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1122 - Der Prophet des Teufels

1122 - Der Prophet des Teufels

Titel: 1122 - Der Prophet des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können Sie vergessen. Das Gebet ist jetzt wichtig.«
    »Ich werde daran denken.« Er lächelte und nickte. Dann stand er als höflicher Mensch auf. Beobachtet von der älteren Martha, die an ihm hochblickte und abermals den Kopf schüttelte. Sie verzog dabei das Gesicht, als könnte sie nicht begreifen, was hier vorgefallen war.
    Aber sie wusste auch, wann sie zu gehen hatte.
    Der Pfarrer brachte sie noch bis zur Tür. Die Tasche mit der Wäsche nahm sie mit und klemmte sie auf dem Gepäckträger ihres Fahrrads fest.
    Frank Mielke beobachtete sie. Er war vor der Tür stehen geblieben und fing wieder ihren besorgten Blick auf. Es sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, aber sie stieg in den Sattel und radelte davon.
    Eine einsame Gestalt unter einem dunklen Himmel.
    Frank Mielke schüttelte den Kopf. Lächeln über den Besuch konnte er nicht. Die warnenden Worte der Frau waren auch bei ihm nicht wirkungslos geblieben, doch das hatte er ihr nicht sagen wollen. Erst als sie die Westseite der Kirche umrundet hatte, zog er sich wieder in sein kleines, mit Efeu bewachsenes Haus zurück, das der Gemeinde gehörte. In diesem Haus hatten schon seine Vorgänger gelebt.
    Er schloss die Tür und ging wieder zurück in sein Arbeitszimmer.
    Jetzt, da die Frau fort war, kam es ihm leer und öde vor. Verlassen, einsam, auch kalt, obwohl es draußen so warm und schwül war. Er trat an das Fenster, um hinaus in den Garten zu schauen, der sich an die Rückseite des Pfarrhauses anschloss.
    Von einem gepflegten Nutzgarten konnte man nicht sprechen.
    Dieses Stück Land war leicht verwildert. Es wuchsen dort Obstbäume, aber auch Hecken, an denen die dunklen Früchte der Brombeeren schimmerten. Es gab wilde Blumen und hohe Gräser. Auch eine Bank war vorhanden. Die ehemals grüne Farbe gab es nicht mehr.
    Sie war mittlerweile abgeblättert, und die Eisenfüße hatten Rost angesetzt.
    Jenseits des Gartens führte ein kleiner Bach entlang. Dort bildete sich in den Morgenstunden zumeist ein Nebelfeld, auch bei dieser Schwüle hatte die Luft dahinter ein anderes Aussehen erhalten. Ein leichter Dunstfilm kroch vom Boden hoch und in den Garten hinein.
    Frank griff in die Brusttasche und holte eine Schachtel Zigaretten hervor. Wenn er allein war, rauchte er hin und wieder ein Stäbchen.
    Dieses Laster hatte er sich nicht abgewöhnt, und auch jetzt genoss er es, an der Zigarette zu ziehen und den Rauch gegen die Scheibe zu blasen, vor der er zerflatterte.
    Er brauchte jetzt Ruhe, weil er nachdenken musste. Und das schaffte er am besten, wenn er in den Garten hineinschaute und versuchte, sich am Anblick der Natur zu erfreuen. Sie gab ihm die Gelassenheit, Probleme aus einem anderen Sichtwinkel zu betrachten, und das hatte ihm schon immer geholfen.
    Nur heute nicht.
    Er wollte sich einfach nicht entspannen. Zu stark war das Erlebnis aufdem Friedhof gewesen. Es hatte ihn gezeichnet, nicht äußerlich, dafür im Innern. Hinzu kam Marthas Besuch, und so drehten sich seine Gedanken einzig und allein um den Propheten des Bösen, um den Mann mit dem Kartenspiel.
    Wer war er? War er ein Scharlatan, der den Menschen Angst einjagen wollte, oder war er mehr?
    Der Priester konnte keine Antwort darauf geben. Normalerweise hätte er darüber gelacht, doch hier war er sehr nachdenklich geworden, denn er dachte nicht nur an die beiden Karten, die man ihm überreicht hatte. Es war auch noch etwas anderes geschehen. Beim Rückzug hatte sich der Unbekannte verändert. Er war zu einem Skelett geworden oder auch dort hingegangen, wo ein Skelett auf ihn gewartet hatte. So genau konnte der Pfarrer es nicht sagen.
    Er war so in Gedanken gewesen, dass die Asche zu Boden gefallen war, ohne dass er es gemerkt hatte. Die nächste streifte er in das kleine Porzellangefäß auf der Fensterbank.
    Martha war voller Angst gewesen. Sie hatte ihn gewarnt. Der Pfarrer musste zugeben, dass diese Worte auch bei ihm nicht ohne Folgen geblieben waren. Er spürte eine gewisse Unsicherheit in sich und kam sich auch durch die Mauern des Pfarrhauses nicht geschützt vor. Der Fremde hatte es auf ihn abgesehen, sonst hätte er ihm nicht die Karten gezeigt. Pfarrer zu sein war eben nicht einfach.
    Er erinnerte sich auch daran, dass aus einigen nicht einmal sehr weit entfernten Gemeinden die Hirten verschwunden waren. Er wusste nichts Genaues. Die Oberen hatten sich nicht klar ausgedrückt, aber es waren schon ein oder zwei Stellen vakant geworden. Und das aus mehr als rätselhaften Gründen.

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