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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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auf dem Weg nach unten weiterhin Befehle zu erteilen, also hatte Danny eine Notfall-Autorotation und damit praktisch einen kontrollierten Absturz eingeleitet, bei dem allein die in den immer noch schwirrenden Rotoren gespeicherte Energie sie vor dem sicheren Tod bewahrte.
    Rote Warnlichter flackerten auf der Armaturentafel, und die Drehzahlwarnung erfüllte die Kanzel. Danny wartete bis zum letztmöglichen Augenblick, bevor er an der Rotorverstellung zog. Er rechnete damit, dass der Sheriff vor Angst keinen klaren Gedanken fassen konnte und bestimmt nicht den Befehl zum Stürmen des Hauses erteilen würde. Dann prallte der Bell hart auf den Rasen, die Rotorspitzen nur wenige Zentimeter von der Hauswand entfernt.
    »Was ist passiert?«, rief Ray Breen in Dannys Headset. »Alles in Ordnung mit Ihnen? Ist jemand verletzt?«
    »Heilige Scheiße!« Sheriff Ellis hielt sich vor Entsetzen die Brust.
    Danny löste seinen Sicherheitsgurt und sprang aus der Kanzel ins feuchte Gras. Als der Sheriff das sah, nahm er offenbar an, der Helikopter stünde kurz vor einer Explosion. Er versuchte es Danny nachzumachen, doch Danny beugte sich vor und rief: »Geben Sie mir zehn Minuten! Zehn Minuten allein mit Shields! Bleiben Sie am Mikrofon.«
    Begreifen dämmerte in Ellis’ Augen, gefolgt von aufsteigender Wut, doch Danny wandte sich bereits ab und rannte um den Helikopter herum zur Haustür. Er krachte mit voller Wucht dagegen und hämmerte gegen das Holz wie ein Flüchtling gegen eine Kirchentür.
    »Aufmachen! Machen Sie auf! Ich bin es, Danny! Warren, machen Sie auf!«
    Über die Schulter sah er zwei fremde Gestalten in schwarzem Körperpanzer, die sich aus ihrer Deckung gelöst hatten und auf ihn zugerannt kamen. Sie waren bis auf zehn Meter heran, als sich hinter ihm die Tür öffnete und jemand ihn ins Haus zerrte.

22
    W arren warf die Tür ins Schloss und starrte Danny mit wirren Blicken an. »Was tun Sie?«
    »Ich versuche, Sie zu retten!«, antwortete Danny, immer noch atemlos von der Anstrengung.
    Er bemerkte den Revolver in Warrens Hand, dann Laurel, die dicht hinter Warren stand, nacktes Entsetzen in den Augen, aber auch Dankbarkeit. Warren sah nicht mehr aus wie der Mann, dem Danny ein Jahr zuvor das Fliegen beigebracht hatte. Das Hemd war oben an der linken Schulter steif von getrocknetem Blut, und er hatte den Gesichtsausdruck, den Danny bei Soldaten gesehen hatte, denen zu viel abverlangt worden war oder die zu viel mit angesehen hatten und die irgendwie immer noch unter den Lebenden weilten, obwohl all ihre Kameraden den Tod gefunden hatten.
    »Wo sind Ihre Kinder?«, fragte Danny, während er sich zu orientieren versuchte. Die Küche und das Wohnzimmer lagen hinter Laurel, wie er sich erinnerte; der Flur rechts führte zu einem Gästezimmer und zu einer Hintertür von Warrens Arbeitszimmer. Hinter Warren befand sich das große Wohnzimmer, das sich zum Arbeitszimmer und zum Elternschlafzimmer hin öffnete.
    »Beth ist im Panikraum«, antwortete Laurel, als Warren schwieg. »Wo Grant ist, weiß ich nicht.«
    »Wir müssen ihn ebenfalls in den Panikraum schaffen.«
    »Grant ist in Sicherheit«, sagte Warren.
    »Nein, ist er nicht. Die drei Minuten Bedenkzeit waren einAblenkungsmanöver. Die TRU wollte bereits das Haus stürmen, als ich den Hubschrauber in Ihren Vorgarten gesetzt habe.«
    Warren verdaute die Neuigkeit in stoischem Schweigen.
    »Ich möchte mit Ihnen reden, aber vorher müssen wir alle in die Eingangshalle schaffen.«
    »Warum denn das?«, wollte Warren wissen.
    »Weil sie draußen Thermobildgeber haben. Sie können durch die Fenster und die Jalousien blicken. Die Wände der Halle schirmen uns ab.«
    Warren schüttelte langsam den Kopf.
    »Es sind nur sechs Meter!«, rief Danny und deutete nach rechts.
    Warren schien es sich anders zu überlegen. »Also gut. Sie zuerst.«
    Danny hatte gehofft, dass Warren voranging und ihm so die Chance verschaffte, Laurel zu packen und zur Vordertür zu flüchten. Doch wenn dieser Versuch misslang, hatte er das bisschen Vertrauen verspielt, das Warren noch zu ihm hatte. Also wich Danny langsam in die Halle zurück, den Blick auf Warrens Waffe gerichtet. Mit dem linken Schuh rutschte er in irgendetwas aus, fand aber sofort das Gleichgewicht wieder. Er blickte nach unten und bemerkte eine große dunkle Lache am Boden. Blut? Wahrscheinlich von Kyle Auster.
    Warren folgte ihm nicht, wie Danny zu seiner Überraschung bemerkte, und auch Laurel kam nicht an ihrem Mann

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