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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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heißt, daß hier ein Verrückter sein Unwesen treibt, Schwester. Einer, der bei Vollmond tötet«, erwiderte der Mönch.
    »Ist dir auch bekannt, daß ein junger Holzfäller, Gabrán, vom Vater eines der Opfer des Mordes beschuldigt wird?«
    »Die Beweise sprechen dagegen«, erwiderte Bruder Túan auf der Stelle. »Man wird dir sicher gesagt haben, daß sich Gabrán in der Mordnacht bei uns im Kloster aufhielt.«
    »Und das kannst du persönlich bestätigen?« fragte Fidelma.
    »Das kann ich.«
    »Ganz sicher?«
    Bruder Túan schob rechtfertigend sein Kinn vor. »Ich bin der rechtaire , der Verwalter des Klosters, und es gehört zu meinen Pflichten, zu wissen und festzuhalten, was Tag für Tag geschieht. Sollte ich da etwa den Monat und die Zeit des Vollmondes nicht kennen? Ich erinnere mich sehr gut an jenen Mond und an den Besuch des Burschen, weil, und das sage ich dir ganz im Vertrauen, Schwester, zwei unserer Brüder Gabrán zurück ins Kloster tragen mußten. Man hatte ihn volltrunken in einer Hafenschenke gefunden. Offenbar war er wohl das erstemal von seinen Eltern fort und dabei in schlechte Gesellschaft geraten. Es war pures Glück, daß er das Geld, das das Kloster seinem Vater schuldete, bis zu seiner Heimkehr noch in unserer Obhut gelassen hatte. Er wurde zwar ausgeraubt, hat aber nicht viel eingebüßt.«
    »Das hat er mir heute morgen nicht erzählt.«
    Auf Bruder Túans Gesicht zeigte sich ein breites Grinsen. »Bist du etwa überrascht? Ich könnte mir denken, daß er das auch seinem Vater und seiner Mutter nicht verraten hat. Er wird daraus gelernt haben. Gabrán traf irgendwann im Laufe des Tages bei uns ein, und am Abend des Vollmonds war er vollkommen betrunken. Als Verwalter habe ich über alles genauestens Buch geführt. Du kannst also gewiß sein, daß Gabrán sich in jener Mordnacht auf keinen Fall in der Nähe des Mädchens aufgehalten hat.«
    »Vielen Dank für diese erschöpfende Auskunft, Bruder. Ich werde die Sache für mich behalten. Hat Bruder Solam dir gesagt, daß man die drei Fremden verdächtigt?«
    Der Mönch wirkte plötzlich mürrisch. »Darüber haben uns Gerüchte erreicht«, bestätigte er.
    »Man hat mir erzählt, daß die Fremden zuerst in eurem Kloster Zuflucht gesucht haben.«
    »Zuflucht? Das ist nicht ganz korrekt. Ein Sklavenschiff lief vor unserer Küste auf Grund. Teile des Schiffes strandeten im seichten Marschland unterhalb des Klosters. Ein paar Fischer fanden die drei Fremden, man hatte sie an einen Balken gefesselt. Sie waren mehr tot als lebendig. Bei Ebbe holte man sie an Land und brachte sie zu uns.
    Und wie das Schicksal es wollte, ist einer unserer Brüder des Griechischen mächtig. Das war die einzige Sprache, in der wir uns mit den drei Sklaven verständigen konnten. Bald fanden wir heraus, daß es sich um Christen aus einem sehr fernen Land handelte – aus Aksum.«
    »Gab es noch weitere Überlebende bei dem Schiffbruch?« fragte Fidelma.
    »Nur wenige. Zumeist Franken, die sofort auf einem fränkischen Handelsschiff anheuerten, das in der Bucht lag.«
    »Ihr habt den Fremden Obdach gewährt?«
    »Ja. Wir haben sie von den Fesseln befreit und gesund gepflegt, denn sie waren offensichtlich ziemlich schlecht behandelt worden. Sie blieben eine Weile bei uns, lernten ein wenig unsere Sprache und berichteten uns von ihrer Heimat und wie der christliche Glaube dorthin gelangt war. Unser Schreiber hat viele Dinge festgehalten, im Gegenzug stellten sie ihm Fragen über unser Land, unsere Kultur und unsere Bildung. Merkwürdigerweise besaßen wir sogar ein paar Kunstgegenstände aus ihrem Land: silberne Kreuze, die ihnen unser Abt als Andenken an ihre Rettung aus der Seenot mitgab.«
    »Wie man mir sagte, sind sie sehr an dem Werk des Gelehrten Aibhistín von Inis Carthaigh interessiert.«
    »Als sie erfuhren, daß sich Bruder Aibhistín mit dem Mond und seinem Einfluß auf die Gezeiten beschäftigt hat, wurden sie ganz aufgeregt. Sie vermochten sich auf nichts anderes mehr zu konzentrieren. Besonders Bruder Dangila war versessen auf Aibhistíns Abhandlung über den Mond und die Sterne. Er hat einige der Schriften, die wir im Kloster aufbewahren, darunter auch Abt Sinláns Chronologie und die astronomischen Traktate von Mo Chuaróc von Loch Garman geradezu verschlungen.«
    »Ihr habt Bruder Dangila offenbar erzählt, daß Aibhistíns Schriften hier in der Abtei des heiligen Finnbarr aufbewahrt werden, nicht wahr?«
    Bruder Túan überraschte sie mit seinem

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