112 - Der tägliche Wahnsinn
Apartment-Apokalypse: «Sie haben also bereits heute Nachmittag den Eimer untergestellt?»
«Ja. Weil das Wasser nicht ablief.»
«Und dann zugesehen, wie er vollläuft?»
«Ja, sicher. Das Wasser muss doch aufgefangen werden. Sie sehen selbst, wie es jetzt da rausläuft. Hier unten ist schon alles nass!» Mit ausladenden Bewegungen, für deren Durchführung wir in dem engen Raum etwas zusammenrücken mussten, umschrieb sie das Pfützchen am Boden. Die Geste war die eines Anglers, wenn er seinen Freunden den Zwanzig-Zentimeter-Fisch, den er am Wochenende gefangen hat, als «kapitalen Fang des Lebens» beschreibt.
«Und warum haben Sie den Eimer nicht einfach in die Toilette ausgeleert?», fragte ich weiter.
Verdutzt schaute sie von einem zum anderen. Den Eimer ausschütten! Auf diese Idee war sie noch gar nicht gekommen.
Nachdem wir ausreichend geseufzt hatten, um unserem Unmut über so viel Unbeholfenheit Ausdruck zu verleihen, schickte der Chef mich hinunter zum Wagen: «Hol mal bitte den Gummisauger, den wir zum Öffnen von Fenstern mitführen. Der Abfluss wird einmal durchgestoßen, dann sollte er wieder ablaufen.»
Nachdem ich mit dem Werkzeug zurück war, bekam die junge Frau eine kurze Unterweisung, was das reale Leben betraf: Manfred leerte vor ihren erstaunten Augen den Eimer in der Toilette aus und ich «pümpelte» ein paarmal den Ausguss durch, der dann vorerst wie zuvor das Wasser schluckte. Der Chef schlug ihr vor: «Was ist denn mit der Haustechnik? Haben Sie keinen Hausmeister hier, dem Sie Bescheid geben können?»
«Doch. Aber am Wochenende ist der nicht erreichbar.»
«Der Hahn tropft aber doch nicht erst seit gestern Nachmittag», bemerkte unser Wachführer, deutlich verstimmt. «Hätten Sie denn nicht schon vor dem Wochenende dort anrufen können? Die Nummer steht doch bestimmt am Eingang in dem Glaskasten mit der Hausordnung. Rufen Sie den gleich morgen mal an, da gibt es bestimmt auch einen Notdienst.»
Er erklärte ihr, dass der Hausmeister mit Sicherheit dafür Sorge trägt, dass die Nudeln ganzer Studentengenerationen fachgerecht aus den Abwasserrohren entfernt werden, womöglich implementiere er sogar eine neue Dichtung in die tropfende Wasserentnahmestelle. Der Käse wäre damit ebenfalls gegessen.
«Und was ist jetzt mit dem Wasser da?» Auf ihre verzweifelten Gesten in Richtung Bodenpfütze machte unser Chef wütende Gesten in Richtung TV -Junkie und den beim Putzzeug liegenden Aufnehmer: «Sagen Sie Ihrem Liebsten, dass er vielleicht mal den Wischlappen durch die Pfütze schieben könnte. Schließlich ist der Werbeblock mittlerweile zu Ende, und bis zum nächsten Block hat er noch etwa eine Viertelstunde Zeit, sodass er Ihnen beim Auffeudeln zur Hand gehen kann.»
Ich verzog mich mit dem Gummisauger in den Etagenflur, damit ich bei der Gardinenpredigt meines Vorgesetzten und dem entsetzten Gesicht der Apartmentbewohnerin nicht loslachen musste. Manfred schaute sich das Schauspiel in voller Länge an. Der konnte das, ohne zu platzen.
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Kapitel 13 Drei alternative Heilmethoden – eine echte Win-win-Situation
Schulmedizin ist viel Chemie, einiges an standardisierten Diagnosemethoden und ab und zu auch ein Irrweg. Aus diesem Grund gibt es einige Menschen, die von der Schulmedizin nicht viel halten. Ärzte sind für sie Personen, die dem «Dogma der Wissenschaft» erlegen sind, die nicht weiter hinterfragen, und so vertrauen diese Menschen lieber einem wackelnden Maurerlot, Kieselsteinen, die man bei Vollmond aus einem Bach sammelt, oder in Epoxidharz gegossenen Metallspänen (auch Orgon-Generator genannt). Von solchen Leuten wiederum halte ich nicht viel, denn die Wirkung von Medikamenten, die sich durch biochemische Gesetzmäßigkeiten beweisen lässt, kann man nur unter Leugnung der Realität abstreiten. Der Effekt der Heilmethoden, die von der «Gegenseite» favorisiert werden, braucht nach Meinung ihrer Anhänger aber gar nicht erst nachweisbar dokumentiert zu werden, der sei schließlich seit Hunderten von Jahren bekannt. Auch eine Art Dogma.
Umgekehrt mag es aber durchaus einige Heilvorgänge geben, die trotz bisher nicht erbrachter wissenschaftlicher Beweise im Menschen aktiv werden. Akupunktur zählt zum Beispiel dazu oder das Beseitigen psychosomatischer Leiden durch das Plaudern mit einem Seelenklempner. Und der Placebo-Effekt, der die Wirkung eines Mittels beschreibt, die nur eintritt, weil der Patient daran glaubt. Er ist sogar eine feste
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