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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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vorbei. »Wenn Sie bleiben, wo Sie sind, Warren, wird Ihre Haustür in die Luft gejagt, und Blendgranaten werden geworfen. Der Plastiksprengstoff ist bereits angebracht.«
    Warren blinzelte; dann folgte er Danny und bedeutete Laurel mitzukommen. Danny streckte die Hand aus und winkte sie zu sich. Er konnte sehen, dass sie sich am liebsten in seine Arme gestürzt hätte, doch sie bewegte sich langsam und vorsichtig, als rechnete sie damit, dass Warren sie jeden Augenblick niederschoss.
    »Ihr bleibt rechts und links von mir«, sagte Warren nervös.
    Laurel gehorchte wie ein Sträfling, der vor einem brutalen Wärter kuscht.
    Warren hielt den Revolver auf Danny gerichtet, als rechnete er damit, dass Danny sich auf die Waffe stürzen könnte.
    »Ich habe mich über sämtliche Befehle hinweggesetzt, indem ich zu Ihnen ins Haus gekommen bin«, sagte Danny mit mühsam kontrollierter Stimme. »Deshalb hoffe ich, Sie hören auf mich. Draußen ist ein Scharfschütze in Stellung, der im Irak siebenundzwanzig Leute erschossen hat – und das ist nur die offizielle Zahl. Er hat eine Kugel im Lauf, auf der Ihr Name steht.«
    Warrens Miene veränderte sich nicht.
    »Das ist eine willkommene Neuigkeit für Sie, habe ich recht?«, fuhr Danny fort. »Das ist der Abgang, den Sie wollen.«
    Die rechte Wange des Arztes zuckte.
    »Warren?«, fragte Laurel leise. »Stimmt das?«
    »Natürlich stimmt es«, sagte Danny, ohne den Blick von Warrens Gesicht zu nehmen. »Aber Sie kriegen diese Kugel nicht, Warren. Stattdessen kriegen Sie Ray Breen und seine Weekend Warriors mit Blendgranaten und Maschinenpistolen. Und wenn diesen Kerlen jemand in den Weg kommt, zum Beispiel Beth oder Laurel, haben sie eben Pech gehabt. Kollateralschäden sind einkalkuliert in diesem Geschäft. Hören Sie, was ich sage, Warren?«
    »Ja.«
    »Macht ein guter Vater so einen Abgang?«
    Das Zucken der Wange wurde stärker.
    »Sie wissen, dass es nicht so ist«, sagte Danny drängend. »Wie ein Mann stirbt, ist seine eigene Angelegenheit, aber er hat nicht das Recht, jemand anderen mit sich zu reißen.«
    »Grant und Beth können gehen«, sagte Warren. »Aber sie bleibt hier.« Er fuchtelte mit dem Revolver in Laurels Richtung. »Sie bleibt bis zum Ende.«
    Zum Ende von was?, dachte Danny. Deinem Ende – oder unser aller Ende?
    Hinter Warren schlug Laurel eine zitternde Hand über die Augen. Einen Moment befürchtete Danny, sie könnte Warrenangreifen oder versuchen, ihm die Waffe zu entwinden, doch sie war längst über diesen Punkt hinaus. Sie hielt sich mit letzter Kraft auf den Beinen.
    »Dann los«, sagte Danny. »Schaffen wir Ihre Kinder hier raus.«
    »McDavitt ist ein verdammter Verräter!«, keifte Ray Breen über das Funkgerät. »Er erzählt Shields alles, was wir hier draußen vorhaben! Hören Sie denn nicht, was das Richtmikro auffängt? Ich halte diesen Scheiß nicht länger aus!«
    »Danny kommt mit den beiden Kindern raus, Ray«, entgegnete Sheriff Ellis. »Halten Sie den verdammten Kanal frei. Ich lasse Danny die Zeit, um die er gebeten hat.«
    Carl Sims lag hinter dem Pekannussbaum im nassen Gras und lauschte dem Stimmengewirr auf der Funkfrequenz, die die Mitglieder der TRU miteinander verband. Ray Breen brauchte dringend eine Zwangsjacke oder eine mächtige Dosis Beruhigungsmittel. Auch ohne seine Wut war er der völlig falsche Mann für eine Geiselsituation. Carl hatte angenommen, der Sheriff würde Ray ablösen lassen, nachdem sein Bruder erschossen worden war – es schien das Vernünftigste unter den gegebenen Umständen. Doch das hier war nicht das Marine Corps, und Carl hatte nicht das Kommando.
    Er wusste nicht, warum Major McDavitt sein Leben riskiert hatte und allein ins Haus gestürmt war, doch Carl war froh darüber. Alles war besser, als Ray Breen und seine Cowboys mit Maschinenpistolen und Granaten losstürmen zu lassen. Carl überzeugte sich, dass der Extra-Poncho, den er aus dem Kommandoposten mitgebracht hatte, sein Gewehr vor dem Regen schützte; dann wandte er sich wieder dem Thermobildgeber zu und studierte den LCD-Schirm. Er vermutete, dass Major McDavitt ins Haus eingedrungen war, um Shields irgendwie zurück in Carls Feuerlinie zu manövrieren. Falls es so war, wollte Carl ihn nicht enttäuschen. Jeder Zweifel, ob es richtig war, Shields zu erschießen, war längst erloschen. Es war nur noch einfache Arithmetik:
    Ein Toter war besser als fünf.
    »Die Kinder, Warren«, sagte Danny erneut. »Wo ist Grant?«
    Warren starrte

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