1120 - Grauen hinter Gittern
kaum mögen.«
»Wer denn?« rief ich.
»Die anderen, die hier sind.«
»Klar, die armen Geschöpfe, die den verdammten Experimenten zum Opfer gefallen sind.«
»Sehr gut. Oder fast sehr gut. Nicht alle sind so. Es gibt auch einige Normalos, wie wir sie nennen. Obwohl das auch nicht richtig ist. Die Normalos haben alle einen Tick, sonst wären sie nicht zu dem geworden, was sie sind. Psychopathen, Killer, Typen, die sich gern als Serienmörder sehen und so weiter. Man hat sie einfach mit den anderen zusammengelegt. Hier können sie sich bewegen und sich nicht aus dem Weg gehen. Manchmal drehen sie durch. Da killen sie sich gegenseitig, und auch die Mutationen mischen mit. Wir sind immer gespannt darauf, wer bei diesen Kämpfen gewinnt. Da werden die großen Killer oft genug ganz klein, wie du dir vorstellen kannst. Aber das wirst du alles selbst erleben. Jedenfalls wissen sie, dass Nachschub gekommen ist, und sie sind schon ganz begierig darauf, dich kennen zu lernen.«
Das konnte ich mir vorstellen. Gleichzeitig dachte ich über den perfiden Plan nach, den sich die NSA hier ausgedacht und auch in die Tat umgesetzt hatte. Mutationen und Killer wurden zusammen in eine Festung gesperrt. Man ließ die Türen offen und schaute zu, was sich ergab. Wer stärker war. Der Mensch oder die Unfälle aus dem Labor.
Ich bekam ein starkes Magendrücken, als ich mich mit diesen Vorstellungen beschäftigte. Es war einfach verrückt. Es konnte oder durfte nicht wahr sein. Nun war mir klar, dass der Alptraum erst richtig begann. Die Wächter würden nicht nur die Killer auf mich hetzen, sondern auch die Mutationen. Wenn ich daran dachte, wie viel Schwierigkeiten wir schon mit dem einen gehabt hatten, verstärkte sich das üble Gefühl noch.
Wieder hörte ich ein Geräusch. Es stammte nicht von dem Sprecher, und es war auch nicht aus dem Lautsprecher gedrungen. Über mir hatte jemand gegen ein Gitter geschlagen.
Abermals schaute ich in die Höhe.
Ein Schatten turnte in der ersten Etage über den Gang entlang.
Auch wenn er fast aussah wie ein Mensch, er war es nicht. Es war eine Gestalt, wie ich sie vom Friedhof her kannte und wie ich sie auch in der Zelle gesehen hatte.
Eine Mutation. Eine Mischung zwischen Mensch und Affe. Zugleich fiel mir wieder ein, wie schwer es Abe Douglas und mir gefallen war, dieses Wesen zu töten. Jetzt war ich allein. Konnte mich nicht mehr auf die Kugeln in der Beretta verlassen. Ich hatte nur das kleine Beil.
In diesem Moment sprang die Mutation nach unten!
***
Suko hatte es geschafft. Über Kanada war er in die Staaten eingereist, und er hatte das Gefühl gehabt, sich wie ein Illegaler zu bewegen.
Suko kannte die Stadt New York längst nicht so gut wie London.
Aber er fand sich zurecht, und er wusste auch, wo er Abe Douglas finden konnte. Zweimal hatte er es mit Anrufen versucht, aber der G-Man hatte nicht abgenommen, obwohl der Ruf durchgegangen war.
Trotzdem wollte Suko zu seiner Wohnung fahren und dort oder in der Nähe warten.
Es war heiß in der Stadt. Der Asphalt schien zu kochen. Die Luft flimmerte. Schlaglöcher in den Straßen stellten die Federung des Leih-Fords auf eine harte Probe. Die Menschen, die sich im Freien aufhielten, schwitzten um die Wette. Jeder suchte irgendwo Abkühlung und Schatten.
Douglas lebte in Manhattan Downtown. In einem der großen Blocks. Ein anonymer Kasten, der schon einige Jahre stand. Suko zählte die Stockwerke nicht. Sein Problem war es, einen Parkplatz zu finden, was er auch schaffte.
Mehr durch Zufall entdeckte er die Einfahrt zu einer Tiefgarage, in der auch die Mieter ihre Fahrzeuge abstellten, die hier im Haus wohnten. Allerdings waren sie auch öffentlich zugänglich, und es gab noch freie Plätze.
Nachdem sich die Schranke gehoben hatte, rollte Suko in die unterirdische Welt hinein. Wie in den Vorhof der Hölle, der hier mehr eine stinkende Giftküche aus dumpfer, abgestandener und mit Abgasen gefüllter Luft war.
Die Beleuchtung konnte man vergessen, und Suko fand auch in der ersten Ebene keinen freien Platz. Über die Serpentine rollte er weiter nach unten und hatte dabei das Gefühl, dem Teufel immer näher zu kommen. Die Scheinwerfer schickten ihr kaltes Licht in die düstere Umgebung hinein. Das Licht kroch über den Boden, glitt an Wänden entlang oder bestrich die Karosserien der abgestellten Fahrzeuge.
Die Lücke war da. Sie öffnete sich nahe eines Ausgangs, der aus einer feuerfesten Eisentür bestand. Dahinter würden eine
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