12 Stunden Angst
nachdem er sich freiwillig gemeldet hatte. Der Blick besagte: Dubist ein Idiot, und du wirst bei diesem Job wahrscheinlich draufgehen, aber bei Gott, du bist einer von uns.
Danny landete dreimal auf dem Berggipfel, bevor sie ihn erwischten. Er rang seinem Chopper Leistungswerte ab, die die Konstrukteure niemals für möglich gehalten hätten. Er bekam mehr Treffer aus Kalaschnikows ab, als er nach allen Gesetzen der Physik hätte einstecken können, und Sand und Wasser hatten schon nach dem zweiten Flug sämtliche Abzeichen und den größten Teil der Farbe abgeschmirgelt. Doch schließlich erwischte es den Chopper voll. Eine Panzerabwehrgranate gab ihm den Rest. Dannys Bordschütze schrie eine Warnung, und Danny riss den Helikopter in der letzten Sekunde herum, doch das fauchende Projektil schlug in den Heckrotor ein, und die Maschine geriet außer Kontrolle. Danny konnte sich nicht mehr an den Absturz erinnern, nur an die Gewissheit, dass sein Ende gekommen war – in einem Chopper, wie er es von Anfang an gewusst hatte. Er dachte an seinen Vater, während es nach unten ging, während sein geliebter Pave Low durch die Luft kreiselte wie Pete Townsends Gitarrenarm. Es gab einen hellen Blitz in seinem Kopf, dann das Bild eines Mädchens, das er in der Highschool geliebt hatte, und dann nichts mehr …
Erst später erfuhr er, dass seine Crew beim Aufprall getötet worden war. Danny war mitsamt seinem Sitz aus der Maschine geschleudert worden – durch ein Loch, das der Fels während der letzten Drehung des Pave Low in die Kanzel gerissen hatte. Ein Splitter fetzte durch sein linkes Bein, und mehrere Afghanen feuerten auf ihn und trafen das gleiche Bein noch einmal.
Und dann geschah ein Wunder. Inspiriert von Dannys verzweifelter Rettungsaktion warf einer der Piloten der AC-130 über Tora Bora seine Vorschriften über Bord, flog zum belagerten Berg und ließ neunzig Minuten lang Tod und Verderben auf die angreifenden Taliban regnen. Der Delta Force Operative band Danny auf eine Trage, die er im Wrack des Choppers gefunden hatte, und trug ihn den Berg hinunter, während er sich unaufhörlich mit den Afghanen Rückzugsgefechte lieferte. Die letzten sechs Marineskamen mit ihnen. Sie waren fast unten angekommen, als Teile der First Marine Division wie eine Flutwelle in Flecktarn heranstürmten und sie in Sicherheit brachten.
Danny und seine getötete Crew wurden mit einem Fliegerorden ausgezeichnet, doch die Zeremonie hinterließ ein hohles Gefühl in ihm. Er sah keinen der Marines, die er an jenem Tag gerettet hatte, jemals wieder; er bekam nur ein paar Briefe – einen von einer Ehefrau in Kanada, die ihm dafür dankte, dass er ihren Mann gerettet hatte. Der Marine hatte ein eigenhändiges Postskriptum angefügt: Semper fi, Kumpel. Du bist hier immer willkommen. Der Brief enthielt einen Schnappschuss ihres Kindes, eines sommersprossigen Mädchens in einem Weizenfeld. Danny hatte den Brief nur einmal gelesen, doch er verwahrte ihn in seiner obersten Schublade, um sich daran zu erinnern, dass man manchmal eben »Scheiß drauf« sagen und das Richtige tun musste, egal was es kostete. Man wusste schließlich nie, was jemand anders tun würde, um einem zu helfen. Oder wozu sonst es gut sein mochte.
»Zehn Sekunden«, rief Sheriff Ellis mit vor Anspannung schriller Stimme. »Bringen Sie uns runter, Danny!«
Danny liebte Laurel; da gab es nicht den geringsten Zweifel. Und er hasste seine Frau dafür, dass sie ihren gemeinsamen Sohn als Geisel gegen ihn benutzte. Er, Danny, hatte Michael gegenüber eine Verpflichtung, von der ihn nichts auf der Welt entbinden konnte. Doch hatte er die gleiche Verpflichtung auch gegenüber Laurel? Was, wenn sie von ihm schwanger war? Wenn sie sein Kind trug? Gütiger Himmel, ein gesundes Kind, das reden konnte und zuhören. Laurel hatte ihm alles gegeben und keine Gegenleistung verlangt. Sie hatte darauf vertraut, dass er das Richtige tun würde. Und genau das hatte er nicht …
»Fünf Sekunden«, sagte Sheriff Ellis. »Hier spricht Black Leader. Wir werden runterkommen und den Suchscheinwerfer aktivieren.«
Danny nahm das Gas zurück und änderte die Rotoreinstellung. Der Helikopter sackte nach unten wie ein Stein.
»Scheiiiße!« , kreischte Ellis mit vor Entsetzen kreidebleichem Gesicht. »Was ist passiert?«
»Der Antrieb ist ausgefallen«, rief Danny, wobei er den Helikopter absichtlich weiter destabilisierte. »Halten Sie sich fest!«
Nur ein Absturz konnte Ellis daran hindern,
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