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1188 - Wartesaal zum Jenseits

1188 - Wartesaal zum Jenseits

Titel: 1188 - Wartesaal zum Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zugehört hatte. »Ich kenne mich mit Heiligen nicht aus. Sie sind nicht mein Fall, doch ich habe meine Zweifel. Schließlich ist Boris Long vor unseren Augen zum Skelett verbrannt.«
    »Und wir nicht«, flüsterte Glenda.
    »Was willst du damit andeuten?«
    Sie hob den Kopf und schaute über das Grab hinweg in die Ferne. »Es ist möglich, dass wir eben zu gut für sie waren. Sie hat uns nicht töten wollen. Ganz im Gegensatz zu Long. Vielleicht hat sie ihn gehasst, aus welchen Motiven auch immer. Sie ist möglicherweise nie richtig tot gewesen und hat ihn in diesem Zustand erlebt. Das kann doch alles passiert sein oder etwa nicht?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte Suko.
    »Und was meinst du, John?«
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, weil ich mich auf das Gesicht der »Heiligen« konzentriert hatte.
    Lebte es? War es tot? Meine Fragen bekam ich nicht beantwortet. Das Gesicht sah aus wie das einer Toten, denn es bewegte sich nichts. Es sah auch nicht verzerrt aus. Das Gegenteil - ein Gesicht ohne Ausdruck - war ebenfalls nicht eingetreten. Da lag etwas in den Zügen, das nur schwer zu beschreiben war. Glenda hatte sich nicht geirrt. Auch ich gelangte allmählich zu der Überzeugung, es mit einer Heiligen zu tun zu haben.
    Ich erinnerte mich an diese Heiligenbilder. An die Figuren in den Kirchen. Wenn es sich dabei um Frauen handelte, dann hatten sie bis auf wenige Ausnahmen einen entrückten Gesichtsausdruck. Als wären sie dabei, in zwei Ebenen zu schauen. Zum einen hinein in das Diesseits, zum anderen in das Jenseits. So standen sie auf einer Zwischenebene, von der sie beide Welten sehen konnten.
    Das gleiche Gesicht erlebte ich bei dieser Toten. Sie bewegte sich nicht. Es gab kein Zucken in diesem Gesicht, aber die Augen standen offen, und der Blick wies darauf hin, dass sie nicht ins Leere schaute, sondern andere Welten sah, die für uns Menschen einfach verschlossen blieben.
    Woher war das Licht gekommen? Vielleicht aus ihr. Steckte in ihrem Körper möglicherweise eine regelrechte Lichtbombe? Ich suchte nach einem Vergleich.
    Mit Licht kannte ich mich aus. Nicht allein deshalb, weil ich der Sohn des Lichts genannt wurde, ich hatte auch immer das Licht in seiner stärksten Form erlebt, wenn ich mein Kreuz aktivierte. Da war es dann regelrecht hervorgesprungen. Es hatte eine Helligkeit abgestrahlt, die kaum beschrieben werden konnte. Wenn ich über dieses andere Licht nachdachte, dann kam es dieser Helligkeit meines Kreuzes schon recht nah.
    Hätten wir näher am Grab gestanden, wären wir vielleicht geblendet worden. Und am Grab hätte uns das gleiche Schicksal widerfahren können wie dem Totengräber. Der Kelch war an uns vorübergegangen, aber Grund zur Freude hatten wir trotzdem nicht. Die Rätsel waren nicht kleiner geworden.
    Ich wusste auch nicht, als was ich die tote oder die veränderte Marga Tomlin ansehen sollte. Eine Feindin? Nein, daran konnte ich nicht glauben.
    Als Feindin hätte sie zu den Dämonen gehört. In diese Richtung dachte ich nicht. Da musste es noch etwas anderes geben. Ich glaubte mehr an ein Zwischenstadium.
    Glenda hatte sich wohl mit den gleichen Gedankengängen beschäftigt wie ich. Sie sagte: »Du bist wohl nicht fertig - oder?«
    »Nein.«
    »Ist sie eine Heilige?«
    Meine Antwort bestand aus einem Schulterzucken.
    »Was ist überhaupt eine Heilige, John?«
    »Lies in den Büchern nach. Menschen, die stark im Sinne einer bestimmten Lehre gelebt haben und für sie auch gestorben sind. Als so etwas würde ich sie betrachten.«
    »Hat sie das?«
    »Wir wissen zu wenig über sie.«
    »Genau das ist das Problem, John. Ich werde zusehen, dass sich das ändert.«
    Ich warf ihr einen schrägen Blick zu. »Und wie willst du das schaffen, Glenda?«
    »Indem ich euch jetzt verlasse und zu Tessa gehe. Ich weiß, dass sie auf mich wartet. Ich habe versprochen, sie zu besuchen! Ich spüre, dass es immer wichtiger wird, mit ihr zu reden. Kannst du das begreifen?«
    »Natürlich. Ich lege dir nichts in den Weg.«
    »Danke.«
    »Wirst du sie herbringen?«
    Glenda verzog den Mund. »Das kann ich dir jetzt nicht sagen. Das muss die Situation ergeben. Ich warte einfach ab, wie das Gespräch zwischen uns beiden verläuft. Danach sehen wir weiter.«
    »Gut.«
    Sie zögerte noch mit dem Weggehen. »Darf ich fragen, was ihr hier noch vorhabt?«
    Ich lächelte knapp. »Es klingt zwar etwas despektierlich, aber ich werde einen Heiligen-Test vornehmen.«
    »Durch das Kreuz, nehme ich

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