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1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

Titel: 1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wirklich sehr gut nachgebaut war. Man musste hier die besten Kulissenbauer engagiert haben, die so etwas auf die Beine stellten.
    Ich suchte nach einer Möglichkeit, die Tür des Fahrstuhls zu öffnen, aber man kam mir zuvor, denn sie wurde von innen aufgezogen. Es ratterte dabei, und dann schauten wir in ein Rechteck hinein, das mit blassem und zugleich rötlichem Flackerlicht aufgefüllt war.
    An der von uns aus gesehen linken Seite stand Karl Märtens, der Fahrstuhlführer. Wieder zog er seinen Zylinder und deutete dabei eine Verbeugung an.
    »Bitte einzutreten, die Herren.«
    »Danke«, sagte ich und fragte: »Warum so förmlich, Karl?«
    »Das bin ich immer.« Er setzte seinen Zylinder wieder auf. Dann wurde die Tür geschlossen, und wir warteten darauf, wie die Schau weitergehen würde.
    Zunächst passierte nichts. Karl Märtens stand steif wie ein Ladestock an der Wand. In seinem Gesicht bewegte sich kein Muskel. Die Augen blieben ebenfalls starr. Schließlich drückte er auf einen Knopf, und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
    Und wie er das tat. Er begann zu rappeln. Es ruckelte unter unseren Füßen. Das Licht fing an zu flackern. Manchmal verschwand Karl Märtens vor unseren Augen, einen Moment später tauchte er wieder auf. Wie ein Gespenst, das seine unsichtbare Welt verlassen hatte. Wir hatten uns an seinen Anblick gewöhnen können, sonst hätte er uns jetzt schon einen Schrecken eingejagt.
    Er begann auch zu sprechen und gab seiner Stimme einen anderen Klang.
    »Wir befinden uns auf dem Weg in die Unterwelt und werden jetzt hineinfahren in das Erbe der Hölle, das diese auf der Welt hinterlassen hat. Alles, zu dem Menschen fähig sind, werden Sie bald erleben. Das Feuer in Hamburg, die Folterkammern, die Schrecken der Pest, die Inquisition und auch die schreckliche Geschichte um den Freibeuter Störtebeker. Bewahren Sie Ihre Nerven, und denken Sie daran, wie gut Sie es haben, dass Sie nicht in der Vergangenheit leben…«
    Er sprach noch weiter. Ich hörte ihm nicht zu. An das Rütteln und das Flackerlicht hatte ich mich inzwischen gewöhnt und ließ mich nicht mehr ablenken. Ich konzentrierte mich auf die Realität und durchschaute den Trick.
    Wir fuhren nicht in die Tiefe. Es war alles eine Täuschung. Die Technik machte es möglich, dass der Mensch einfach das Gefühl hatte, nach unten zu fahren.
    Gut gemacht…
    Jede Reise hat mal ein Ende, auch bei dieser gab es keine Ausnahme. Bevor wir das Ziel erreichten, ruckelte die Kabine noch einmal sehr kräftig, sodass wir Probleme mit dem Gleichgewicht hatten, dann stand sie still.
    »Wir sind angekommen«, erklärte Karl Märtens mit hohler Stimme.
    »Und was tun Sie jetzt?« fragte ich ihn.
    »Mich zieht es wieder zurück in die Oberwelt. Ich habe die Hölle schon zu oft zu Gesicht bekommen, sodass ich sie nicht mehr benötige.«
    »Dann geben Sie Acht.«
    »Ja, aber auch Sie. Denken Sie an das Grauen. Lassen Sie sich nicht um den Verstand bringen. Wenn Sie den Fahrstuhl verlassen haben, gehen Sie einfach weiter. Immer weiter. Sie werden den Weg nicht verfehlen können.«
    »Danke für den Rat!«
    Wieder ratterte es. Diesmal war es die Tür, die sich öffnete. Sie gab den Blick auf einen Stollen frei, der ebenfalls in düsteres Licht getaucht war.
    Kollege Knudsen verließ den Fahrstuhl als Erster. Ich blieb noch kurz von Märtens stehen. »Wenn Sie falsch spielen, Karl, könnte es für Sie bitter enden.«
    »Der Teufel spielt nie falsch«, flüsterte er mir zu.
    Ich wusste nicht, ob er es ernst meinte oder er mich einfach nur erschrecken wollte. »Da habe ich andere Erfahrungen gemacht, mein Lieber.«
    »Viel Spaß.«
    »Danke. Und achten Sie auf Schatten, Karl.«
    »Das sollten Sie tun.« Er drückte den Kopf zurück und zog seine Hand an der straff gespannten Haut seiner Kehle entlang.
    Ich ließ Karl Märtens stehen und ging auf meinen Kollegen zu, der auf mich wartete.
    »Sie trauen diesem Märtens nicht - oder?«
    Ich wiegte den Kopf. »Sagen wir mal so. Er ist schon ein seltsamer Vogel.«
    »Stimmt.«
    Wir machten uns auf den Weg. Trauermusik umgab uns. Auch Knudsen hatte festgestellt, dass wir nicht in die Tiefe gefahren waren. Man hatte uns nur etwas vorgemacht.
    Wenig Licht, Musik und als Zielpunkt ein Bild, das sich später als ein Hologramm herausstellte. Es beherrschte eine gewaltige Bibliothek. Ein Gesicht sprach. Da bewegte sich ein Mund, aber wir hörten die Worte so gut wie nicht, denn der Ton war leiser gestellt

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