12 Stunden Angst
gestiegen und hast ihn angebrüllt wie ein besoffener Burschenschaftler, stimmt’s? Du schaffst es einfach nicht, dein verdammtes Ego zu zügeln, ist es nicht so? Jede Wette, dass du ihn so sehr gereizt hast, dass er dich am liebsten gleich einlochen würde.«
Auster nickte. »Und ich sehe nicht, was wir tun könnten, außer ihn auf Warren anzusetzen und zu hoffen, dass er sich damit zufriedengibt.«
Vida starrte ihn an, als hätte er vorgeschlagen, mit hundert Stundenkilometern gegen eine Wand zu fahren. »Hör zu, Doktor. Du bist so link und gerissen wie ein Fass voller Fischhaken, aber wenn es darum geht, das Gesetz zu brechen, stellst du dich an wie ein Perückenständer. Es ist mir ein Rätsel, wie du dein Studium geschafft hast. Offensichtlich gab es eine Menge Professorinnen, eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.«
»Vida …«
»Verdammt, Kyle! Shields zu belasten hätte nur funktioniert,wenn die Ermittlungen nicht mit Nachdruck geführt worden wären. Wenn wir Zeit genug gehabt hätten, alles und jedes aus dieser Praxis zu schaffen, das unsere Version der Geschichte widerlegt. Wenn wir eine Menge Unterlagen verloren hätten und wenn – am Wichtigsten von allem – unsere speziellen Patienten das Maul gehalten hätten. Aber so weit sind wir noch längst nicht!« Sie kramte eine Zigarette hervor, zündete sie an und machte ein paar nervöse Züge.
»Ich wünschte, du würdest das Rauchen lassen.«
»Halt die Klappe, Kyle. Ich denke nach. Jetzt können wir Shields die Schuld nur noch dann in die Schuhe schieben, wenn er sich in den Kopf schießt und die Beweise in seinem Haus liegen. Dann wären wir – abgesehen von den Patienten – die Einzigen, die sagen könnten, was passiert ist. Es wäre teuer, aber …«
»Was ist mit den Aufzeichnungen?«
»Halt den Mund! Ich versuche gerade, deinen Hintern aus dem Knast zu halten!«
Er griff nach der Wodkaflasche in der untersten Schublade.
Vida beobachtete mit offensichtlicher Verachtung, wie er einen weiteren großen Schluck nahm. Dann blies sie eine Rauchwolke aus und sagte: »Ich weiß, was du im Schilde führst, Mister. Du hast irgendeine hochkarätige Schlampe im Rücken, die nur darauf wartet, dass du mit ihr durchbrennst. Ich weiß nicht, wer sie ist, aber ich werde es in zwanzig Sekunden erfahren, weil du es mir sagen wirst.«
Auster wollte erneut nach der Flasche greifen, doch Vida holte mit der Hand aus und schlug sie vom Schreibtisch. Die kostbare Flüssigkeit versickerte gluckernd im Teppich.
»Glotz mich nicht an wie ein Fisch auf dem Trockenen! Ich will wissen, wer sie ist!«
»Vida, ich würde dich nicht betrügen.«
»O Gott! Wer immer das Weib ist – von diesem Augenblick an ist sie aus deinem Leben verschwunden, kapiert? Als Gegenleistung erspare ich dir die Demütigung von nächtlichem Analsex im Knast, bei dem du definitiv nicht oben wärst.«
»Shannon Jensen«, flüsterte Auster kleinlaut wie ein geprügelter Hund.
Vidas Augen blitzten. »Die Pharmareferentin aus Jackson?«
Er nickte.
»Sie ist erst dreiundzwanzig!«
Bevor Auster antworten konnte, fuhr Vida fort: »Aber natürlich ist sie erst dreiundzwanzig. Jung genug, um deine Geschichten zu glauben und ihr Leben wegzuwerfen, bevor es richtig angefangen hat. Mein Gott, du bist ja so ein Arschloch! Diese eingebildete kleine Schwesternschaftsprinzessin, die durch diese Praxis stolziert, als hätte sie einen Maiskolben im Arsch … Jesses! «
Vida war blass geworden. Ihre Wut loderte so heiß, dass sie ihre höheren Hirnfunktionen auszuschalten drohte.
»Es … es tut mir leid«, beeilte sich Auster zu sagen, bevor sie sich noch mehr aufregen konnte. »Ich bin ein Idiot. Okay, die Frau ist Geschichte. Sag mir einfach, was ich tun soll.«
Vida legte beide Hände auf seinen Schreibtisch und beugte sich über die Krankenakten, die vor ihm lagen. »Ich hätte nicht übel Lust, Biegler die Tür zu dir aufzumachen. Ich könnte mich als Kronzeugin zur Verfügung stellen. Du würdest zwanzig Jahre hinter Gitter wandern, und ich wäre reich. Heutzutage gibt es eine Belohnung für Zeugen, wusstest du das? Viel Geld. Ich würde mich in Cabo massieren lassen, während du aus erster Hand erfahren würdest, ob Größe wirklich eine Rolle spielt.«
Auster fühlte sich benommen. »Vergiss bitte nicht, Vida, was …«
»Ich könnte es tun«, fuhr sie ungerührt fort, als hätte er nichts gesagt. »Aber ich tue es nicht. Ich will nicht, dass meine Schwester in
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