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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewesen sein.«
    »Nahmen die Engel das Geschenk an?«
    »Ja, John, das taten sie. Aber sie konnten meine Mutter nicht retten. Kurz vor ihrem Tod schaffte sie es noch, mich zum Findelkind werden zu lassen. Sie legte mich vor den Wagen eines Zirkusdirektors, in der Hoffnung, dass mir die himmlischen Boten Schutz geben würden. Diese Hoffnung erfüllte sich. Man fand mich, man gab mich nicht ab in ein Waisenhaus, sondern zog mich groß. Dass ich nicht so wurde wie die Menschen hier, hat viele gestört, aber ich stand bereits unter dem Einfluss der Engel, die mich zu ihrem Schützling auserkoren hatten. Es war so wunderbar für mich gewesen. So herrlich. Trotz aller Widerstände hatte ich das Gefühl, durchs Leben fliegen zu können. Ich musste nicht wie die anderen sein, das hat mir meine Ersatzmutter immer wieder zu verstehen gegeben. Sie liebte mich wie ihr eigenes Kind, und auch ich fühlte mich bei ihr geborgen. Manchmal kam sie mir selbst wie ein wunderbarer Engel vor. Aber sie war leider sterblich. Danach musste ich erkennen, dass es auch andersartige Menschen gab, und die Zeit verlief traurig für mich. Man akzeptierte mein Anderssein nicht. Man hielt mich für verrückt. Für nicht tauglich, dem Leben etwas abzugewinnen. Es war schon schlimm für mich. Eine schreckliche Zeit, die darin gipfelte, dass man mich zu Dr. Foster in die Klinik steckte. Für andere zu spät, denn da hatte ich bereits einen großen Teil meiner Kräfte mit auf den Weg bekommen. Ich war dabei, zu einem Engel zu werden. Alle haben mich abgelehnt, die himmlischen Boten jedoch nicht. Das war die größte Freude, die ich in meinem Leben bisher erlebt hatte. Ich habe als Mensch ein Wunder erlebt, so muss ich heute sagen.«
    »Dann bist du dankbar.«
    »Sehr.«
    »Dankbarkeit ist etwas Wunderschönes«, erklärte ich ihr. »Und es beinhaltet noch etwas anderes. Man sollte die Dankbarkeit, die man selbst empfangen hat, in einer anderen Form irgendwie weitergeben. Der Meinung bin ich zumindest.«
    »Woran denkst du dabei?«
    »An ein Verzeihen«, erklärte ich mit leiser Stimme. »Ich denke, dass du den Menschen verzeihen solltest, die dir etwas angetan haben. Oder ist das nicht der Weg, auf dem wir uns treffen könnten? Verzeihen gehört zum Leben wie die vier Elemente, mit denen du dich identifizierst als Ausgleich für deine drei Schwestern.«
    Innerhalb des Lichtscheins zuckte es plötzlich. Ich wusste nicht, ob sich Emily bewegt hatte oder ob dieses Zucken nur aufgrund ihrer Gedanken entstanden war. Jedenfalls war ich für einen Moment irritiert.
    Zugleich merkte ich, wie etwas auf mich zukam. Es war schwer zu beschreiben. Möglicherweise das Ergebnis eines Gefühls, wie auch immer. Sie stand mir nicht mehr so freundlich gegenüber. War das der Beginn einer Feindschaft zwischen uns? Trotz meines Kreuzes, das Emily so sehr in seinen Bann gezogen hatte?
    »Du hast mich nicht verstanden, John.«
    »Doch, das habe ich. Aber ich kann deine Wege nicht nachvollziehen. Tut mir leid.«
    »Ich muss es tun. Ich fühle mich mir gegenüber verpflichtet. Ich weiß auch, dass ich die Kraft habe, um zu töten. Ich habe es zwei Mal getan. Glenda war die Zeugin. Ich habe mich darüber sehr geärgert. Ich schwor mir dann, es nicht mehr zu tun. Oder nur in höchster Not, was auch du als Notwehr anerkennen würdest. Deshalb brauchst du keine Angst zu haben, dass ich Winter vernichte. Ich werde ihm nur eine Lektion erteilen, die bis zu seinem Lebensende anhält. Das muss einfach sein. Ich bin es auch meiner Vergangenheit hier im Zirkus schuldig, denn man hat mich zu schlecht behandelt, auch wenn du es nicht mehr hören kannst. Es ist leider so gewesen.«
    Ich hielt mich mit einer Antwort zurück. Wenn Emily von einer Lektion sprach, dann durfte ich nicht davon ausgehen, dass es sich dabei um eine normale Strafe handelte. Außerdem sollte sie bis zu seinem Tod nicht mehr verschwinden. Jetzt war ich neugierig geworden und hielt die Frage nicht mehr zurück.
    »Was hast du vor?«
    »Nein, John, ich rede. Ich werde es dir nicht sagen. Ich kann dir nur versichern, dass ich für meinen Teil schon vorgesorgt habe, weil ich dich kenne. Du hast meine Spur gut gefunden, und da musste ich mir etwas einfallen lassen. Du wirst mich nicht daran hindern können, John, du nicht.«
    Was sie mir da gesagt hatte, hörte sich nicht gut an. Ich fragte mich, ob es auch so stimmte. Sie sah meine Unsicherheit in den Augen, sie lachte leise und flüsterte: »Keine Sorge, ich werde dich

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