1101 - Die Rache des Griechen
gute Gründe sein, daß sich keiner von ihnen meldet«, sagte Jane.
»Das denke ich auch. Aber als ich die Botschaft erhielt, da brach in mir alles zusammen, wenn jemand seine Rache von so langer Hand vorbereitet, wird er sie auch beenden.«
Auf das Thema wollte Jane nicht näher eingehen. Sie fragte: »Wie hat sich Leonidas denn Johnny holen können?«
»Auf einer Klassenfahrt. Er und seine Schulkameraden sind nach Griechenland gefahren. Sie wollten dort etwas in Geschichte machen, aber auch die Inseln kennenlernen. Darauf hat einer wie Leonidas nur gewartet und zuschlagen können.«
»Forderungen hat er nicht gestellt?«
»Wenn du dabei an Geld denkst, bestimmt nicht. Leonidas ist ein vermögender Mann. Ihm geht es einzig und allein um seine Rache. Das bedeutet für uns die Vernichtung.«
Jane blieb vor Sheila stehen. »Sei mir nicht böse, aber ich möchte dich etwas direkt fragen.«
»Bitte.«
»Glaubst du daran, daß dein Sohn noch lebt?«
Sheila öffnete den Mund. Es kam zu keiner spontanen Antwort. Zuviel zirkulierte durch ihren Kopf. »Ja oder nein…«
»Er lebt noch!« sagte Jane.
»Was macht dich so sicher?«
Jane lächelte. »Dieser Leonidas ist verdammt eitel. Das entnehme ich seinen E-Mails. Er ist jemand, der trotz seines Alters noch immer mit Besitztümern prahlt wie ein kleines Kind. Und er will anderen Menschen Furcht einjagen.«
»Was meinst du genau?«
»Wenn er Johnny umgebracht hätte, dann hätte er mit dieser verdammten Tat schon angegeben, darauf kannst du dich verlassen. So schätze ich ihn ein. Dann hättest du hier auf dem Monitor bereits einen anderen Text stehen.«
Sheila hob die Schultern an und meinte: »Was ist mit Bill?«
»Für ihn gilt das gleiche.«
»Und… und … sein Vorsatz, Johnny zu entstellen?«
Wieder deutete Jane auf den Bildschirm. »Ich denke nicht, daß er das schon getan hat.«
»Du meinst, dann hätte er es mir gemeldet?«
»So schätze ich ihn ein.«
Sheila schloß die Augen und knetete ihre Hände. »Daran habe ich noch nicht gedacht, wenn ich ehrlich sein soll. Es ist natürlich möglich…«
»Bestimmt sogar.«
»Hätte Johnny noch eine Chance?« flüsterte Sheila.
»Meiner Ansicht nach schon. Auch, weil drei Helfer auf der Insel sind.«
»Falls sie noch frei herumlaufen.«
»Das setze ich voraus.«
»Danke, Jane.«
»Wofür?«
»Daß du gekommen bist und dafür, daß du die Dinge realistischer siehst als ich. Aber meine Angst ist nicht verschwunden, verstehst du?«
»Das kann ich verstehen. Sie wird auch so lange nicht weichen, bis du endgültig Bescheid weißt und du deinen Sohn wieder in die Arme schließen kannst.«
»Ich weiß es nicht«, sagte Sheila Conolly. »Ich weiß überhaupt nichts mehr. Noch immer fühle ich mich so wahnsinnig hilflos.«
Jane Collins verstand es gut genug. Sie konnte sich in Sheilas Lage hineinversetzen und überlegte verzweifelt, wie sie der Freundin helfen konnte.
Wie ein Soldat durchschritt die Detektivin Bills Arbeitszimmer. Hin und wieder warf sie einen Blick auf den Monitor, der für sie zu einer grinsenden und bösen Fratze verkommen war. Mit einem Inhalt, den nur der Satan diktiert haben konnte.
Sie blieb stehen und fragte: »Soll ich es noch einmal versuchen, Sheila?«
»Was denn?«
»Einen Anruf.«
»Keiner wird sich melden, Jane«, flüsterte Sheila.
»Vielleicht befinden sie sich jetzt in einer besseren Lage. Ich kann auch eine Nachricht sprechen und…«
»Habe ich alles getan. Entweder können oder wollen sie nicht. Das ist nun mal so.«
Jane Collins versuchte es trotzdem, und sie hatte Pech. Es gab keine Verbindung. Auch sie war sehr unruhig und nervös. Wenn dieser Leonidas tatsächlich so schlimm war wie Sheila ihn beschrieben hatte, dann waren auch die Chancen der Retter auf eine Minimum gesunken.
Jane wußte selbst, daß John, Suko und Bill keine Supermänner waren, sondern einfach nur normale Menschen.
Trotzdem rief sie noch jemand an. Sie hatte Sarah Goldwyn Versprochen, von sich hören zu lassen, und die Horror-Oma hatte auf Janes Nachricht gewartet, denn sie hob sofort ab.
»Ich bin es.«
»Und?«
Jane erklärte ihr in wenigen Sätzen, was passiert war. Sie konnte förmlich spüren, wie Lady Sarah erbleichte und schließlich hauchte: »Kann man denn nichts tun?«
»Wahrscheinlich nicht. Zumindest wir nichts.«
»Und hinfliegen? Eine private Maschine chartern, um…«
»Nein, das lohnt nicht. In der Zeit könnte zuviel passieren. Wir müssen warten.«
»Und
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