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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie horchte auch in sich, und sie machte sich klar, was sie da getan hatte.
    Nur empfand sie keine Reue. Es war ihr auch nicht gleichgültig, sie ging damit positiv um.
    Ihre Tante Edina hatte recht behalten. Der Trank hatte sie tatsächlich zu einem neuen Menschen gemacht.
    »Geht es dir gut?«
    »Ja.«
    »So sollte es sein. Jetzt brauchst du nur noch an die Zukunft zu denken, Chris. An die Zukunft, die uns beiden gehört. Wir werden das hier aufgeben und zu dir ziehen. Dein Haus ist groß genug. Du kannst so weiterleben wie bisher, aber eines sage ich dir. Du wirst immer mehr Macht über die Menschen bekommen und sie nach deiner Pfeife tanzen lassen. Freu dich darauf, freu dich…«
    Die letzten Worte endeten in einem häßlich klingenden Kichern…
    ***
    Genau das Kichern hörte ich, als ich den Fuß über die Schwelle des Hauses gesetzt hatte.
    Es war ein Empfang, der mir nicht gefallen konnte. Dieses Lachen schreckte ab. Es klang alles andere als fröhlich. Es signalisierte mir Triumph. Ich dachte an Chris und auch daran, daß sie leicht eine Verliererin sein konnte.
    Das Haus roch.
    Ein dünner Geruchnebel hatte sich darin ausgebreitet. Wie feiner Staub oder wie eine hauchdünne Gardine hing das verdammte Zeug in der Luft. Es war auch nahe der Haustür sofort zu schmecken, und ich hatte das Gefühl, daß es auf meinen Lippen klebte.
    Dem Kichern war ein anderes Geräusch gefolgt. Ein Platschen, das ich zunächst nicht deuten konnte. Spielte dort jemand mit Wasser, wuschen sich Chris und ihre Tante?
    Ich sah die beiden noch nicht.
    Ich setzte meinen Weg fort.
    Leise, sehr leise…
    Dabei kam mir zugute, daß der Boden nicht mit irgendwelchen Holzbohlen bedeckt war, sondern aus hartgestampftem Lehm bestand. So konnte ich darüber hinwegschleichen.
    Dann verharrte ich abrupt.
    Was ich sah, war schlimm. Mit allem möglichen hätte ich gerechnet, nur damit nicht.
    Ich sah beide Frauen, aber sie standen sich nicht gegenüber, sondern hockten in einem Bottich, der fast bis zum Rand mit einer widerlichen und schleimigen Flüssigkeit gefüllt war…
    ***
    Im gleichen Augenblick entdeckten sie auch mich!
    Ich hatte schon Chris’ Namen rufen wollen, aber sie kam mir zuvor. Nicht daß sie mich angesprochen hätte, es war einfach nur ihr Blick, den ich trotz der nicht gerade optimalen Lichtverhältnisse sah.
    Er hatte sich verändert. Er war wirklich völlig anders geworden, und die Farbe der Augen zeigte auch eine Veränderung. Sie schimmerten in einem Grün, das mir nicht gefiel, denn es erinnerte mich an das Land der Druiden.
    Sie schaute mich an wie einen Feind!
    Mein Blick wechselte zu Edina. Bis jetzt hatte ich sie noch nicht zu Gesicht bekommen und nur von ihr gehört. Jetzt sah ich nur ihren Kopf mit dem klebrigen nassen Haar, aber ich sah auch ihr Gesicht, das einen Ausbund an Häßlichkeit darstellte. Ja, es war abstoßend.
    Sie konnte nur mit einem Auge sehen. Was sich darum herum aufbaute, das war aufgequollenes Fleisch und trotzdem eine dünne Haut, die sich zusammenschieben ließ, wenn sie durch die Finger glitt.
    Eklig…
    Sie grinste. Dann lachte sie und sprach schließlich. Ihre Worte galten Chris. »Ist das ein Freund von dir?«
    »Nein!«
    Die nächste böse Überraschung für mich. Ein Tiefschlag, an dem ich zu knacken hatte.
    Ich hatte damit gerechnet, eine positive Antwort zu bekommen, nun mußte ich einsehen, daß es Edina geschafft hatte, Chris Talbot auf ihre Seite zu ziehen.
    Das Blut der Verwandtschaft war eben dicker als alle anderen Bande wie Freundschaft oder Vertrauen.
    Es tat mir weh, das hören zu müssen, doch ich riß mich zusammen. Schaffte sogar ein Lächeln. »Warum bin ich kein Freund mehr, Chris? Was ist mit dir geschehen?«
    Sie stierte mich an. Ja, anders konnte ich es nicht bezeichnen. Ein böser und zugleich starrer Blick, der mir tief unter die Haut ging. Sie schien mich sezieren zu wollen. Aus ihren Haaren rannen noch immer die langen, dünnen Schleimfäden wie Schlangen, die sich aufzulösen begannen.
    Etwas in mir erlosch. Es war die Sympathie für Chris Talbot. Nur kurz dachte ich an das, was wir gemeinsam erlebt hatten. Es war vorbei. Wir standen nun auf zwei verschiedenen Seiten.
    Edina stieß sie an. »Gib ihm, was er verdient hat, Chris. Du gehörst jetzt zu mir. Du hast es bewiesen. Du hast den Trank zu dir genommen und bist nun ein Teil der neuen Welt, in der wir beide uns befinden. Du mußt einfach vergessen, was gewesen ist. Jetzt hast du eine andere Chance.«
    »Ich

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