1147 - Zirkel der Untoten
bissig. »Harris hätte geschossen und dich auf dieser Entfernung auch getroffen.«
»Das denke ich auch. Nur ist die Spur zum Ziel damit abgerissen.«
»Aber wir leben noch«
Ich lächelte ihm zu. Schnell wurde mein Gesicht wieder ernst, denn was wir hier erlebt hatten, das ließ kein Lächeln zu. Es war ein Drama gewesen, wie es schlimmer nicht sein konnte.
Harris sah jetzt aus wie eine zerstörte Puppe. An der Tür liegen lassen konnten wir ihn nicht. Gemeinsam schleiften wir den starren Körper in das Dienstzimmer. Dort legten wir Harris neben seiner Frau nieder.
Auch wenn man die Schüsse gehört hatte, es war niemand da, der kam, um nachzuschauen. Wir blieben allein und zogen die Tür zum Büro des Kollegen zu.
Beide waren wir davon überzeugt, dass wir später noch Gelegenheit bekommen würden, uns um die beiden zu kümmern. Wir würden zumindest dafür sorgen, dass sie ein anständiges Begräbnis bekamen. So schlimm die Begegnung auch ausgefallen war, eines hatten wir trotzdem erfahren: Wir wussten jetzt über einen Ort Bescheid, an dem es ein geheimnisvolles Licht geben sollte. Möglicherweise die Lösung des Falls und auch der Treffpunkt des seltsamen Zirkels.
Genau den Ort mussten wir finden!
***
»Mousehole«, wieder holte Conrad Kelly mehrmals und lachte glucksend. »Was ist so komisch?«
»Der Name.«
Nathan Glide zuckte mit den Schultern. »Darüber denke ich nicht nach. Ich habe andere Sorgen.«
»Stimmt, ich auch.« Kelly rieb seine Hände und warf einen Blick auf die Maschinenpistole zu seinen Füßen. »Wichtig ist, dass wir die Schweine finden, und ich kann dir schon gratulieren, Cousin.«
»Wozu?«
Kelly zeigte beim Grinsen die Zähne. »Dass du die Spur nicht verloren hast. Du bist doch besser als ich dachte.«
»Na ja, du kennst mich eben nicht. Manchmal sind die ruhigen Typen besser.«
Conrad Kelly wusste sehr gut, dass er und vor allen Dingen sein Temperament damit gemeint waren, aber er hielt den Mund. Bei anderen hätte er das nicht getan. Nathan war eben ein besonderer Mann. Er konnte sich diese Bemerkung erlauben.
Sie hatten eine verdammt lange Fahrt hinter sich, und sie hatten die beiden Bullen nie aus den Augen verloren, auch wenn sie sie nicht gesehen hatten.
Für so etwas waren Wanzen gut. Eine davon hatte Nathan dem Fahrzeug der beiden Bullen angeklebt. Rover verfolgte Rover, denn auch die Iren fuhren die Marke. Sie fielen damit am wenigsten auf, denn auf der Insel liebte man diesen Autotyp.
Sie hatten nur dem Signal zu folgen brauchen. Auf einem kleinen Bildschirm hatte es sich abgemalt.
Auch die Killer hatten übernachtet und jetzt, wo sie in Cornwall waren und dieses Land wenig romantisch, sondern winterlich grau erlebten, da wussten sie auch, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt liegen konnte. Es sei denn, die Bullen wollten aufs Meer.
Kelly hatte zwischendurch immer wieder davon gesprochen, die Bullen abzuschießen. Sie hätten auch Gelegenheiten gehabt, doch Nathan war dagegen gewesen. Und was er sagte, das tat Conrad Kelly. Er akzeptierte den Cousin als seinen Boss. Glide war davon überzeugt gewesen, dass sie noch etwas herausfinden würden, was möglicherweise wichtig war. So etwas spürte er im Urin.
Die Häuser von Mousehole wirkten wie in die Landschaft hineingestellt.
Beide Männer kannten das aus ihrer irischen Heimat. Hier gab es nichts, was ein Leben lebenswert gemacht hätte, zumindest nicht für sie. Da könnte man höchstens einen toten Hund begraben.
Beide Männer folgten der Straße in das Kaff hinein. Während Nathan fuhr und dabei ruhig blieb, konnte Conrad seine Kommentare nicht schlucken. Er schimpfte über das Kaff. Er fluchte auf die Häuser und ebenfalls auf die Menschen.
»Ich weiß überhaupt nicht, was die Bullen hier zu suchen haben. Was soll das?«
Wieder blieb Nathan gelassener. »Wenn sie so weit fahren, dann steckt mehr dahinter.«
»Wie meinst du das denn?«
»Das ist alles andere als ein Urlaub. Ich glaube, dass wir einer großen Sache auf der Spur sind.«
»In diesem gottverlassenen Flecken?«
»Ja, hier.«
»Da bin ich mal gespannt.«
Von den Bewohnern ließ sich kaum jemand auf der Straße blicken. Die meisten streckten in ihren Häusern. Geschäfte, die im Sommer geöffnet hatten, waren jetzt geschlossen. Ein Mann war dabei, seine Bretterbude anzustreichen.
Die Häuser standen zwar zu beiden Seiten der Straße, aber stets im Abstand voneinander, so dass genügend Platz für Gärten und freie Rasenflächen
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