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1167 - Bettler des Vakuums

Titel: 1167 - Bettler des Vakuums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wäre.
    Sie war es aber nicht.
    Mit zusammengebissenen Zähnen suchte Cobanor sich seinen Weg durch das Labyrinth der fliegenden Pflanzen. Fast zu spät erkannte er, daß er nicht nach oben entkommen konnte, wohin es ihn instinktiv trieb, aber dann erinnerte er sich an die lebensfeindliche Oberfläche des Planeten Lumen und daran, daß die Pflanzen offenbar in den unteren Schichten der Atmosphäre nicht flugfähig waren.
    Wenig später raste die Space-Jet über ein Gebirge hinweg, dessen nackte Felsen wie die Skelette riesiger, urweltlicher Tiere aussahen. Hoch oben waren die fliegenden Pflanzen in hellem Aufruhr und strebten jener Linie zu, die dem Kurs des kleinen Raumschiffs entsprach. Aber die Pflanzen waren schwerfällig und langsam und im Gegensatz zu der DARWIN abhängig von der Thermik und den Winden.
    Trotzdem hätte es leicht schiefgehen können. Cobanor wurde von einer unerklärlichen, geradezu hysterischen Furcht geschüttelt, und es fiel ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Versuchung, auf Biegen und Brechen in den Weltraum vorzustoßen, war so stark, daß er ihr zeitweilig kaum zu widerstehen vermochte. Erst über einem der schwarzen, toten Meere von Lumen wurde ihm bewußt, wie unbegründet seine Angst war.
    Über ihm war der Himmel frei von fliegenden Pflanzen. Sie strebten zwar von allen Seiten herbei, aber sie waren nicht schnell genug. Er jagte die DARWIN in diesen wunderschönen, glänzenden, blütendurchwobenen Himmel hinauf, bis die lichtlose Schwärze des Weltraums das kleine Schiff umfing.
     
    6.
     
    Varkun, Sira und Jasmin Ali waren bewußtlos und blieben es. Niemand konnte feststellen, was wirklich mit ihnen geschehen war, und niemand konnte ihnen helfen.
    Selbst die hochspezialisierten Apparaturen der Krankenstation waren machtlos. Keiner der drei war verletzt worden. Ihre Herzen schlugen, und ihre Lungen atmeten, aber das waren rein vegetative Funktionen, ebenso wie die Tatsache, daß ihre Körper auf künstliche Ernährung ansprachen. Sogar Teile ihrer Gehirne arbeiteten - jene, die für rein vegetative Vorgänge zuständig waren. Der Rest war nicht tot, aber leer.
    „Was gedenkst du zu tun?" fragte Art Mektal, nachdem er erfahren hatte, wie es stand.
    Dorgen, der Schiffsarzt, zuckte die Schultern.
    „Ihre Körper sind intakt", wich er aus. „Man könnte sie wahrscheinlich jahrelang am Leben erhalten."
    „Besteht die Aussicht, daß sie jemals wieder zu Bewußtsein kommen?"
    „Ich weiß es nicht."
    „Wenn ich mich recht erinnere, gibt es für solche Fälle bestimmte Tests!" sagte der Kommandant der VIVIER BONTAINER scharf.
    Dorgen zuckte zusammen. Art Mektal fluchte und schimpfte häufig, keifte herum wie ein Giftzwerg, aber diesen Tonfall hörte man selten von ihm.
    „Die Tests sind negativ verlaufen", erklärte Dorgen betont förmlich. „Selbst die direkte Reizung der Erinnerungszentren konnte weder Träume noch sonstige Reaktionen provozieren, und das bedeutet nach unseren derzeitigen Kenntnissen, daß die Lage hoffnungslos ist."
    Art Mektal betrachtete den Schiffsarzt nachdenklich, aber Dorgen faßte die Blicke des Kommandanten anders auf und nahm eine abwehrende Haltung an.
    „Alle drei sind offenbar durch den Kontakt zu einer uns fremden Lebensform in diesen Zustand geraten", fuhr der Schiffsarzt fort. „Es könnte sich um eine vorübergehende Erscheinung handeln. Wir wissen über die fliegenden Pflanzen von Lumen vorläufig so gut wie nichts. Vielleicht ist irgendeine Droge im Spiel, ein Gift, das wir bisher nur noch nicht als solches erkannt haben. Ich werde mich deiner Entscheidung beugen müssen, aber ich bin der Ansicht, daß wir abwarten sollten!" Art Mektal rieb sich die Stirn. Dorgen fand, daß der Kommandant der VIVIER BONTAINER noch zerknitterter aussah, als es sonst der Fall war, und er empfand plötzlich Mitleid mit diesem Mann, der sein Schiff und seine Besatzung zehn Monate lang erbarmungslos vorangetrieben hatte. Einsam und isoliert hatte die VIVIER BONTAINER sich unter Art Mektals Führung ihren Weg bis in die Nähe des Zentrums von M82 erkämpft. Mektal hatte gewiß gehofft, daß sie hier wenigstens Hinweise auf den Verbleib der Galaktischen Flotte fanden, wenn nicht gar die Flotte selbst. Statt dessen mußten sie auf diese absurde Doppelsonne stoßen, und sie hatten noch immer nicht herausbekommen, was mit den Schiffen geschehen war, die die Flucht durch den Frostrubin gewagt hatten.
    Was, wenn es viele verschiedene Ausgänge gab? Wenn die

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