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1170 - Baphomets Beute

1170 - Baphomets Beute

Titel: 1170 - Baphomets Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lebte.
    Schließlich wurde sie doch von der Wärterin angesprochen. Allerdings so leise, dass ich kein Wort verstand. Ich hörte nicht einmal, dass gesprochen wurde. Ich las es nur an den Lippen ab.
    Meine Blickrichtung wechselte. Ich konzentrierte mich wieder auf den kleinen Bastard. Er hockte so still auf dem Boden, als hätte man ihn ruhig gestellt. Da er den Kopf zur Seite gedreht hatte, konnte ich nicht in seine Augen schauen. Er kam mir vor wie jemand, der unter Drogen gesetzt worden war. Er glotzte an mir vorbei und ins Leere hinein. Sonst tat er nichts.
    Ich kümmerte mich wieder um Dora. Sie hatte sich bereits eine Schrittlänge vom Sessel mit der liegenden Julia entfernt. Dabei tat sie nichts. Sie stand auf der Stelle und wartete. Umgeben war sie von den Lichtschleiern der Kerzen. Die Flammen brannten recht ruhig. Da war kein Zucken oder Flackern zu sehen, abgesehen von nur geringen Bewegungen. Auch das Spiel der Schatten hielt sich in Grenzen.
    Es war schon seltsam, dass sich die Person um nichts mehr kümmerte. Aber auch dieser Zustand war nicht von ungefähr gekommen. Es musste einen Sinn haben.
    Ich wünschte mir einen Stein oder irgendeinen anderen harten Gegenstand, um die Scheibe anschlagen zu können. Mit der bloßen Hand war es nicht möglich.
    Vielleicht mit der Schulter? Oder auch mit dem Fuß? Allmählich konkretisierten sich meine Gedanken. Bisher war ich gezwungen gewesen, passiv zu sein. Das sollte nicht mehr länger anhalten, und einen relativ harten Gegenstand trug ich trotz allem bei mir: das Kreuz.
    Es kam anders, zwar nicht radikal, aber hinter der Scheibe veränderten sich die Verhältnisse.
    Weder die beiden Frauen trugen dazu bei noch der pelzige Balg auf dem Boden. Es lag einzig und allein in den Kerzenflammen, denn sie bewegten sich plötzlich.
    Einen Grund gab es, nur sah ich den nicht. Wind ist unsichtbar. Nur durch ihn konnten die Flammen in Bewegung gesetzt werden. Sie beugten sich zur Seite, richteten sich wieder auf, wurden erneut von den Strömungen erfasst, verneigten sich abermals und schufen durch die ständig wechselnden Bewegungen eine völlig neue Umgebung innerhalb dieses unterirdischen Verlieses.
    Schatten und helle Inseln wechselten sich ab. Sie liefen ineinander, sie trennten sich. Unheimliche Gestalten schienen aus den Wänden zu entweichen, um sich neue Wege zu suchen. Sie huschten über den Boden hinweg, sie kletterten an den Wänden hoch und zauberten ständig wechselnde Muster gegen die Decke, als wollten sie einen düsteren, unheimlichen Himmel schaffen, der zur Hölle gehörte, obwohl dies ein Widerspruch in sich selbst ist.
    Es war schon ein faszinierendes Bild. Trotz aller Faszination behielt ich den Überblick und auch das logische Denken. Für mich stand fest, dass es eine Quelle geben musste, denn die Windstöße kamen nicht aus dem Unsichtbaren. Ich glaubte auch nicht daran, dass eine Tür geöffnet worden war, um Durchzug zu schaffen. Dieses Bild aus Licht und Schatten musste eine andere Ursache haben.
    Der Tanz hörte nicht auf. In seinem Zentrum stand Dora, die sich nicht bewegte. Sie wirkte auf ihrem Platz wie eingefroren und hatte den Kopf in eine bestimmte Richtung gedreht, weil von dort jemand kommen sollte, der hier das Sagen hatte.
    Auch der Balg auf dem Boden drehte seinen übergroßen Kopf. Die Hände an den langen Armen berührten den Boden. Mit den Spitzen der langen dunklen Nägel kratzte er über das Gestein, als wollte er dort Lücken schaffen.
    Es passierte noch nichts, was der Szenerie ein anderes Gesicht gegeben hätte. Ich war allerdings fest davon überzeugt, dass dies zu einem Vorspiel gehörte und der wahre Wechsel erst noch im Anmarsch war.
    Dora wartete voller Inbrunst. Die Hände hatte sie über Kreuz gegen ihre Brust gelegt. Den Kopf dabei leicht in den Nacken gedrückt, und so schaute sie gegen die Decke.
    Etwas zuckte durch den Raum!
    Ich erlebte die Bewegung wie am Rande. Ich wusste auch nicht, woher sie gekommen war. Sie war plötzlich da gewesen und hätte ebenso gut aus der Decke, den Wänden und dem Fußboden stammen können. Sie war blitzschnell und huschend. Zugleich flatternd, als hätte jemand ein Tuch geschleudert.
    Eine schwarze Gestalt war in den Raum hineingesegelt. Sie strich über die Spitzen der Kerzenflammen hinweg. Sie war da, sie war dunkel, hatte glühende Augen, und sie kam mir vor wie ein Schatten aus der Hölle.
    Dann ging alles blitzschnell. So schnell, dass ich auch nicht mit dem Kreuz eingreifen

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