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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dachte, Sie würden es mir sagen.«
    Austers finanzielle Antennen fuhren hoch. Er starrte auf die obere rechte Ecke von Mr. Johnstons Akte und suchte nach einer schwachen Bleistiftmarkierung. Er fand keine – genau wie er vermutet hatte. Wäre eine dort gewesen, hätte sie Mr. Johnston als einen von Austers »Spezialfällen« ausgewiesen, einen jener Patienten, die sich einer Serie von – aus ärztlicher Sicht – unsinnigen, jedoch für Arzt und Patient ausgesprochen lukrativen Untersuchungen unterzogen hatten. Doch die Akte war nicht markiert. Worauf wollte Johnston hinaus?
    »Welche Beschwerden haben Sie denn, Mr. Johnston?«
    Ein gerissenes Grinsen entblößte Johnstons lückenhaftes Gebiss. »Nun ja, Herr Doktor … ich dachte, dass Sie mir vielleicht auch das sagen könnten.«
    Noch vor ein, zwei Monaten wäre Auster den Wünschen Johnstons mit Freuden nachgekommen. Gründliche Laboranalytik war gute, vernünftige Medizin, und eine Röntgenaufnahme des Brustraums konnte nie schaden. Angesichts der gegenwärtigen Situation jedoch waren Mr. Johnstons ganz und gar nicht subtile Andeutungen wie das Heulen einer Feuersirene. Auster setzte seine nüchternste Miene auf, das Gesicht, mit dem er Patienten erzählte, dass sie an einer tödlichen Krankheit litten oder einer, die sie zumindest erwerbsunfähig machen würde.
    »Mr. Johnston, in der Vergangenheit habe ich nach besten Kräften mit meinen Patienten daran gearbeitet, ihre gesundheitlichen Probleme zu lösen, doch angesichts der jüngsten gesetzlichen Bestimmungen ist diese alternative Form der Behandlung in ein schlechtes Licht geraten. Es ist heutzutage sehr riskant, die konventionellen Pfade zu verlassen, wenn Sie verstehen, was ichmeine. Wer es dennoch tut, setzt sich dem Risiko genauer Nachforschungen aus – und ernster Bestrafung, sollten Unregelmäßigkeiten festgestellt werden. Beispielsweise missbräuchliche Ausnutzung der staatlichen Behindertenfürsorge.«
    Mr. Johnston war blass geworden.
    »Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt, Sir?«
    Johnston erhob sich ächzend. »Wissen Sie, ich glaube, es geht mir gut, Doktor, bis auf meinen Rücken. Wenn Sie mir ein neues Rezept geben könnten, bin ich ganz schnell wieder weg.«
    Auster erhob sich und tätschelte Johnston die Schulter. »Mit dem größten Vergnügen, Mr. Johnston.«
    Er verschrieb Johnston eine neue Packung Vicodin; dann wandte er sich ab und ging aus dem Untersuchungszimmer und den Flur hinunter in sein privates Büro, wobei er leise vor sich hin fluchte. Die Dinge gerieten immer schneller außer Kontrolle. Vida tat, was sie konnte, um sämtliche Spuren zu beseitigen, die auf fragwürdige Aktivitäten hindeuteten, doch ständig kamen irgendwelche Leute mit ausgestreckter Hand aus dem Unterholz gekrochen.
    Und dabei waren die Patienten nicht einmal das größte Problem. Die eigentliche Bedrohung war die Betrugsabteilung der staatlichen Heilfürsorge Medicaid. Fünf Anwälte, elf Ermittler und vier speziell ausgebildete Buchprüfer nahmen jede Arztpraxis im Staat, in der Patienten auf Rechnung von Medicaid versorgt wurden, unter die Lupe. Die Ungerechtigkeit machte Auster furchtbar wütend. Manche Ärzte weigerten sich schlichtweg, Medicaid-Patienten zu behandeln, so erbärmlich waren die Erstattungssätze. Es waren die Menschenfreunde in seinem Berufsstand, die sich der Armen und Hilflosen erbarmten, und zum Dank dafür wurden sie von der Regierung geschröpft. Es machte ihn dermaßen wütend, dass er am liebsten das verdammte Land verlassen hätte.
    Auster wusste, dass ihm die Betrugsabteilung im Nacken saß. Patrick Evans, sein ehemaliger Doppelpartner im Tennis-Team der Highschool, arbeitete im Stab des Gouverneurs. Er war aufdem Laufenden über jede Aktion der Behörden im Staat. Vor einer Woche hatte er Auster hinter vorgehaltener Hand informiert, dass Paul Biegler, der Pitbull der Betrugsabteilung, eine Ermittlung gegen ihn eingeleitet hatte, basierend auf einem anonymen Tipp, der im Büro des Generalstaatsanwalts eingegangen war. Jeder konnte der Denunziant sein, doch wahrscheinlich handelte es sich um einen verstimmten Patienten – irgendeinen Kerl, der mit Auster zusammen ein bisschen Extra-Geld verdient und dann mehr gewollt hatte und wütend geworden war, als Auster seine Bitte ablehnte.
    Vielleicht war es auch eine Frau. Auster hatte nicht viele attraktive Patientinnen, doch wenn eine in seine Praxis kam, scheute er nicht vor einem Kuhhandel zurück. Ein Arzt aus der

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