1170 - Baphomets Beute
Klemme zu stecken, die immer härter zugedrückt wurde.
Ein Schatten der sich aufrichtete, der auch Gestalt annahm. Der so schwarz wie die Nacht war. Der eine Form besaß und trotzdem keine, die man beschreiben konnte.
Er richtete sich auf.
Er drehte sich und streckte mitten in der Bewegung seinen rechten Arm aus.
Julia sah die Hand mit den langen Fingern. Und sie sah auch, dass der Eindringling etwas festhielt, das ihre gesamte Aufmerksamkeit beanspruchte.
Es war ein zappelndes Etwas. Nur darauf konnte sich Julia noch konzentrieren. Die kalten Augen, die auch etwas rötlich blickten, sah sie nicht.
Mein Kind! Es war - nein, es ist mein Kind!
Und das ließ der andere fallen.
Es fiel auf den Boden des Zimmers und hinterließ dabei ein klatschendes Geräusch.
Wie ein flacher Fladen blieb es für eine Weile liegen. Die Gestalt lachte auf. Und genau dieses verdammte Lachen kannte Julia aus der Zelle. Es war so etwas, das sie nie im Leben vergessen würde.
Einfach grauenhaft. Auch in der Zelle hatte sie Ähnliches gehört.
Das Lachen des Teufels!
Er war weg.
Auf einmal befand sie sich wieder allein im Krankenzimmer. Sie hörte noch, wie die Tür leise zufiel. Und dann musste sie feststellen, dass sie sich nicht allein im Raum befand.
Es gab noch jemand.
Es war ihr Kind!
***
Das zu glauben, das zu akzeptieren, fiel Julia Coleman verdammt schwer. Nur gab es keine andere Möglichkeit.
Sie hatte dieses Wesen geboren, das noch auf dem Boden lag und sich nicht bewegte.
Julia wartete ab. Sie hatte sich zur Seite gedreht, um die Hinterlassenschaft nicht mehr aus den Augen zu lassen. Es war nicht grundlos abgegeben worden. Durch ihren Kopf zuckte ein Gedanke. Das Kind gehört zu einer Mutter, und verdammt noch mal, sie war die Mutter.
In den folgenden Sekunden versuchte Julia, ihr Denken auszuschalten. Es war nicht möglich. Auch brachte sie es nicht fertig, ihren Blick abzuwenden. Sie musste einfach hinschauen und fragte sich, was sie- da geboren hatte.
Es war leider zu dunkel. So konnte sie keine Antwort bekommen. Aber sie traute sich auch nicht, das Licht einzuschalten. Wenn sich das Wesen bewegen würde, dann würde es auch durch hellere Stellen innerhalb des Krankenzimmers laufen.
Noch blieb es still…
Bis es plötzlich zuckte!
Bei dieser Bewegung erschrak Julia so stark, dass sie sogar einen Schrei ausstieß.
Das Ding hüpfte in die Höhe. Bei einem normalen Kind wäre es unmöglich gewesen, aber was war schon an dieser Geburt normal? Nichts, überhaupt nichts.
Es sah auch nicht aus wie ein Kind, was sie so lange in sich getragen hatte. Es war dunkel. Es besaß einen fast schon platten Körper, aber es war mit Gliedmaßen ausgestattet, die Julia als zwei lange Arme und zwei Beine identifizierte.
So hüpfte es in die Höhe!
Wieder drang ein Schrei aus Julias Kehle. Das Kind kam ihr plötzlich vor wie ein Fisch. Es konnte nicht normal sein. Für sie lebte es auch nicht richtig. Es existierte nur und näherte sich durch diese Hüpfbewegungen der Bettseite.
Zum ersten Mal richtete sich Julia auf. Sie tat es etwas zu heftig, sodass sie ein Schwindel erfasste.
Er dauerte nicht lange an. Als sie wieder normal schauen konnte, da sah sie die Gestalt schon in Greifweite vor ihrem Bett.
Das Wesen bewegte sich nicht mehr. Es schien zu Eis geworden zu sein, und auch Julia erstarrte.
Sie schauten sich an.
Auge in Auge!
Auf der einen Seite die menschlichen Augen, auf der anderen die eines Monstrums. Eines Bastards, der aus dem Leib einer Frau gekrochen war.
Das zu begreifen, fiel ihr wahnsinnig schwer. Das Ding war so fremd. Es hatte einen großen Kopf.
Es war mit einem dichten Pelz besetzt. Es besaß widerliche, kalte Augen. Es war einfach ein Zerrbild des Normalen.
Und doch war es ihr Kind!
Dieser Gedanke jagte immer und immer wieder durch ihren Kopf. Sie war die Mutter, und sie wusste, dass Mütter ihren Kindern eine entsprechende Liebe entgegenbrachten. Zumeist jedenfalls.
In diesem Fall nicht. Es war alles anders geworden. Julia wusste nicht, ob sie in der Lage war, dieses Ding lieben zu können. Aber sie konnte es auch nicht hassen, was sie wiederum wunderte. So ein Balg hätte die Gefühle polarisieren müssen, und genau das war bei Julia nicht der Fall. Sie steckte in einer Zwickmühle.
Noch hatte sich ihr »Kind« nicht bewegt. Es wollte erst auf eine gewisse Distanz hin Kontakt zur Mutter aufnehmen. Mit den Sinnen ertasten. Wie riechen und schnüffeln.
In seinem recht platten Gesicht
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