1206 - Das Blut der schönen Frauen
Frau mit einem Lachen und streckte Alexandra die Hand entgegen.
Sie schlug ein. Die Hand war kühl. Die Haut empfand sie als trocken, fast so trocken wie Papier. Sie sagte ihren Namen, und Kalina nickte.
»Alles klar zwischen uns.«
»Aber wie geht es bei mir weiter?«
»Steig erst mal ein. Oder hast du ein besonderes Ziel, zu dem du gefahren werden möchtest?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Eben.«
Alexandra wusste nicht, was das letzte Wort bedeuten sollte.
Sie nahm es hin und stieg in den Van. Dabei überkam sie ein seltsames Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte. Etwas drängte sich hoch. Als Warnung wollte sie es nicht ansehen, mehr als leichte Nervosität vor dem Kommenden.
Kalina stieg ein. Sie hämmerte die Tür zu und blieb zunächst sitzen, ohne etwas zu tun.
Dann fragte sie: »Nervös?«
»Kann sein.«
»Warum?«
»Weil ich Ihnen Umstände mache.«
»Nein, machst du nicht.«
Alexandra schüttelte den Kopf. »Das sagen Sie jetzt so. Ich glaube schon, dass Sie sich etwas Besseres vorstellen können, als irgendwelche Anhalterinnen mitzunehmen.«
»Zunächst sollten wir uns duzen. Klar?«
»Ja.«
»Und dann sage ich dir ehrlich, dass du mich nicht störst. Ich war auf dem Weg nach Hause, und du kannst von einem glücklichen Zufall reden, dass du mich getroffen hast.«
»Das denke ich auch. Sonst hätte ich mein Rad schieben müssen, was nicht eben spaßig ist.«
»Nun ja, so meine ich das nicht«, dehnte Kalina. »Du hast doch sicherlich nicht gewusst, wo du die nächsten Nächte verbringen willst. Oder sehe ich das falsch?«
»Nein.«
»Dann hast du doppeltes Glück gehabt.«
Alexandra drehte den Kopf zur Seite und sah das Lächeln auf dem Mund der Fahrerin. »Wieso habe ich da doppeltes Glück gehabt? Das verstehe ich nicht.«
»Weil ich dir anbiete, bei mir zu wohnen. Es ist zwar kein Luxus, aber es lässt sich aushalten. Ich besitze ein Haus, das genügend Zimmer hat. In der Hochsaison vermiete ich die Räume, dann wird mein Haus zu einer kleinen Pension. Um diese Zeit stehen die Räume leer, und ich lebe dort allein. Also ist es kein Problem, wenn du für eine Weile bei mir einziehst.«
Alexandra wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Der Vorschlag hatte sie überrascht. Sie brauchte eine Denkpause, strich über ihr Haar, rückte auch die Brille zurecht, lächelte unsicher und zuckte zugleich die Achseln.
»He, hast du Probleme?«
»Nein oder ja…«
»Welche?«
Alexandra suchte nach Worten. »Ich weiß nicht, ob ich dein Angebot annehmen kann.«
»Warum denn nicht?«
»Weil ich ziemlich blank bin. Man hat mir meinen Rucksack gestohlen. Ich musste mir neue Sachen kaufen, da ist das Geld etwas knapp geworden…«
Das Lachen unterbrach sie. »So haben wir ja nicht gewettet, Mädchen.« Eine Hand legte sich auf ihren rechten Oberschenkel. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Natürlich kannst du bei mir umsonst wohnen. Ich bin froh darüber, dass ich wieder etwas Gesellschaft bekomme. Keine Angst, das regelt sich. Wie gesagt, im Sommer wird mein Haus zu einer Pension. Ich kenne mich da aus. Es gibt überhaupt keine Probleme für mich.«
Alexandra senkte den Kopf. »Wenn das so ist…«
»Es ist so, glaube mir.«
Die junge Frau lächelte. Ihr fiel der schnelle Blick nicht auf, den Kalina ihr zuschickte. Sie sah auch nicht den lauernden Ausdruck in den Augen und war zunächst froh, ein Bett für die Nacht zu bekommen.
Was morgen war, würde man sehen.
Kalina fuhr an.
Eigentlich hätte sich Alexandra Köcher freuen müssen, aber das war nicht der Fall. In sich verspürte sie eine seltsame Unruhe, so etwas wie Spannung, und sie dachte auch an die kalte Hand, die sie zwei Mal berührt hatte.
Wie die Hand einer Toten…
***
Geschlafen hatte ich nicht besonders. Vor allen Dingen nicht lange.
Als ich zusammen mit Suko das Vorzimmer betrat, in dem Glenda schon den Kaffee gekocht hatte, schaute sie uns mit ihren typisch prüfenden Blicken an.
»O ja«, sagte sie nur.
»Wieso?«
»Scheint für euch keine glückliche Nacht gewesen zu sein.«
Ich blickte Suko an. »Was meinst du dazu?«
»Glenda hat Recht. Wenn man eine tote junge Frau findet, kann die Nacht nicht glücklich gewesen sein.«
»Ich hörte schon davon.«
»Von wem?«
»Setzt euch mal mit der Fahndung in Verbindung. Ich glaube, die haben was herausgefunden.«
»Weißt du mehr?«
»Nein, John, mir sagt man ja nichts.«
»Soll ich dich bedauern?«
»Das wäre bei dir niemals
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