1109 - Hexenspiele
Gebiet fällt, Suko, aber Lara und Melissa waren schon in der Szene bekannt. Sie arbeiteten als Edel-Callgirls und konnten nur gemeinsam gemietet werden. Sie firmierten unter dem Begriff« die Zwillinge »und sind durch die Betten mancher Prominenten gehüpft.«
»Was wissen Sie noch?«
»Plötzlich war Schluß mit dem Lust-Job.«
»Gab es einen Grund?«
»Es ging da um Drogen. Bei einer Razzia hat man das Zeug bei ihnen gefunden. Die beiden allerdings behaupteten steif und fest, daß das Zeug einem Kunden gehört hatte. Es kam zu einem großen Hin und Her, es stand Aussage gegen Aussage, und die Zwillinge wurden zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Aus ihrem Sex-Geschäft zogen sie sich zurück.«
»Wissen Sie ungefähr, wann das gewesen ist?«
»Es mag ein halbes Jahr zurückliegen.«
»Man hat nichts mehr von ihnen gehört?«
»Nein.«
»Eine Adresse gibt es auch nicht?«
»Sie sind abgetaucht. Wer Beziehungen wie diese beiden hat, für den dürfte das kein Problem sein.«
»Das denke ich auch«, sagte Suko. »Aber können Sie mir sagen, wo sie vorher gearbeitet haben? War es eine Bar, eine Wohnung oder ein Haus?«
»Erwischt wurden sie in oder auf einem Boot.«
»Gehörte es ihnen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wo liegt es?«
»Im Hafen.«
»Der Name des Bootes?«
»Keine Ahnung. Da müßte ich in den alten Unterlagen nachschauen.«
»Das wäre gut.«
»Okay, wir hören voneinander.«
Suko war recht zufrieden, als er das Handy wieder verschwinden ließ. Das Boot war eine Spur, obwohl er nicht sicher war, ob er sie dort tatsächlich finden würde. Es war einfach zu auffällig, sich so zu verhalten wie bei ihrem ersten Job.
Suko ging wieder zurück in das Zimmer und schloß die Balkontür. Shao und Betty warteten schon auf ihn. Die Chinesin fragte: »Und? Hast du was herausgefunden?«
»Es könnte sein.« Suko wandte sich an Betty, die eine gefüllte Reisetasche festhielt. »Bitte, ich würde gern von Ihnen erfahren, ob Lara und Melissa mal in Ihrer Anwesenheit von einem Boot gesprochen haben, das ihnen gehört.«
Sie brauchte nicht lange nachzudenken. »Nein, das haben sie nicht, soweit ich mich erinnere.«
»Wo haben die beiden denn gewohnt?«
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Sie haben mich zwar ins Vertrauen gezogen, aber wir sprachen nur über die eine Sache. Eben über das neue, vor uns liegende Leben. Die Vergangenheit war für die beiden tabu. Ich habe auch nicht danach gefragt.«
»Danke, dann können wir jetzt gehen.«
»Da wäre noch etwas«, sagte Shao und schaute Suko bittend an. »Betty möchte nicht unbedingt in Schutzhaft genommen werden. Sie will auch in kein Hotel und hat keine Bekannte oder Freundinnen, bei der sie Unterschlupf finden könnte. Da habe ich ihr vorgeschlagen, daß sie die Nacht bei uns verbringen kann.«
Suko blies die Wangen auf und ließ die Luft dann wieder ausströmen. »Wenn ihr euch das gut überlegt habt.«
»Haben wir, Suko. Wir wollten eben nur noch deine Meinung hören.«
»Ich habe nichts dagegen.«
»Wird man mich dort auch nicht finden können?« fragte Betty mit ängstlicher Stimme.
»Das kann niemand garantieren«, erwiderte Suko. »Besonders dann nicht, wenn der Teufel mitmischt. Denken Sie mal daran, welche Möglichkeiten ihm offenstehen.«
Betty schauderte zusammen. »Sie reden so, als hätten Sie schon Kontakt mit ihm gehabt.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Dann gibt es ihn?«
»Leider ja.«
Betty Flynn sagte darauf nichts mehr. Sie drehte sich um, nahm die Schlüssel an sich und hängte einen dünnen Mantel über ihren Arm. Mit gesenktem Kopf verließ sie als erste die Wohnung.
***
Suko und Shao brachten Betty zu sich nach Hause. Auf der Fahrt blickte der Inspektor öfter in die Spiegel als gewöhnlich, aber irgendwelche Verfolger waren nicht zu sehen. Die andere Seite schien aufgegeben zu haben. Vorerst zumindest.
Betty Flynn blieb still zusammen mit Shao im Fond des BMW sitzen. Die Reisetasche hatte sie auf ihre Knie gestellt. Hin und wieder warf sie einen Blick aus dem Fenster und sah nichts anderes als die Dunkelheit, die hin und wieder von hellen oder farbigen Lichtern unterbrochen wurde. Eine völlig normale Welt, eine normale Nacht, in der es schwer war, sich die Existenz des Teufels vorzustellen.
Natürlich beschäftigten sich Sukos Gedanken mit dem Fall. Er dachte auch an die tote Rosy Welch.
Sollte sich die Spur des Bootes als Luftloch erweisen, mußte er versuchen, über die tote Rosy einen Hinweis zu
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