1120 - Grauen hinter Gittern
sprechen. Er lallte nur, und er fürchtete sich vor Menschen.
»Kannst du mich verstehen?« fragte ich.
Gehört hatte er mich, doch ich erhielt keine Antwort. Es blieb beim Lallen. Ich überlegte, ob ich mich weiter um ihn kümmern sollte. Es hatte keinen Sinn. Was immer diese Verbrecher auch mit ihm angestellt hatten, er würde auf mein Ansprechen nicht reagieren wie man es von einem Menschen gewohnt ist.
»Okay«, sagte ich. »Dann muss ich dich wieder allein lassen. Ich hoffe, dass es trotzdem noch einmal bessere Zeiten für dich geben wird.«
Auch jetzt reagierte er nicht. Er hielt den Kopf gesenkt und nahm kaum zur Kenntnis, dass ich wieder zur Tür ging. Er war völlig hilflos. Ein kleiner Mensch, der sich nicht kontrollieren konnte, aber trotzdem wusste, wie man ein Beil handhabte und gegen andere einsetzte und nicht gegen sich selbst.
Das allerdings musste ihm beigebracht worden sein. Wobei ich mich fragte, wer dies getan hatte. Es konnten nur die Personen sein, die sich auch um den Mensch-Affen gekümmert hatten. Wobei ich bezweifelte, dass ich sie in dieser Festung fand. Die hielten sich vermutlich in irgendwelchen versteckt liegenden Labors auf.
Im Gang hatte sich nichts verändert. So kalt und leer lag er vor mir. Ich schaute bis zu seinem Ende, wo sich die Gittertür abmalte.
Dahinter war es dunkler. Beim ersten Hinschauen lag jenseits der Tür ein halbdunkles Nichts.
Langsam setzte sich Schritt für Schritt. Das Beil an meinem Rücken drückte gegen den Körper. Ich spürte genau, wo sich das Ende des Griffs befand. Es war zwar keine Pistole, aber besser als völlig waffenlos zu sein.
Den Zwerg mit meinem Kreuz zu konfrontieren, hätte nichts gebracht. Auch der Mensch-Affe hatte nicht darauf reagiert, das kannte ich noch vom Friedhof her.
Der Weg zur vergitterten Tür war nicht weit. Ich passierte noch drei Türen, die ich der Reihe nach öffnete und nur in leere Zellen hineinschaute. Sicherlich warteten sie darauf, von weiteren fehlgeschlagenen Experimenten besetzt zu werden. Wer hinter diesen Mauern verschwand, hatte keine Chance mehr, aus eigener Kraft wieder wegzukommen. Das Schicksal stand auch mir bevor. Ich würde mich nicht befreien können. Womit sich die Frage stellte, wer mich dann hier herausholte.
Sir James? Suko? Vielleicht Abe Douglas? Sie alle arbeiteten für eine Polizei-Organisation. Man kann nicht behaupten, dass das FBI ein Kindergarten ist. Man kann es schon als Machtfaktor innerhalb des Staates bezeichnen, doch die NSA war mächtiger. Vor ihr musste auch das FBI kuschen und damit Abe Douglas.
Dass wir beide befreundet waren, war bekannt. Aus diesem Grunde würde auch Abe Douglas aus dem Verkehr gezogen werden, und damit waren meine Chancen auf den Nullpunkt gesunken.
Vor der Gittertür blieb ich stehen. Wie vorhin der Gefangene, so legte auch ich meine Hände um zwei Stäbe. Das Metall war kalt wie Eis.
Ich starrte durch die Lücke in das Zwielicht hinein und erkannte, dass vor mir ein Atrium lag. Allerdings mit geschlossener Decke.
Unter mir breitete sich der Hof aus. Es war der Innenraum einer Festung, an deren Innenseiten sich in mehreren Etagen die einzelnen Gänge verteilten, von denen jeweils Metalltreppen nach unten führten.
Es gab auch Licht. Es war zu schwach und zu kalt, um die Dunkelheit durchdringen zu können. Der Boden sah aus wie ein Gebilde aus verschiedenen Schatten, die ineinander liefen und mal dichter und mal weniger dicht waren.
Es waren fünf Gänge, die von verschiedenen Seiten auf das Zentrum zuführten. Fünf in jeweils einer Etage. Ich befand mich in der zweiten. Zwei waren noch über mir, und so konnten hier eine Menge Menschen gefangen gehalten werden.
Inzwischen war ich davon überzeugt, in einem alten Gefängnis zu stecken. Festung und Zuchthaus zugleich. Für diejenigen, die alles in die Wege geleitet hatten, hätte es perfekter gar nicht sein können.
Wer immer diesen Knast vor langen Jahren gebaut hatte, er hatte den anderen unbewusst einen Gefallen getan.
Ich ließ mir Zeit, um mir alles genau anzuschauen. Keine Bewegung fiel mir auf. Wenn sich noch weitere Gefangene in dieser Umgebung befanden, dann waren sie in den Zellen festgehalten worden.
Mich interessierten natürlich auch die Überwachungs-Kameras.
Ich sah sie nicht. Wenn sie vorhanden waren, dann sehr versteckt.
Auch die Türen der einzelnen Zellen sahen nicht aus wie normale Knasttüren.
Bisher hatte ich Glück gehabt. Es war keine Tür verschlossen gewesen. Ich
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