1096 - Baphomets Henker
bei ihm verlangsamen würde.
Sein Körper wurde zwar in die Höhe gewuchtet, aber nicht zur Seite gedroschen. Der Henker war einfach zu schwer. Er fiel nur zur Seite, dann zu Boden und blieb beinahe auf dem gleichen Fleck liegen, auf dem er gebückt gestanden hatte. Er war auf die Seite gefallen, richtete sich aber sofort auf, und seine rechte Hand mit dem verdammten Messer schnellte auf mich zu.
Ich hatte mich schon im Sprung befunden und wäre genau in die Klinge hineingefallen. Noch in der Luft sah ich die mörderische Spitze, dicht dahinter schwebte das hölzern wirkende Gesicht, dann änderte ich die Richtung mitten in der Luft, aber ich entkam dem hochschnellenden Bein nicht. Ich stolperte darüber hinweg, kam wieder auf und verlor das Gleichgewicht.
Meine nach unten gerichteten Arme linderten den Aufprall. Dennoch schlug ich hart mit der Stirn gegen den Boden.
Ein heulender Schrei erreichte meine Ohren. Auch Amy schrie laut auf, und beide Schreie vermischten sich, während ich langsam dahindämmerte und verzweifelt gegen die Bewußtlosigkeit ankämpfte. Ich konnte im Moment nichts tun. Es waren verdammt lange Sekunden, in denen ich ausgeknockt und wie paralysiert war. Die Klaue des Henkers erwischte mein Kreuz wie ein harter Klotz. Er packte nur einmal zu und drehte mich herum.
Ich lag auf dem Rücken.
Noch immer war ich in der Starre gefangen, aber ich wußte, was Kurak vorhatte.
Er würde mir seine Klinge bis zum Griff in die Brust hineinstoßen…
***
Suko sah sich zwei Menschen gegenüber, die sich nur mühsam zusammenrissen. Joey war auf sein Zimmer geschickt worden. Der Junge wußte nicht genau, was lief, und war auch dazu verdonnert worden, oben im Zimmer zu bleiben.
Basil Bassett saß kalkbleich in einem Sessel. »Ich drehe noch durch«, flüsterte er immer und immer wieder. »Es ist schlimm, hier sitzen zu bleiben und erleben zu müssen, wie die Zeit verrinnt, ohne daß man etwas dagegen unternehmen kann.« Er richtete seinen Blick auf Suko. »Finden Sie den Plan noch immer gut?«
»Ja.«
»Ich nicht. Ich hätte Ihren Kollegen begleiten sollen.« Bei jedem Wort ruckte sein Kinn ein Stück vor, und er verkrampfte die Hände um die Sessellehnen.
»Das wäre nicht gut gewesen.«
»Warum nicht?«
»Ganz einfach«, sagte Suko. »Der Anrufer wollte mit Ihnen sprechen. Er wollte Ihnen sagen, daß Sie zu ihm kommen sollen, um Ihre Tochter zu sehen.«
»Ja, als Austausch.«
»Richtig.«
»Was ist, wenn Sinclair versagt?«
Suko lächelte etwas schief. »Sind Sie es nicht gewesen, der ihn um Hilfe gebeten hat?«
Basil Bassett ließ sich wieder zurücksinken. »Ja, das bin ich gewesen. Es stimmt alles. Doch jetzt weiß ich nicht, ob es auch richtig war.«
»Es war richtig. Sie können sich darauf verlassen.«
»Aber Sinclair ist auch nicht allmächtig.«
»Stimmt. Aber er hat Erfahrung. Außerdem ist er nicht so persönlich beteiligt wie Sie, Mr. Bassett. Glauben Sie denn, Sie wären besonnen geblieben, wenn Sie plötzlich Ihre Tochter und diesen Baphomet-Henker gesehen hätten?«
Bassett schwieg trotzig.
»Der Inspektor hat recht«, meldete sich Angela. »Wir hätten zu viele Emotionen mit uns herumgetragen. Da war es schon besser, daß John Sinclair die Initiative übernommen hat.«
Basil hatte noch einen Einwand. »Aber er meldet sich nicht, verdammt noch mal.«
»Er wird sich melden«, sagte Suko. »Und zwar, wenn alles zu einem guten Ende gekommen ist.«
Basils Kopf sackte nach vorn. »Gutes Ende«, wiederholte er, »verdammt noch mal, ich sehe das noch nicht. Aber ich denke immer daran, daß ich die Schuld daran trage. Ich allein. Hätte ich mich nicht diesen verdammten Templern angeschlossen, wäre das alles nicht passiert. Dann hätten wir glücklich und zufrieden leben können und nicht in dieser permanenten Angst.«
»Hatten Sie die immer?« fragte Suko.
»Ja, die hatte ich«, gab Basil ausatmend zu. »Ich habe diese Angst ständig gehabt. Mal stärker, mal schwächer. Ich kannte doch die Regeln. Ich wußte, was mit denjenigen geschieht, die nicht mehr mitmachten. Die ihren Schwur gebrochen hatten. Ich weiß nicht, ob jede Baphomet-Gruppe einen Henker in ihren Reihen hat. Bei uns ist es jedenfalls so gewesen. Und sie nehmen sich Zeit, Inspektor, verdammt viel Zeit. Sie vergessen nichts. Irgendwann schlagen sie zu. So wie das bei mir der Fall gewesen ist.«
»Dann wußten sie gut über Sie und Ihr neues Leben Bescheid, muß man annehmen.«
»O ja, darauf können Sie
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