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1188 - Wartesaal zum Jenseits

1188 - Wartesaal zum Jenseits

Titel: 1188 - Wartesaal zum Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe Ihre Meinung gehört.« Wieder verfiel er in den förmlichen Tonfall. »Und ich habe auch verstanden, dass Sie von Konsequenzen gesprochen haben.«
    »Stimmt!«
    »Da wir gerade unter uns sind, Tessa, darf ich fragen, welche Konsequenzen das sind?«
    »Nein.«
    »Dann haben Sie geblufft!«
    »Bestimmt nicht!«
    »Warum schweigen Sie dann?«
    Tessa überlegte. Sie nagte an der Unterlippe. Mal schaute sie die Figur an, dann wieder den Geistlichen. Schließlich hatte sie sich entschlossen. »Ich habe mich auf der Beerdigung sehr erschreckt. Oder mehr als das. Es ist für mich ein Schock gewesen, und daraus habe ich die Konsequenzen gezogen. Es kann einfach nicht sein, dass ich die Stimme meiner Mutter gehört habe. Ich wollte Gewissheit haben, und ich werde sie auch bekommen.«
    »Wie sieht das denn genau aus?«
    »Ich habe veranlasst, dass das Grab meiner Mutter geöffnet wird. Jemand soll sich die Leiche anschauen. Ich will wissen, ob Marga tot ist oder nicht!«
    Ben Clemens war nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen. Er stand vor der Frau, saugte laut den Atem ein und schüttelte den Kopf. Es dauerte seine Zeit, bis er in der Lage war, überhaupt eine Frage stellen zu können.
    »Ähm… was haben Sie getan, Tessa?«
    »Was ich Ihnen gesagt habe, Mr. Clemens. Ich will meine Mutter exhumieren lassen.«
    Er schaute auf die Figur, als könnte sie ihm eine Antwort geben. Da sie schwieg, sah er sich gezwungen, selbst zu sprechen. »Das ist nicht möglich. Das darf nicht sein.«
    »Doch. Ich bin die Tochter!«
    Der Geistliche drückte seinen Kopf vor. »Wissen Sie eigentlich, was Sie damit zerstören?«
    »Nichts.«
    »Doch, Tessa, doch. Sie zerstören einiges. Sie machen sich selbst unglücklich. Es gibt keinen Weg mehr zurück. Wir sind ihn gegangen, und wir werden ihn auch weiterhin gehen. Wann wird diese Exhumierung stattfinden?«
    Tessa hätte über den Mann beinahe gelacht, weil er sich so aufregte. Deshalb klang ihre Antwort auch leicht spöttisch. »Sie wird nicht nur stattfinden, Mr. Clemens, man ist dabei, die Leiche aus der Erde zu holen.« Sie schaute kurz auf die Uhr. »Ich denke, dass es jetzt so weit ist.«
    Clemens war sprachlos. Auch Tessa sagte nichts mehr, aber es gab ein anderes Wesen, das sich bemerkbar machte.
    Beide hörten die leisen Schreie!
    Beide fuhren herum!
    Und sie sahen den aufgerissenen Mund der Heiligenfigur, aus dem der Schrei gedrungen war…
    ***
    Der Deckel raste in die Höhe, als wäre er von den Pranken eines Riesen getroffen worden.
    Plötzlich hatte das Licht freie Bahn. Es strömte aus dem Unterteil des Sarges in die Höhe, und es war schon kein normales Licht mehr, sondern eine Flut, durch die ein Schatten raste.
    Suko, Glenda und ich hatten das Glück, weit genug vom Grab weg zu stehen. So wurden wir von dem in die Höhe fliegenden Deckel nicht erwischt. Das schwere Ding war zu einem regelrechten Mordinstrument geworden, das uns knapp verfehlte.
    Auch der Totengräber war nicht voll erwischt worden. Ein Holzteil hatte ihn gestreift. Genau das konnte ich sehr gut erkennen, weil ich in das Grab hineinschaute.
    Und da war das Licht!
    Es strahlte keine Freundlichkeit ab. Es war grell, kalt und auch gefährlich.
    Boris Long schrie!
    Er kam nicht mehr weg. Er stand eingeklemmt zwischen Grab und Sarg, und das Licht hatte ihn voll erwischt. Drei Zeugen schauten zu, was mit ihm passierte, und es war verdammt schlimm, denn als ihn das Licht erreichte, da hatte es die Wirkung von Feuer.
    Boris Long verbrannte vor unseren Augen.
    Es war grauenhaft. Trotz der gleißenden Helligkeit erlebten wir alles genau nach. Da war ein Schatten in der Helligkeit, der allmählich zusammenschmolz. Zumindest sah es im ersten Augenblick so aus. Dann, bei genauerem Hinsehen, stellten wir fest, dass dieses grelle Licht aus dem Sarg den Mann auf eine besondere Art und Weise tötete. Es brannte ihm die Haut und das Fleisch vom Körper. Unter dieser irren Kraft schmolz es einfach weg. Bis auf die Knochen, und genau die blieben bestehen.
    Unglaublich. Das plötzliche Licht hatte die Person zu einem Skelett werden lassen, denn nichts anderes mehr stand an genau der Stelle, an der wir vorhin noch einen Menschen gesehen hatten.
    Das Licht war wieder zusammengefallen. Kein letztes Flackern mehr, kein Huschen über den Boden hinweg. Es war einfach nicht mehr vorhanden. Vor uns lag das Grab wie es mal gewesen war und wie wir es kennen gelernt hatten.
    Nur mit einem Unterschied. Es gab das Skelett und auch einen

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