1205 - Kundschafter der Kosmokraten
die molekularen Bindekräfte neutralisierte und jede Materie zu Staub zerfallen ließ.
Der dumpfe Donner einer Explosion, ein sengender Lichtblitz und eine heiße Druckwelle, die ganze Tonnen Staub aufwirbelte. Kaum war die Druckwelle abgeebbt, galoppierte Chulch los; in der einen Hand das Betäubungsgewehr, in der anderen den Fallenspürer. Er sprang über den rauchenden Krater hinweg, der von dem Desintegrator übriggeblieben war, und rannte so schnell wie möglich auf den offenen Eingang des Hochturms zu.
Violette Blitze schlugen rechts und links neben ihm ein und katapultierten Trümmer und Erdreich in die Luft, aber wie durch ein Wunder blieb er von einem direkten Treffer verschont.
Keuchend erreichte er die Öffnung.
Ein Knurren löste sich aus seiner Kehle.
Dort waren sie - die Fremden! Humanoid wie der triadische Telekinet, aber ihre Haut war hellbraun, statt blau, und auf dem Schädel des einen Hochländers wuchs mittelbraunes, kurzhaariges Fell, während das des anderen silberweiß und lang war. Sie bewegten sich nicht. Nur ihre Augen sahen ihn flehend an, und von der Aura des Fallenspürers zuckte ein roter Lichtstrahl.
An der Wand!
Ein Strahler!
Fesselfeld, durchfuhr es Chulch. Ein Fesselfeld hält die Fremden fest... Und der Abstrahlpol des Strahlers glüht!
Reflexartig griff er nach hinten, in die rechte Tasche, wühlte panisch in seinen Utensilien, bis seine Finger die zweite und letzte Sprengkapsel berührten. Er zog sie hervor, schärfte sie im gleichen Atemzug und warf sie gegen die Wand.
Die Explosion schmetterte ihn zu Boden, preßte ihm die Luft aus der Lunge, blendete ihn. Frischer Schmerz brannte in seinem zerschundenen Leib. Er verbiß einen Schrei und sah blinzelnd auf, Das Strahlgewehr war zu Schlacke geschmolzen, während das Gold der Wand unversehrt war, Und die Fremden taumelten hustend und würgend durch den aufgewirbelten Staub.
„Hier", rief Chulch gepreßt. „Kommt zu mir."
Er hoffte, daß die Fremden ihn verstanden. Einer von ihnen, der mit dem silberweißen Schädelfell, wuchs vor ihm aus den Staubschwaden auf und entblößte die Zähne. Chulch fuhr zurück, denn im ersten Moment glaubte er an eine Drohgebärde, aber der Hochländer zeigte ihm beschwichtigend die leeren Handflächen.
„Danke", sagte er in einer seltsam holprigen Version der Tiefensprache. „Das war Bettung in letzter Sekunde. Ich bin Atlan. Mein Freund" - er wies auf den zweiten Hochländer -„heißt Jen Salik. Noch einmal..."
„Später", unterbrach der Plünderer, „Ich bin Chulch. Aber kommt jetzt. Schnell. Eine Triade der Fraternität ist euch auf den Fersen, Vermutlich sind auch die Geriokraten nicht weit. Ich führe euch in ein sicheres Versteck. Kommt schnell!"
Die Fremden wechselten einen Blick. Sie zögerten, Chulch fluchte in Gedanken und fragte sich, ob er sie mit dem Betäubungsgewehr paralysieren und fortschleppen sollte, aber dann scheute er davor zurück. Noch wußte er nicht, welchen Status die Fremden hatten, Vielleicht waren die Dreier oder Vierer; traf dies zu, stand ihnen das Cityabwehrsystem zur Verfügung...
Er äugte nach draußen, Die Staubwolken der Explosion hatte sich inzwischen gelegt. Von der Triade war nichts zu sehen. Waren die Psioniker noch immer bewußtlos? Oder waren sie von den Fallensystemen getötet worden? Ganz gleich - sie mußten das Risiko eingehen und den Hochturm verlassen. Früher oder später würde es hier von Psionikern und Geriokraten wimmeln.
„Was ist eine Triade?" fragte der Fremde namens Atlan. „Und wer sind die Geriokraten?"
„Später", wiederholte Chulch. Ihm kam ein Gedanke. „Welchen Status habt ihr?" fragte er offen, auch wenn es in Starsen als unhöflich galt, jemand über seinen Status auszuhorchen. „Seid ihr Status-Eins-Bürger? Oder steht ihr höher in der Hierarchie?"
Erneut wechselten die Fremden einen Blick. Atlan hob die Schultern.
„Der Roboter...", murmelte er zusammenhanglos. „Er erwähnte ebenfalls etwas von einem Status... Ich kann deine Frage nicht beantworten, Chulch. Dort, wo wir herkommen, gibt es derartige Klassifizierungen nicht..."
Chulchs Herz machte einen Sprung. Seine kühnsten Erwartungen hatten sich erfüllt. Im Hochland gab es keine Statusherrscher, keine Geriokraten, keine Unterdrückung der Bürger mit niedrigem Status!
„Folgt mir", zischte der Plünderer.
Er schob sich nach draußen und hielt das Betäubungsgewehr schußbereit in den Händen. Die Hochländer blieben dicht an seiner Seite.
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