116 - Dämonenfalle Amazonas
hohen Urwaldriesen schweben.
Der Vogel knatterte heran, schaukelte leicht, setzte dann aber sicher auf und zog eine Staubwolke hinter sich her. Wenige Meter von uns entfernt blieb das einmotorige Flugzeug stehen.
Der Pilot stieg aus, ein schwarzhaariger, ernster Brasilianer.
Er begrüßte Vasco da Volta, und dieser machte ihn mit uns bekannt. Er wußte von unserem Mißgeschick: daß uns Kogora vom Himmel geholt hatte, nachdem wir die Garimpeiro-Siedlung überflogen hatten. Unser Pilot, Pablo Jamenez, war kein Flieger-As gewesen, aber den Absturz hatte nicht er, sondern die Sumpfhexe verschuldet.
Wir kletterten in die Maschine. Die Garimpeiros traten winkend zurück, und wenig später befanden wir uns in der Luft. Ich schaute hinunter, sah den breiten Fluß und die Sandbank mit den Alligatoren. Ein unangenehmes Abenteuer lag hinter uns.
Ich hoffte, daß uns nichts mehr in die Quere kam.
Ein welliger grüner Teppich lag unter uns - der brasilianische Tropenwald, geheimnisvoll und gefährlich, voll unbekanntem Leben. Eine fremde Wildnis, in der es nicht leicht war, sich zurechtzufinden.
Was mochte der Dschungel für uns noch an Überraschungen bereithalten?
***
Nach dreistündigem Flug landeten wir in der Nähe grauer Holzhütten. Diese Garimpeiro-Siedlung lag in einer engen Flußbiegung. Verfilztes Dickicht umgab sie, und die arbeitenden Goldsucher nahmen keine Notiz von uns.
Diese Siedlung war etwas größer als jene, aus der wir kamen.
Hier gab es sogar ein Freudenhaus, wobei die Bezeichnung »Haus« reichlich übertrieben war, denn es handelte sich lediglich um eine Hütte, die genauso schäbig war wie die anderen.
Ein untersetzter Mann mit stark gelichtetem Kraushaar kam uns entgegen. Er war hier der Capo: Dondo Narrine, Er hatte die besten Jahre hinter sich, wirkte aber noch kräftig und energisch.
Sein Händedruck war fest, sein Blick direkt. Er schien sich vor nichts und niemandem zu fürchten.
Unser Pilot hielt sich nicht lange auf. Er lud ein paar Kisten in seine Maschine und startete kurz darauf wieder.
Dondo Narrine nahm uns mit in seine Hütte. Dort mußten wir ihm haargenau erzählen, wie wir Kogora erledigt hatten. Dabei stiegen wir in seiner Achtung erheblich, wie mir auffiel.
Ich brachte das Gespräch auf Rian X. Goddard und zeigte das alte Foto, das ich von dem Millionär hatte. Narrine nickte. »Ja, das ist der Mann. Er ist heute etwas älter, aber er ist es.«
»Vaseo da Volta Sagte, Sie wären bereit, uns zu ihm zu führen«, sagte ich.
»Gegen eine entsprechende Bezahlung.«
»Wieviel?«
Er nannte seinen Preis, der sich in vernünftigen Grenzen hielt, deshalb war ich damit einverstanden.
»Weshalb suchen Sie ihn?« wollte Narrine wissen.
Ich erzählte ihm auch die andere Geschichte, faßte mich aber kurz und erwähnte vor allem nicht, daß der Kidnapper von Jubilee ein Dämon gewesen war.
»Goddard lebt in einer Urwaldstation«, berichtete uns Narrine. »›White Angel‹ wird sie genannt.«
Er nannte den Namen des Leiters und den seiner Frau.
»Die Sheenes werden ohne Goddard auskommen müssen«, sagte ich. »Wenn er erfährt, daß Jubilee und Ethel wieder beisammen sind, wird ihn nichts mehr im Urwald halten.«
Es gab bei der Krankenstation keine Landepiste für Flugzeuge, wie uns Dondo Narrine erklärte.
»Heißt das, wir müssen zu Fuß durch den Urwald latschen?« fragte Mr. Silver wenig begeistert.
»Ich habe Maultiere bereitstellen lassen«, sagte der Capo.
»Sie sind ein kluger Mann«, bemerkte Mr. Silver versöhnlich. »Hoffentlich ist ein besonders kräftiges Tier für mich dabei. Ich möchte nicht, daß ich es nach einigen Kilometern tragen muß.«
»Es wird Sie aushalten.«
»Wenn wir ›White Angel‹ erreichen, wird es ein Kreuz wie eine Hängematte haben«, sagte Mr. Silver grinsend.
»Ich wollte zwei Männer mitnehmen«, sagte der Capo. »Leider ist einer ausgefallen. Malaria. Was soll man machen? Der Anfall kam ganz plötzlich.« Dondo Narrine erklärte uns, daß wir einen strapaziösen, gefährlichen Weg vor uns hatten.
»Wieso gefährlich?« wollte Mr. Silver wissen.
»Wir kommen am Gebiet der Iaviros vorbei.«
Narrine dachte, wir hätten schon von den Iaviros gehört. Als er unsere fragenden Blicke sah, fügte er seinen Worten eine höchst unerfreuliche Erläuterung hinzu: »Die Iaviros sind noch Kopfjäger. Wer sich zu nahe an ihr Gebiet heranwagt, riskiert sein Leben.«
»Dann machen wir eben einen Bogen um ihr Gebiet«, sagte ich.
»Das
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