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1178 - Lisas Totenruf

1178 - Lisas Totenruf

Titel: 1178 - Lisas Totenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht. Die Mündung wich um keinen Millimeter zur Seite, aber er war verunsichert.
    »Darf ich meinen Ausweis hervorholen?«, fragte ich.
    »Ja, aber verdammt vorsichtig. Manchmal habe ich einen sehr nervösen Zeigefinger.«
    Wenig später war alles klar. Da wiesen auch nicht mehr die beiden Mündungen auf uns. Der Mann hatte die Flinte sinken lassen. Er wirkte irgendwie erleichtert. Wir kannten auch seinen Namen. Er hieß Burt Goldman und wohnte nicht weit entfernt.
    »Ich bin froh, dass es so gekommen ist«, gab er zu. »So ganz habe ich mir auch nicht vorstellen können, dass Sie auf dem Friedhof Leichen rauben oder ähnliches.«
    »Damit sind wir beim Thema.«
    Er schaute mich an. »Sie wollen alles wissen?«
    »Das wäre uns sehr lieb.«
    Goldman schaute zum Tor hin. »Es ist ganz einfach und doch verdammt kompliziert«, begann er.
    »Wie ich schon erzählte, es sind zwei alte Frauen verschwunden. Einfach nicht zurückgekehrt. Den Grund kenne ich nicht. Und ob die Zeugin die Wahrheit gesprochen hat, weiß ich auch nicht.«
    »Welche Wahrheit genau?«, fragte Suko.
    »Sie ist entkommen. Sie hat die Blonde im roten Kleid gesehen. Blass und hoch aufgerichtet stand sie zwischen den Grabsteinen und winkte die Besucherin heran. Sie lockte, sie lächelte. Sie war einfach nur nett und harmlos. Wie eine Puppe, die man auf dem Friedhof abgestellt hatte. Aber die Frau merkte genau, dass etwas nicht stimmte. Außerdem wusste sie von den Verschwundenen. Dann ist sie einfach weggelaufen. Gerannt wie nie. Und das in ihrem Alter.«
    »Ist sie von der Polizei vernommen worden?«, fragte ich.
    »Ja, das passierte.«
    »Und?«
    Goldman winkte ab. »Nichts und. Man hat ihr nicht geglaubt. Die Polizisten hatten den Friedhof hier schon mehrmals abgesucht, aber eine blonde Frau im roten Kleid haben sie nicht entdeckt. Deshalb hielten sie die Aussagen für Hirngespinste. Woran ich allerdings nie geglaubt habe. Ich habe dann Wache gehalten. Ich wollte sehen, ob in der Nacht die Blonde kommt.«
    »Und? Ist sie gekommen?«, fragte Suko.
    Goldman fiel es schwer, eine Antwort zu geben. Er wusste nicht, ob er nicken oder die Schultern zucken sollte. »Gesehen habe ich sie nicht…«
    »Aber?«
    »Ich habe mal was gehört. Nachts, auf dem Friedhof. Lachen und so.«
    »Von einer Frau?«
    »Ich glaube.«
    »Aber nachgeschaut haben Sie nicht - oder?«, erkundigte sich Suko.
    »Nein, das habe ich nicht.« Er bekam einen roten Kopf. »Das habe ich mich nicht getraut. Ich wollte einfach warten, bis sie den Friedhof verlässt und hier vorbeikommt. Tagsüber bin ich dann durch das Gelände gestreift. Aber da war sie weg.«
    »Ist Ihnen denn gar nichts aufgefallen?«, erkundigte ich mich.
    Er senkte den Blick. »Ich weiß nicht einmal, ob das auch so zutrifft, Mr. Sinclair. Bitte, lachen Sie mich nicht aus…«
    »Nein, nein, dazu ist die Lage zu ernst.«
    Er drückte mit der linken Hand den Bart an seinem Kinn zusammen. »Ich hatte das Gefühl, als würde es auf dem Friedhof einfach widerlich stinken.« Danach schaute er uns an und lachte gequält, aber er schaute auch auf unsere ernsten Gesichter.
    »Stinken«, wiederholte Suko. »Wonach denn?«
    Burt Goldman musste sich die Worte abringen. »Das… das… ja gut, auf einem Friedhof riecht es nun mal nicht wie in einer Parfümerie. Es stank nach Leichen.« Als das raus war, atmete er schnaufend auf.
    Dann wunderte er sich, dass wir ihn nicht auslachten. »Intensiv?«, fragte ich.
    »Ja, sehr. Intensiv und penetrant. Aber nicht an allen Stellen. Es ist so gewesen, als hätte mir der Wind diesen Schwall an Gestank entgegengeweht. Er traf mich an verschiedenen Stellen auf dem Friedhof. Manchmal so stark, dass mir regelrecht der Atem genommen wurde. Ich kann Ihnen sagen, das hat mich schon mitgenommen. Als wären Gräber geöffnet worden, um die Toten freizulegen.«
    »Ist das denn geschehen?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Alles auf diesem Friedhof sah so verdammt normal aus.« Er schlug mit dem Ende des Flintenkolbens gegen den Boden. »Glauben Sie mir, ich bin kein Feigling, ich hätte auch auf dem Friedhof Wache gehalten. Aber nicht nach dem, was da abgelaufen ist. Dieser Leichengestank hat mich fertig gemacht. Da war mir, als hätte ich einen Schlag in den Magen bekommen. Grauenhaft, kann ich Ihnen sagen. Aber geirrt habe ich mich nicht. Und ich bin es meiner verschwundenen Mutter einfach schuldig, hier so lange auszuhalten, bis ich zumindest Beweise gefunden habe, um die Polizei einschalten zu

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