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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hörte sich stöhnen. Er sammelte seine Kräfte. Sehr mühsam nur bekam er seine Arme vom Boden hoch und streckte sie dem Totenschädel entgegen. Für ihn ein kleines Wunder, dass er es überhaupt schaffte. Er zitterte dabei, wollte unbedingt etwas sagen und bekam nur ein Stöhnen über die Lippen.
    Er wollte, dass der hässliche Schädel mit dem To tenblick verschwand. Ihn nicht mehr sehen. Ihn einfach nur hassen.
    Weg aus seinem Leben. Der gehörte nicht dazu.
    Er blieb.
    Und das Grauen hatte für Amos Hill noch längst nicht den Höhepunkt erreicht. Zum Kopf gehörte ein Körper. Dunkel, schwarz. Wobei der liegende Mann nicht erkennen konnte, in welche Kleidung genau der Körper gehüllt war. Er spürte einen leichten Luftzug über sein Gesicht hinweggleiten, als sich der Andere bewegte. Von irgendwoher holte er etwas hervor, das im Dunkel der Waschküche versteckt gewesen war. Es sandte einen leichten Glanz ab und besaß eine bestimmte Form, die aussah wie ein Halbmond.
    Der Unheimliche mit dem Totenschädel richtete sich auf. Er stellte sich gerade hin, damit er von dem am Boden liegenden Mann auch gesehen werden konnte.
    Aber Hill hatte keinen Blick mehr für den Totenschädel.
    Etwas anderes war wichtiger, und das schwebte vor und zugleich über ihm. Es war dieser glänzende Halbmond, den Hill in diesem Augenblick als Sense identifizierte.
    Er schrie!
    Nur nicht hörbar. Der Schrei brandete in seinem Innern auf.
    Er blieb deshalb stumm. Nur den Mund hatte er weit aufgerissen, ebenso wie die Augen. Der Eindringling mit dem Totenschädel brauchte nichts zu erklären, seine Haltung sprach Bände. Amos Hill wusste, dass das Ende seines Lebenswegs erreicht war.
    Die Sense schwang herum.
    Sie fiel nach unten, beschrieb dabei eine Pendelbewegung, und in dieser Zeit zog sich der Körper des liegenden Mannes zusammen, weil er damit rechnete, getroffen zu werden.
    Aber die Sense huschte über ihn hinweg. Die an beiden Seiten scharf geschliffene Klinge kratzte seine Haut nicht einmal an.
    Nur der Luftzug war zu spüren.
    Aber sie pendelte wieder zurück. Nahezu lässig hielt der Totenschädel sie in seinen Händen, wie ein tödliches Spielzeug. An seinen eigenen Zustand dachte Hill nicht mehr. Er machte die Bekanntschaft mit der Todesangst, und sie sorgte seltsamerweise für neue Kräfte.
    Er konnte wieder denken. Er war in der Lage, sich zu erinnern, und ihm fiel wieder der Name des Killers ein.
    »Navis!«, keuchte er, »Ben Navis…«
    Der Andere hatte ihn gehört. Mitten in der Bewegung stand die Sense plötzlich still.
    »Du… du… bist es, nicht?«
    Schweigen!
    »Warum? Ich habe damals…«
    Ausreden konnte Amos Hill nicht. Die Sense huschte wieder nach vorn. Hö rte er das Sausen? Er wusste es selbst nicht, aber die Waffe sackte in der Vorwärtsbewegung genau nach unten, und diesmal traf sie den Mann.
    Es war nicht zu beschreiben. Nie zuvor hatte der am Boden liegende Mann einen derartigen Schmerz verspürt. Er konnte nichts dagegen tun. Er sah, wie die Sense erneut zurückschwang, und er wusste, dass sie ihn wieder treffen würde.
    So war es auch!
    Die Gestalt vor ihm löste sich auf. Sie wurde von der Dunkelheit verschluckt. Zugleich spürte Amos Hill den Schmerz.
    Der wahnsinnige Schrei, der dabei aus seinem Mund drang, war der letzte Laut in seinem Leben.
    Anschließend begann der Häuter mit seiner eigentlichen »Arbeit«…
    ***
    Der Weg nach Whiteburn führte uns durch eine einsame Landschaft, die für Ruhe suchende Touristen wie geschaffen war. Die Berge waren nicht zu hoch. Sie wirkten wie große Buckel, die mal mit Wald bewachsen, mal kahl waren. An diesen Hängen hatte sich noch der Schnee halten können, der mittlerweile so schmutzig aussah wie alte Tücher.
    Diesmal hatte ich das Lenkrad übernommen und fuhr so schnell wie es die Straße zuließ. Es war die A 697, ziemlich breit und gut zu befahren. Ich konnte die wenigen Kurven schneiden. Zumeist allerdings fuhren wir auf geraden Strecken, und deshalb gab ich auch Gummi.
    Mit glatten Stellen brauchten wir nicht zu rechnen. Die Temperaturen lagen über dem Gefrierpunkt. Nur in der Nacht würden sie wieder zurückgehen.
    Ich wusste, dass wir uns beeilen mussten. Beide wurden wir das Gefühl nicht los, zu spät zu kommen. Wir hatten nur einmal darüber gesprochen, das reichte aus.
    Der Häuter war nicht in seiner Zelle gewesen! Er war nie in seiner Zelle gewesen, davon ging ich aus. Er hatte alle genarrt.
    Aber wo hatte er sich in der Zwischenzeit

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