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1170 - Baphomets Beute

1170 - Baphomets Beute

Titel: 1170 - Baphomets Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegten sich die Nase und das breite Maul leicht zuckend. Julia glaubte auch, so etwas wie ein Schlürfen zu hören, und sie sah das, was Lippen waren, feucht schimmern. Normalerweise hätte Ekel in ihr hochsteigen müssen. Das passierte seltsamerweise nicht. Etwas anderes, ein völlig neues Gefühl machte sich in ihr breit. Sie merkte, dass sie ein warmer Strom der Sympathie durchschoss, und stellte fest, dass sie so etwas wie mütterliche Gefühle für dieses Wesen entwickelte, das so wenig mit einem Menschen gemein hatte.
    Julia lächelte sogar.
    Und dann bewegte sie sich!
    Sie drehte sich erst zur Seite. Dabei streckte sie den rechten Arm aus und bewegte auch die Finger ihrer Hand so, dass das Zeichen verstanden werden konnte, wenn das Wesen nicht ganz dumm war.
    Sie winkte es zu sich!
    Noch passierte nichts. Aus dem breiten Gesicht starrten sie nur die kalten Augen an. Dann aber gab es einen Ruck. Es hüpfte in die Höhe wie ein Frosch. Julia stieß einen leisen Schrei aus. Ihre Augen glänzten. Der Mund blieb weiterhin offen, und einen Moment später streckte sie auch den linken Arm aus.
    Das Wesen verstand!
    Nach dem ersten Hüpfen war es wieder zurück auf den Boden gefallen, jetzt stieß es sich wieder ab und hatte genügend Schwung, um das Bett zu erreichen.
    Dicht neben der liegenden Frau krallte es sich fest. Und es war wirklich ein Krallen, denn Julia sah, wie Nägel in das Bettlaken hineinstießen.
    »Wer bist du?« hauchte sie.
    Er gab keine Antwort. Aber er ließ seine »Mutter« auch nicht aus den Augen. Sie sah sein Gesicht aus der Nähe. Der Kopf besaß eine dreieckige Form, doch nicht scharf gekantet, sondern mehr mit abgerundeten Ecken versehen.
    Die breite Nase mit den hervorragenden Nasenlöchern. Der ebenfalls breite Mund oder mehr ein Maul, unter dem sich das relativ kurze und leicht spitze Kinn abzeichnete.
    Dann die Augen.
    Farbig, doch nicht genau zu erkennen, was sich dort alles mischte. Sie sahen mal hell aus, mal rötlich, dann wieder schimmerten sie grün und auch gelb.
    Das waren alles andere als normale, menschliche Augen. Sie hatten nur einen bestimmten Ausdruck, der kalt war und genau zeigte, wozu dieses Wesen fähig sein konnte.
    Dennoch empfand sie ihn nicht als schlimm. Sie mochte ihn plötzlich, denn wieder schoss ihr durch den Kopf, dass dieses Wesen aus ihrem Leib gekommen war. Sie hatte es geboren. Sie war die Mutter, und sie konnte es einfach nicht hassen.
    Bisher hatte sie es noch nicht berührt. Das wollte sie ändern. Diesmal war sie es, die den Versuch startete. Behutsam, vorsichtig. Sie wollte das Wesen nicht erschrecken.
    Es schaute sie an. Kein Gefühl in den Augen. Es hätte töten und ebenso lieben können, das wäre alles gleich geblieben. Er oder es sagte nichts, jetzt waren auch die Lippen geschlossen, und Sekunden später hatte Julia den ersten direkten Kontakt.
    Ihre Hände fuhren über den Körper hinweg. Sanft streichelten sie das Fell. Sie liebkosten, sie fuhren an den Schultern entlang über die Arme nach unten. Sie bürsteten auch gegen den Strich, was diesem Wesen nichts ausmachte.
    Im Gegenteil. Plötzlich öffnete es seinen Mund, ließ für einen Moment die Zunge nach vorn schnellen, um den Kopf danach zurückzulehnen. Es gab ein sanftes Schnurren ab, das Ähnlichkeit mit dem einer Katze hatte.
    Julia hob die Arme an. Sie legte ihre Hände unter die ihres »Kindes« und spürte genau die messerscharfen Krallen, die leicht gekrümmt hervorwuchsen.
    Scharf wie Dolche. Sie würden Haut aufreißen. Sie waren in der Lage, einen Menschen zu töten.
    Aber nicht die Mutter.
    Ein Glücksgefühl stieg in ihr auf. Julia war auch in der Lage, mit dem Wesen zu sprechen. Dabei wusste sie nicht, ob sie verstanden wurde, aber sie redete einfach drauflos.
    »Man wird dich hassen. Ja, man wird dich hassen. Aber ich hasse dich nicht, verstehst du? Ich habe dich geboren. Ich halte zu dir, was immer auch geschieht. Und ich will auch nicht mehr länger darüber nachdenken, wer dein Vater ist. Ich habe ihn akzeptiert, also werde ich auch dich akzeptierten.«
    Ob sie verstanden worden war, bekam sie nicht heraus. Sie wartete ab und sah dann, wie das Wesen nickte. Also hatte es alles begriffen. »Das ist gut, das ist…«
    »Baphomet!«
    Mitten im Satz hielt Julia innen. Er hatte etwas gesagt, aber sie hatte das Wort nicht verstanden.
    »Was meinst du?«, flüsterte sie.
    In seinen Augen veränderte sich etwas. Sie blickten jetzt noch intensiver, und wenig später öffnete er

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