aufzunehmen. Das wäre sogar ein Vorteil.«
    Chris nickte und fragte mich: »Willst du, John?«
    Ich schwieg.
    Sie gab nicht auf und präzisierte ihre Frage. »Willst du den Trank zu dir nehmen oder nicht?«
    »Was würde geschehen?«
    »Du würdest ein neuer Mensch werden und zu einer anderen Welt gehören, John. Zu Aibon.«
    »Du gehörst schon dazu?«
    Sie bewegte sich auf den Rand des Bottichs zu und klammerte sich dort fest. »Ja, ich gehöre dazu. Ich bin es, die in ein neues Leben eingetreten ist. Dieser Trank ist einfach wunderbar, John. Du wirst es sehen.« Sie löste eine Hand und winkte mich zu sich heran, doch ich blieb stehen.
    »Hast du denn schon alles vergessen, Chris?«
    »Was sollte ich vergessen haben?«
    »Deinen Haß auf Aibon. Du hast Aibon nicht gemocht, das weiß ich genau. Denk an den Drachen, der dich töten wollte. Denk daran, was wir gemeinsam erlebt haben. Es kann nicht sein, daß du plötzlich Aibon zu lieben beginnst.«
    Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Was redest du da? Du sprichst von Zeiten, die vorbei sind. Ich habe das neue, das echte Leben. Entscheide dich, ob du auf unserer Seite stehst.«
    »Was ist, wenn ich nein sage?«
    Diesmal hörte ich Edinas Stimme. »Das wäre mir noch lieber. Dann würde ich dich töten!«
    »Nein!«
    Ein Wort, hart gesprochen, das Chris Talbot erstarren ließ. Sie konnte es nicht fassen und stöhnte leise auf. Die Hexe neben ihr bewegte sich hektisch. Die Masse geriet in Wellenbewegungen, schwappte über, doch darum kümmerte sich Edina nicht. Sie kletterte aus dem Bottich, um mir an den Kragen zu wollen.
    Ich tat zunächst nichts, weil ich so erstaunt über ihre Zwergenhaftigkeit war. Sie hatte nicht in dem Gefäß gekniet, sondern gestanden, denn vom Wuchs her erinnerte sie mich an eine Liliputanerin, wenn auch an eine verdammt gefährliche.
    Geschickt kletterte sie über den Rand hinweg. Ich konnte ihren Körper sehen und wunderte mich darüber. Er stand in krassem Gegensatz zu ihrem häßlichen Gesicht. Er war perfekt gewachsen und stimmte auch in den Proportionen.
    Sie sprang zu Boden.
    Ich war einen Schritt zurückgewichen, ging noch einen weiter zurück und trat auf etwas Weiches, das am Boden lag. Es war Chris Talbots Kleidung, die ich mit dem rechten Fuß eindrückte, wobei ich einen harten Widerstand spürte.
    Das war kein Stück Holz, sondern eine Waffe. Bevor die Hexe reagieren konnte, hatte ich mich gebückt. Ich brauchte nur zuzugreifen.
    Dann hielt ich die Beretta in der Hand. Sofort hob ich den Arm und richtete die Mündung der Waffe auf die Hexe.
    Sie stand wie ein kleiner Satan vor dem Bottich. Ihr gesundes Auge funkelte. Es war so still geworden, daß ichhörte, wie die Schneeflocken gegen die Scheibe schlugen.
    »Was willst du mit der Pistole?« fragte sie mich.
    »Schießen!«
    Ihr Mund öffnete sich, als wäre er von einem Band aufgezogen worden. »Schießen! Auf mich etwa? Willst du mich erschießen? Mich, eine Hexe? Weißt du überhaupt, woher ich komme?«
    »Ich kenne Aibon.«
    Die Antwort und der Klang meiner Stimme hatten sie verunsichert. So wandte sie sich an Chris. »Stimmt das?«
    »Ja, du darfst ihn nicht unterschätzen!«
    »Hier herrsche ich!« erklärte sie voller Überzeugung. »Das ist meine Welt. Ich lasse sie mir nicht kaputtmachen. Daran solltest du denken, Chris.«
    »Man hat dich häßlich gemacht, nicht?« provozierte ich sie.
    »Nein! Ich bin…«
    Sie sprang. Es war ein Angriff, mit dem ich nicht gerechnet hatte, und sie kümmerte sich dabei einen Dreck um meine Waffe.
    Ich schoß.
    Die Kugel hieb in ihren Körper. Der Druck stoppte sie, und die kleine, aber gefährliche Hexe richtete sich auf, so daß sie auf den Zehenspitzen stand.
    Ich sah die Wunde in ihrem Körper, die an den Seiten zuckte, als wollte sie sich wieder schließen. Möglich war alles, denn ich wußte nicht, wie stark sie durch die Aibon-Magie geworden war.
    Ich mußte noch einmal schießen.
    Plötzlich kam mir der Drache in den Sinn. Das geweihte Silber half gegen die Aibon-Macht nichts, aber ich hatte

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