1135 - Cathys Friedhof
»Ist das ein Stern?«
»Ja.«
»Komisch.«
»Kannst du auch sagen, Tanner. Aber das hier ist ein ganz besonderer Stern. Ein sogenannter Siebenstern der Druiden. Und ich frage mich, wie er hierher kommt.«
»Den hat jemand eingeritzt?«
»Gut möglich. Oder so gut wie sicher. Wer immer es getan hat, er tat es nicht ohne Grund. Dieser Stern mit den sieben Spitzen ist meistens aus einer Linie und mit einem Zug gezeichnet. Nur dann kann er seine volle Kraft abgeben. Soviel ich weiß, kann der Siebenstern auch der Ausgangspunkt zum Reich der Druiden sein. So etwas wie ein Tor zur anderen Welt.«
»Wie schön. Dann brauchen wir nur einen Schlüssel.«
»Aber keinen normalen.«
Das war dem guten Tanner etwas zu hoch. Er wollte sich nicht blamieren und stellte deshalb keine Fragen. Das hier war nicht sein Job. Er fühlte sich unwohl und ärgerte sich, weil er nicht einfach nach Hause gefahren war. Der Chief Inspector war anderes Arbeiten gewohnt, Spuren zu sammeln, im Team zu arbeiten, zu vergleichen, zu kombinieren, die nötigen Schlüsse zu ziehen.
Hier blieb ihm die Rolle des Zuschauers. Er beobachtete, wie Suko den Siebenstern umschritt und dabei nahe an ihn herantrat. Er stieg auch darüber, und es passierte nichts.
»Was probierst du denn da aus?« fragte Tanner schließlich.
Suko blieb stehen. Der Druidenstern lag jetzt zwischen ihnen. »Noch einmal, der ist hier nicht grundlos hinterlassen worden. Ich gehe davon aus, daß wir so etwas wie einen Schlüssel vor uns liegen haben. Wenn wir tatsächlich ein Ergebnis erreichen wollen, muß der Stern aktiviert werden.«
»Wie denn?«
»Wenn ich das wüßte.«
Tanner zog die Nase hoch. »Was hat er mit der vierfachen Mörderin zu tun?«
»Er gibt ihr Kraft, nehme ich an. Er ist so etwas wie ein Verbindungsglied zwischen zwei Welten oder Zeiten. Aber sicher bin ich mir da auch nicht. Jedenfalls schätze ich ihn als Helfer ein. Dabei sollten wir auch bleiben.«
»Keine Ahnung, Suko. Du magst recht haben, gebe ich zu, aber hier lange zu warten, bringt auch nichts. Vergiß nicht, daß es da noch einen gewissen John Sinclair gibt.«
»Keine Sorge. Wie ich Johns Glück kenne, hat er wahrscheinlich mehr entdeckt als wir.«
»Aber er hat nicht…« Tanner trat plötzlich zurück. Mitten im Satz unterbrach er sich selbst. Dann schüttelte er den Kopf und leuchtete in die Höhe.
Er und Suko hatten etwas gehört. Aus der Dunkelheit war eine Stimme an ihre Ohren gedrungen.
Nicht laut, aber auch nicht leise. Scharf geflüstert. Zudem neutral. Es war nicht herauszufinden, ob es sich dabei um eine weibliche oder eine männliche Stimme handelte.
Tanner strahlte die Decke und die Wände an. Er fluchte leise vor sich hin und war sauer, weil er den Sprecher nicht entdeckte. Er stand auch nicht auf der Treppe, die Tanner ebenfalls anleuchtete.
Die Stimme war verstummt.
Beide warteten ab. Sie schauten sich an. Suko ließ den Lichtkegel der Lampe über den Druidenstern gleiten. Er war davon überzeugt, daß dieses kurze Melden nicht alles gewesen war. Es mußte mehr dahinterstecken. Außerdem hatte er kein Wort des Gesprochenen verstanden.
Der Stern hatte sich nicht verändert. Er war auch nicht das Zentrum gewesen. Die Stimme war von überallher aufgeklungen. Als hielte jemand das Gebiet hier unter seiner Kontrolle. Suko ging davon aus, daß sie jetzt schon einen Schritt weitergekommen waren.
Tanner war zur Treppe gegangen. Er rechnete noch immer damit, den Sprecher auf den Stufen zu sehen, aber der Lampenstrahl glitt in die Leere hinein.
»Glaubst du; Suko, daß uns hier jemand verarschen will?« fragte er flüsternd. »Daß sich jemand versteckt hält und sich über uns zwei Idioten amüsiert?«
»Nein, so einfach ist das nicht.«
»Verdammt, wir haben uns die Stimme doch nicht eingebildet. In Camdon House spukt es. Das ist uns klargemacht worden. Vielleicht gehört das zur Show. Hier finden Veranstaltungen statt. Da muß man den Leuten was bieten. Man kann heute mit allen elektronischen und auch akustischen Tricks arbeiten.«
»Das ist es nicht gewesen«, sagte Suko. »Ich würde gern an irgendwelche Tricks glauben. Leider haben wir es hier mit etwas anderem zu tun. Es ist etwas hier. Es hält sich hier in den Mauern auf. Es hat das Haus besetzt. Es ruft, es meldet sich, aber wir haben leider nichts verstanden. Oder geht es dir anders?«
»Nein, das ist es ja. Aber…«
Tanner verstummte wieder mitten im Satz, denn erneut vernahmen sie die Stimme. Diesmal
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