Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1096 - Baphomets Henker

1096 - Baphomets Henker

Titel: 1096 - Baphomets Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Schutz vor dem Wetter in diesem Haus zu suchen, gab es nicht.
    Ich drückte die Tür auf. Es klappte gut und mit mir hinein fegten die Hagelkörner. Ich verwandelte mich in einen Schauspieler, war auch nicht ruhig, sondern fluchte durchaus deutlich über das verdammte Wetter, rammte die Tür dann zu und lehnte mich aufatmend daneben gegen die Wand.
    Wer immer mich auch beobachtete, er hätte kaum Verdacht schöpfen können. Er sah einen Mann, der sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht wischte und dabei über das Wetter leise fluchte.
    Dabei schaute ich nach vorn.
    Dort brannten die Kerzen. Der Schein schuf drei hellere kreisförmige Inseln. Sie liefen an den Rändern ineinander über und trafen sich dabei an der Decke. Das Licht war nicht klar. Gelbliche und auch rötliche Schatten mischten sich ineinander und huschten lautlos an der Decke entlang.
    Der Bau war recht groß. Hier hatte man schon einen Tempel oder eine Opferstätte einrichten können. Davon war nichts mehr zu sehen. Jedenfalls fielen mir keine Möbelstücke mehr auf. Ich entdeckte weder Stühle, Bänke oder irgendeinen Altar, der zu Baphomets Ehren errichtet worden wäre.
    Die Dinge lagen eben zu lange zurück. Die Templer hatten ein anderes Versteck gefunden. Wem immer dieses Haus gehörte, man schien es vergessen zu haben.
    Von Amy hatte ich nichts gesehen. Von ihrem Entführer auch nichts. Ich ging nur davon aus, daß sie da waren, mußte aber weiterhin so tun, als wäre ich allein.
    Nachdem ich das Wasser von meiner Kleidung gewischt hatte und einige Male hart auf den Boden getreten war, machte ich mich auf den Weg. Noch immer fluchend setzte ich mich in Bewegung.
    Dagegen hätte niemand etwas haben können, denn jeder Besucher wäre wohl vom Licht der Kerzen angelockt worden.
    Ich sprach auch mit mir selbst, schimpfte über das Wetter und über die Bullen. Wer immer mir auch zuhörte, sollte meinen, daß ich vor ihnen auf der Flucht war.
    Inzwischen sah ich besser. Die Innenwände, der schmutzige Boden, die Leere, über die sich graue Schatten gelegt hatten und alles unter sich verschwinden ließen.
    »Hallo…«
    Es war eine dünn klingende Mädchenstimme, die mir entgegenwehte. Ich hatte aus diesem einen Wort die Angst herausgehört, die sie empfinden mußte. Auch jetzt blieb ich meiner Rolle treu, lachte knapp und etwas unsicher auf, bevor ich fragte: »Ist da jemand?«
    »Ja, hier.«
    »Wo denn?«
    »Bei den Kerzen.«
    Ich schauspielerte weiterhin. Machte einem Beobachter klar, wie überrascht und verunsichert ich war und verdrehte dabei meine Augen, um die Seitenwände abzusuchen, ob sich dort jemand aufhielt und den Schatten ausnutzte.
    Nein, da war niemand.
    Dafür näherte ich mich dem Kerzenschein und auch dem Mädchen. Ich wußte, wie Amy aussah, denn ihr Vater hatte sie mir beschrieben. Sie saß auf dem Boden in einer Ecke und nicht weit von den hinteren Fenstern entfernt. Bei einem Blick von außer her hätte ich sie wirklich nicht sehen können, dazu war der tote Winkel einfach zu groß.
    Amy trug eine gefütterte Winterjacke, Jeans und Winterschuhe. In ihrer Nähe lag der Schulranzen.
    So hatte sie mir ihre Mutter auch beschrieben.
    Aus großen Augen blickte sie mich an. In den Pupillen sah ich das Licht der Kerzenflammen wie tanzende Funken. Über ihr Gesicht liefen Schatten, die sich auch mit dem Licht der Kerzen vermischten und die Haut in ungewöhnlichen Farben anmalten.
    Ich riß mich zusammen. Am liebsten hätte ich Amy gepackt und wäre mit ihr fortgelaufen, aber ich mußte meine Rolle weiterhin spielen, denn ich blieb dabei, daß dieser Kurak sie bestimmt nicht unbewacht gelassen hatte.
    »He, wer bist du denn? Hast du auch Schutz vor dem Wetter hier gesucht?«
    »Nein, Mister. Ich heiße Amy.«
    »Schöner Name. Und was machst du hier?«
    »Man hat mich hergebracht.«
    »Kannst du nicht aufstehen?«
    »Doch. Aber ich bin auch an den Beinen gefesselt. Wenn Sie mir helfen, dann ist das gut.«
    »Wer hat dich denn gefesselt?« Ich tat sehr überrascht und verwundert, aber ich hörte auch hinter meinem Rücken den schleichenden Schritt.
    »Das war ich!«
    Mein Erschrecken war nur teilweise gespielt. Dann drehte ich mich um. Das heißt, ich wollte es, aber die Messerklinge, die von der rechten Seite her gegen meinen Hals drückte, ließ das nicht zu.
    Hätte ich den Kopf bewegt, wäre sie in die Haut meines Halses hineingesägt und hätte mir die Kehle durchgeschnitten…
    »Ganz ruhig, Mister, ganz ruhig. Ich hasse es, wenn sich

Weitere Kostenlose Bücher