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1168 - Nach den Regeln der Hölle

1168 - Nach den Regeln der Hölle

Titel: 1168 - Nach den Regeln der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lässt…« Meine Hand mit dem Buch sank nach unten. »Das ist es wohl gewesen«, sagte ich leise und atmete tief aus. »Die letzten Sätze vor seinem Tod.« Ich blätterte weiter, aber es gab keine Eintragungen mehr, und so legte ich das schwarze Buch auf die Platte des Schreibtischs.
    Alina und Jane schwiegen. Mir fiel auf, dass Alina sich abgedreht hatte. Am Zucken der Schultern erkannte ich, dass sie weinte.
    Jane versuchte, sie zu trösten. Sie sprach davon, dass sie nicht allein sei und wir auf sie Acht geben würden, doch daran konnte sie schlecht glauben.
    Mit schnellen Schritten verließ Alina das Zimmer und rannte zur Toilette. Sehr bald schon hörten wir die Spülung. Möglicherweise hatte sie sich übergeben.
    »Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken«, sagte Jane. »So wie es aussieht, hat sie keine Zukunft vor sich, und ihre Vergangenheit ist ebenfalls schlimm gewesen. Ich weiß nicht mehr weiter, John. Wir können nur eines tun. Sie einfach nicht aus den Augen lassen. Ansonsten bin ich ratlos.«
    Ich musste ihr zustimmen. Dennoch sagte ich: »Wir haben zwei Personen, die noch existieren. Zum einen die Mutter, zum anderen Dorian Wade. Die müssten doch zu finden sein.«
    »Wade weniger als Michelle.«
    »Warum?«
    »Er ist schließlich…«
    »Nein, Jane,«, unterbrach ich sie, »er ist zwar eine Kreatur der Finsternis, aber er wird ein normales Leben führen. Das hat sein Bruder auch getan. Wenn jemand wie er ein normales Leben führt, dann benimmt er sich auch so. Dann wird er nicht in den Untergrund gehen. Er kann aufgefallen sein. Er hat eine Adresse. Er wird einen Unterschlupf finden müssen, auch ein Dorian Wade kann es sich nicht leisten, einfach auf der Straße zu leben. Da muss es einfach einen Hintergrund geben.« Ich zeigte auf das Buch. »Verdammt noch mal, wie hätte ich mir gewünscht, dort mehr Hinweise zu finden.«
    »Die können wir uns nicht aus den Rippen schneiden. Aber deine Idee ist nicht schlecht. Vielleicht hat Dorian wirklich normal gelebt wie jeder andere Mensch auch. Dann muss er praktisch Spuren hinterlassen haben.«
    Alina kehrte zurück. Sie war bleich geworden. Das Brechen hatte sie angestrengt. Sie hatte sich ein Handtuch mitgebracht und tupfte sich Schweiß ab. »Er hat meinen Vater nicht bekehren können«, sprach sie leise. »Das weiß ich jetzt. Aber er wird nicht aufgeben und es weiterhin versuchen. Nur nicht bei meinem Vater, sondern bei mir.« Sie nickte heftig. »Ja, bei mir. Und ich weiß nicht, wie ich mich dagegen wehren soll.«
    »Indem Sie nicht allein bleiben«, sagte ich.
    »Wollen Sie mich bewachen?«
    »Darauf würde es hinauslaufen.«
    Alina legte den Kopf zurück und lachte. »Wie lange denn? Zwei Tage, eine Woche? Oder einen Monat? Es tut mir leid, doch das werden sie nicht durchhalten.«
    »Ich bin ja auch noch da!«, sagte Jane.
    »Willst du dann hier wohnen?«
    »Sollte es nötig sein, werde ich auch das tun.« Jane ging auf Alina zu und legte die Hände auf ihre Schultern. »Ich möchte nicht, dass du das gleiche Schicksal erleidest wie dein Vater.«
    »Aber da sehe ich keine großen Chancen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Dorian einfach zu stark ist. Wir alle haben es doch auf dem Dach erlebt.«
    »Schon, aber auch du bist nicht ohne, Alina.«
    »Wieso?«
    »Denk daran, als du auf dem Boden gelegen hast und der Kampfhund an deiner Kehle hing. Hat er zugebissen?«
    »N… nein.«
    »Eben, er hat nicht.«
    »Aber wenn Dorian ihm einen Befehl erteilt hätte, dann…«
    Jane legte einen Finger auf die Lippen. »Bitte, Alina, denke genau nach. Wie ist das gewesen, als du unter dem Kampfhund gelegen hast?«
    »Schrecklich.«
    »Stimmt. Du hast dich jedoch von ihm befreit. Bist du nicht plötzlich durch das Erbe deines Vaters erstarkt? War nicht eine Kraft in dir, die den verdammten Hund vertrieben hat? Oder sehe ich das falsch? Ich meine, in deinen Augen den anderen Ausdruck gesehen zu haben. John Sinclair ist es ebenso ergangen. Du bist durch das Erbe deines Vaters in der Lage, die Kreaturen der Finsternis zu erkennen. Du kannst durch ihre menschlichen Masken hindurchschauen. Es ist eine wahnsinnige Gabe, die du von der anderen Seite mitbekommen hast. Darauf kannst du bauen. Und letztendlich auch auf uns.«
    Alina ging zum Fenster und blieb davor stehen. Die Ruhe der Nacht war verschwunden. Der frühe Morgen brachte auch das Erwachen nach London. Die Verkehrsgeräusche drangen bis zu uns hin.
    »Er wird mich beim nächsten Mal sofort zu töten versuchen.

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