1191 - Monsterblut
traf zwar, aber sie erwischte einen Ast und leider nicht das Wesen.
Es blieb auch nicht hocken. Mit einem kreischenden oder lachenden Laut löste es sich von seinem Landeplatz und stieg hoch in die Luft, wo es für meine Kugel unerreichbar war und sich in Richtung Gefängnis bewegte.
Purdy Prentiss hatte die Wagentür geöffnet und ihren Oberkörper halb nach draußen geschoben.
»Das nennt man wohl Pech«, sagte sie.
Ich stieß die Luft aus. Der kondensierte Atem zerflatterte. »Es war ein erster Versuch, Purdy. Ich bezweifle, dass er für immer aufgegeben hat. Der kehrt zurück, davon bin ich überzeugt.«
»Der?«
»Wie auch immer.« Ich suchte den Himmel ab, aber der Angreifer war nicht mehr zu sehen.
Trotzdem stieg ich nicht eben beruhigt wieder zurück in den Rover. Unseren Gesichtern war die Spannung anzusehen. Ich steckte die Waffe wieder weg. Als Purdy sie sah, fragte sie: »Glaubst du denn, dass du das Ding mit einer geweihten Silberkugel töten kannst?«
»Das hoffe ich sehr.«
»Na ja, lassen wir uns überraschen.«
»Davon habe ich die Nase voll. Wichtig ist, was im Knast passiert ist. Und dann, was wir unternehmen.« Ich startete den Wagen. »Denn ich denke, dass sich in der Zwischenzeit einiges verändert hat und wir zu anderen Mitteln greifen müssen.«
»Du denkst an Brian Mills, den wir aus seiner Zelle herausholen sollten?«
»Ja, das habe ich nicht vergessen. Er muss weg. Ich will es so, verflucht. Er ist die Chance. Durch ihn locken wir auch seine Schwester heran.«
»Schwester!« Purdy lachte auf und schüttelte den Kopf. »Das ist einfach Wahnsinn.«
Mir war es egal, wie sie es betrachtete. Ich wollte keine weiteren Toten mehr.
Aus der Nähe des Industrieviertels hatte sich ein schwerer Truck gelöst. Der Wagen, der uns entgegenkam, sah aus wie ein gewaltiges Monstrum. Man konnte schon Beklemmungen bekommen, wenn man in einem kleinen Fahrzeug saß und sah, wie der Wagen auf einen zukam. Ein mächtiges Ding, eine Walze auf vier Rädern, die in der Wüste jede Menge Staub aufgewirbelt hätte. Hier war nicht die Wüste, aber hier schmatzten und rollten die Reifen über den Asphalt. Hinter der Scheibe des Fahrerhauses war der Fahrer wie ein Schemen zu erkennen.
Ich lenkte den Rover ziemlich dicht an den linken Straßenrand heran. Der Truck fuhr an uns vorbei.
Wir merkten noch den Luftzug, den er hinterließ, dann hatte er uns passiert, ohne dass etwas passiert wäre.
Purdy lächelte. Sie entspannte sich dabei. »Das ist immer ein komisches Gefühl, wenn einem so ein Ding entgegenkommt.« Sie schüttelte sich. »Ich hatte schon die Befürchtung, dass uns der Fahrer überrollen würde. Mittlerweile rechne ich mit allem, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Lass mal gut sein. Nicht alles in der Welt ist schlecht. Auch nicht jeder Truck.«
»Zum Glück.«
Ich schaute in den Innenspiegel. Es war der normale Blick eines Autofahrers. Was ich allerdings sah, das gehörte nicht zur Normalität, denn wir hatten einen unheimlichen Verfolger, der uns im Nacken saß. Ich kam nicht dazu, Purdy etwas zu sagen, da hörten wir beide schon den Schlag gegen das Dach.
»Das ist er!« rief ich.
Purdy schaute nach oben. Sie war irritiert. »Verdammt, warum ist er hinter uns her?«
»Wahrscheinlich sollen wir nicht wieder zurück in den Knast, zu Brian Mills.«
»Da hat er sich geschnitten.«
Ich fuhr langsamer. Ob das Wesen noch auf dem Dach saß, konnten wir nicht hören, denn es verhielt sich still, aber wir gingen davon aus.
Mit einem einzigen Blick sah ich, dass die Straße frei war. Kein anderer Wagen störte uns. Deshalb zog ich den Rover in die Mitte und begann in Schlangenlinien zu fahren.
Der Rover rutschte von einer Seite zur anderen. Purdy bekam große Augen. Sie hielt sich am Haltegriff fest und hatte ihren Blick gegen das Dach gerichtet und lauschte.
Nichts!
Aber dann sah sie das flatternde Wesen, direkt neben der Scheibe an der linken Seite. Obwohl sie damit hatte rechnen müssen, konnte sie den Aufschrei nicht unterdrücken.
Ich fuhr noch immer in der Mitte, hatte auch noch mehr Gas gegeben, und der Rover begann zu schlingern, was dem Monster nichts ausmachte.
Es hämmerte mit seinem Kopf und dem weit geöffneten Maul gegen die Scheibe, um sie mit den Zähnen zu zerbeißen.
»John, gib mir die Waffe!«
Ich bremste.
Sehr stark sogar. Wir wurden für einen Moment in die Sitze gedrückt, und ich bekam Zeit genug, um die Beretta zu ziehen.
Das Killerwesen war verschwunden. Es
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