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1188 - Wartesaal zum Jenseits

1188 - Wartesaal zum Jenseits

Titel: 1188 - Wartesaal zum Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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offenen Sarg.
    Der Knöcherne fiel nicht zusammen. Er hatte zwischen Sarg und Grabwand genügend Halt. Es gab bei ihm keine Kleidung mehr. Kein Fetzen Fleisch. Keine Haut. Es waren einfach nur die Knochen zu sehen, aus denen sich sein Körper zusammensetzte. Bleich oder in einem fahlen Weiß mit grauen Schatten.
    Ein Schädel ohne Haare. Finger ohne Nägel. Es gab keine Nase, es gab keinen Mund, und auch die Ohren waren verschwunden. Es war nicht zu fassen.
    Aber es gab etwas anderes.
    Einen offenen Sarg. Und genau darin lag jemand!
    Glenda, Suko und ich kamen uns vor wie Statisten. Wir waren während dieser unerwarteten Explosion zurückgelaufen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, mit der wir leben konnten. Dann hatten wir einfach abwarten müssen. Trotz der Helligkeit waren wir nicht so stark geblendet worden, dass es unseren Augen wehgetan hätte. Wir konnten normal sehen und schauten zunächst uns an.
    Suko hatte die Stirn in Falten gelegt. Ein Zeichen, dass er nachdachte und trotzdem nicht richtig damit klarkam.
    Glenda atmete heftig. Sie zitterte auch. Ihr war diese plötzliche Explosion am stärksten unter die Haut gegangen. In ihren Augen stand die Frage, die auch uns beschäftigte. Wieso hatte dies alles überhaupt geschehen können?
    Glenda kam jetzt auf mich zu. Sie bedachte das offene Grab mit einem scheuen Blick. Wie eine Mahnung stand der zum Skelett gewordene Totengräber noch darin, ohne sich bewegen zu können.
    »Ich will dich nicht fragen, John, was das alles gewesen ist. Du wirst mir keine Antwort geben können. Aber ich weiß jetzt, dass ich mit meinem Verdacht Recht gehabt habe.«
    »Da kann ich dir nicht widersprechen.«
    »Ich habe Angst.«
    Über Glendas Antwort wunderte ich mich ein wenig. »Warum? Es ist alles vorbei. Wir sind nicht in Gefahr.«
    »Das weiß ich. Es geht auch weniger um mich als um Tessa Tomlin. Durch sie stehen wir überhaupt hier. Ich habe einfach den Wunsch, zu ihr zu gehen. Ich muss mit ihr sprechen, und ich denke, dass ihr das Grab hier nicht so schnell verlassen werdet.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Tessa muss einfach erfahren, was hier passiert ist. Und deshalb werde ich sie holen.«
    »Weißt du, wo sie sich aufhält?«
    »Ich kenne die Adresse ihrer Mutter. Weald ist ein kleiner Ort. Es ist nicht weit von hier.«
    »Okay, dann geh…«
    »Nein, nein, nicht sofort.«
    »Was willst du noch?«
    »Ich möchte sehen, was mit Marga Tomlin geschehen ist. Ob sie auch verbrannte.«
    Das wollten Suko und ich auch. Bislang hatten wir uns zu weit vom Grab entfernt aufgehalten. Wir konnten das Innere nicht genau erkennen. Das musste sich ändern.
    Glenda blieb dicht hinter mir. Suko näherte sich von der anderen Seite. Auch seine Haltung verriet eine gewisse Spannung, die anzeigte, dass er sofort reagieren würde, wenn etwas Ungewöhnliches passieren sollte. Noch mal wollten wir uns nicht überraschen lassen.
    Direkt am Rand des Grabs blieben wir stehen und schauten in die Tiefe. Einen besseren Blick konnten wir nicht bekommen. Das Skelett ließen wir stehen, denn jetzt war die Person wichtiger, die im Sarg lag. Sein Unterteil war nicht verbrannt.
    Marga lag auf dem Rücken.
    Sie war tot!
    Oder doch nicht?
    Es gab keinen von uns, den dieser Anblick unberührt ließ. Diese Frau war gestorben, aber sie sah nicht so aus wie man sich landläufig eine Tote vorstellte. Sie hatte sich stark verändert, und das hatte nichts mit einer anfänglichen Verwesung zu tun. Man konnte eher von einem Gegenteil sprechen.
    Die Frau bewegte sich nicht. Es war alles an ihr vorhanden. Ich wusste nicht, welche Haarfarbe sie bei ihrem Ableben gehabt hatte, aber sicherlich nicht die, die sich uns jetzt präsentierte.
    Hell. Blond. Oder von Licht durchflutet. Ebenso hell war ihre Haut. Auch die Kleidung sah gebleicht aus.
    Wir schauten in das Gesicht, und wir sahen die offenen Augen. Wir sahen aber auch die Hände, die zusammenlagen und auf der Brust in die Höhe gestellt waren.
    Als würde sie beten…
    Glenda fasste sich als Erste. Und sie sagte genau die Worte, die passend waren.
    »Wie eine Heilige, John, wie eine Heilige…«
    ***
    Keiner von uns gab ihr eine Antwort. Ich merkte, wie es kalt meinen Rücken hinablief. Ich spürte Schweiß auf den Handflächen und schloss die Hände zu Fäusten.
    »Habe ich Recht?«
    Ich deutete ein Nicken an. »Ja, Glenda, ich denke, dass du damit nicht falsch gelegen hast. Sie sieht aus wie eine Heilige.«
    »Aber ist sie das auch?«, fragte Suko, der uns

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