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1105 - Glendas Totenhemd

1105 - Glendas Totenhemd

Titel: 1105 - Glendas Totenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erinnerte. Nur daß dieses Möbelstück hier durch fünf Schubladen unterteilt war. Der Reihe nach zog ich sie auf. Ich sah Briefe, Unterwäsche und auch Prospekte. Was man eben so alles hineinstopfte.
    »Nichts entdeckt?« fragte Glenda.
    »Nein.«
    Als ich die letzte Schublade wieder zugestoßen hatte und mich aufrichtete, sah ich die schmale graue Visitenkarte.
    Sie lag in einer dunklen Glasschüssel, die ihren Platz auf der Kommode gefunden hatte. Die Karte klaubte ich mit spitzen Fingern hervor und drehte mich zu den beiden Frauen hin um und auch dem Licht entgegen. Dann las ich den Text halblaut vor.
    »Isabella - Secondhand, so gut wie neu.« Und in kleinerer Schrift stand dort zu lesen: »Ein Besuch lohnt sich immer«.
    Ich hielt die Karte hoch und wedelte damit. »Kennen Sie den Laden dieser Isabella, Miß Stevens?«
    »Nein. Ich habe nur davon gehört.« Sie lehnte sich gegen die Wand dicht neben ein Bild. »Isabella ist ein Trödelladen, sage ich immer. Ich trage nicht gern Klamotten aus zweiter Hand, aber Cordelia dachte anders darüber.«
    »Wie anders?«
    »Sehr anders.« Sie lachte. »Sie war begeistert davon. Einmal hatte sie sich umgeschaut, da hatte sie aber kein Geld bei sich gehabt. Oder nicht genügend. Jedenfalls hat sie mir gesagt, daß sie ihn unbedingt noch einmal besuchen würde.«
    »Hat sie das getan?« fragte ich.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Sinclair. Sie ist ja dann verschwunden.«
    Ich schaute mir die Karte wieder an, las auch die Anschrift und stellte fest, daß der Laden nicht weit von uns hier entfernt lag. Vorbeifahren konnte man ja.
    »Aber Sie waren nie da?«
    »Nein.«
    »Und kennen oder wissen auch nichts über diese Isabella? Es könnte ja sein, daß Cordelia Ihnen etwas erzählt hat.«
    »Das hat sie auf keinen Fall.«
    »Darf ich die Karte mitnehmen?«
    »Bitte, gern. Was soll ich damit? Ich interessiere mich sowieso nicht dafür.«
    »Danke.«
    Donna Stevens merkte, daß wir allmählich zum Abschluß kamen, und fragte: »Dann ist Ihr Besuch wohl beendet. Wissen Sie denn jetzt, wie es weitergeht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Unser Besuch bei Ihnen ist nicht so verlaufen, wie wir uns das vorgestellt haben.«
    »Dabei habe ich Ihnen alles gesagt.«
    »Das wissen wir, Donna. Wenn es nicht läuft, dann kämpfen selbst die Götter vergebens.«
    »Wenn Sie das so sagen, muß ich es wohl glauben.«
    Glenda und ich verließen die Wohnung. Noch im Hausflur bedankten wir uns bei der Tänzerin und verabschiedeten uns dann. Sehr langsam und in Gedanken versunken gingen wir die Treppe hinab.
    Erst draußen sprachen wir wieder, und es war Glenda, die zu reden begann, nachdem die Haustür zugefallen war.
    »Du hast doch was in der Hinterhand, John.«
    »Tatsächlich?«
    »Die Karte.«
    »Stimmt.«
    »Willst du jetzt noch vorbei?«
    »Es ist in der Nähe.«
    »Das dachte ich mir.«
    Wir gingen die wenigen Schritte bis zum Wagen. »Außerdem muß Cordelia Miller von diesem Laden sehr begeistert gewesen sein, wenn man ihrer Freundin glauben darf.«
    »Ja, ich habe nichts dagegen. Die kleinste Spur ist wichtig. Auch wenn sie in einen Secondhandshop führt.«
    »Vielleicht findest du dort auch etwas.«
    »Ja, kann sein. Fragt sich nur, ob diese Isabella noch geöffnet hat.«
    »Wir werden sehen.«
    Als ich die Wagentür aufschloß, öffnete der Mann mit den roten Hosenträgern sein Fenster. »Es ist nichts passiert«, meldete er. »Ich habe immer ein Auge auf den Wagen gehabt.«
    »Das ist sehr nett, danke sehr.«
    »Man hilft der Polizei doch gern.«
    »Leider denken nicht alle so wie Sie. Schönen Abend noch, Mister.«
    Ich winkte, er winkte, dann schloß ich die Tür und drehte meinen Kopf nach links, um die auf dem Beifahrersitz sitzende Glenda anzuschauen. »Fahren wir?«
    »Meinetwegen. Und es bleibt bei dieser Isabella?«
    »Ja, warum nicht? Oder hast du etwas dagegen einzuwenden?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich bezweifle nur, daß wir etwas erreichen werden.« Sie zupfte ihr beiges Jackett zurecht. »Vielleicht laufen wir auch einem Phantom nach. Es kann alles ganz harmlos sein. Plötzlich ist sie wieder da und lacht dich noch an.«
    »Vergiß die Anzeige nicht.«
    »Ja, keine Sorge. Wäre sie nicht gewesen, säßen wir jetzt irgendwo und hätten einen Drink zusammen nehmen können.«
    »Was hindert uns daran, es anschließend zu tun?«
    »Fahr schon los…«
    ***
    Wir fuhren um ein paar Ecken herum, gerieten dabei in die Nähe der Whitechapel-Art-Gallery und

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