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1208 - In den Katakomben von Starsen

Titel: 1208 - In den Katakomben von Starsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dir gut getan haben, Hunger und Durst zu stillen", sagte er. „Es beunruhigt dich nicht mehr, daß wir den Eremiten folgen?"
    „Es beunruhigt mich durchaus", antwortete Chulch ernsthaft. „Aber ich habe gute Hoffnung, daß wir ihre Spur nicht wiederfinden werden."
     
    *
     
    „Ich muß dich enttäuschen", sagte Atlan etliche Stunden später. „Sie sind nicht mehr als zweihundert Meter vor uns."
    „Woher willst du das wissen?" fragte Chulch verstört.
    „Mach mir nichts vor", verspottete ihn der Arkonide, „Deine Ohren sind fünfmal größer als meine. Du hast sie schon längst gehört."
    Darauf antwortete Chulch nichts. Seine Hoffnung war enttäuscht worden. Sie hatten die Spur der Blinden Eremiten wiedergefunden. Abgebrochene Zweigstücke waren ihre Wegweiser gewesen, Die Baumwesen hatten den Kampf mit den Weiden doch nicht so schadensfrei überstanden, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Unterwegs entledigten sie sich jetzt der beschädigten Körperteile.
    Der Boden senkte sich abwärts. Atlans Extrasinn errechnete, daß sie sich jetzt 1200 Meter tiefer befanden als der Punkt, an dem sie in die Unterwelt eingestiegen waren, Und doch hatten weder Druck noch Temperatur sich merkbar geändert. Starsen, schloß der Arkonide, war eine Welt, die der logische Verstand nicht zu begreifen vermochte.
    Weitaus mehr jedoch beunruhigte ihn der Umstand, daß die Gerüchte, die er an der Oberwelt gehört hatte, offenbar falsch waren: Die Blinden Eremiten waren keinesfalls die unumschränkten Herrscher der Katakomben. Sie hatten Feinde. Der Zwischenfall in der großen Höhle war bezeichnend. Die Feinde der Eremiten hatten es auf die Gefangenen abgesehen, die von den Fratres aus der Oberwelt geliefert wurden.
    Atlan hatte ein ungutes Gefühl, wenn er sieh auszumalen versuchte, was die Weidengeschöpfe mit den beiden Opfern anstellen würden, die sie während des Kampfes in der Höhle erbeutet hatten. Den Eremiten mußte er zugestehen, daß sie die Gefangenen ohne Grausamkeit, gewissermaßen zivilisiert behandelten.
    Er hatte den Eindruck gewonnen, daß die Bäume ihre Opfer für kultische Zwecke zu verwenden gedachten und nicht etwa ihren Hunger an ihnen stillen wollten. Was jedoch die Weiden anging, da war er seiner Sache nicht sicher.
    Er horchte auf. Die Geräusche voraus waren abrupt lauter geworden. Er hörte lautes, aufgeregtes Summen, das Knacken und Brechen von Asten, das Quäken und Zirpen nichthumanoider Stimmen.
    „Noch ein Überfall!" rief er Chulch zu. „Los, bring mich hin!"
    Ehe Chulch widersprechen konnte, hatte er sich auf seinen Rücken geschwungen. Der Sechsbeinige setzte sich in Bewegung. Mit platschenden Füßen galoppierte er den abschüssigen Korridor hinab. Atlan hatte schon vor ein paar Stunden bemerkt, daß die Wände in diesem Teil der Unterwelt nicht mehr so faltig und zerschunden waren wie zuvor. Der Fels war glatter. Auch die grünlich leuchtenden Kletterpflanzen waren seltener geworden. Es wurde allmählich dunkler. Je weiter sie vordrangen, desto dichter mußten sie zu den Blinden Eremiten aufrücken, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    Der Gang wurde breiter. Er verlief sich zu einer weiten, ebenen Fläche. Im Ungewissen Licht gewahrte Atlan ein mattes Glitzern, das sich quer durch das Blickfeld zog. Er konnte es sich zunächst nicht erklären.
    Er sah die Gestalten der Blinden Eremiten in wilder Bewegung. Er sah kugelförmige Gebilde, die zwischen den Baumgeschöpfen hin und her rollten und es auf die Wurzeln der Eremiten abgesehen zu haben schienen. Einige Kugeln waren auch in die Gruppe der Gefangenen eingedrungen und wüteten unter den wehrlosen, apathischen Wesen. Die Absicht der Kugeln war es offenbar nicht, den Blinden Eremiten ihre Opfer, abzunehmen. Sie hatten es eher darauf abgesehen, soviel Schaden wie möglich anzurichten.
    In das Summen und Rascheln der Bäume und das entsetzte Geschrei der Gefangenen mischten sich klatschende und plätschernde Laute. Das Glitzern, das Atlan zuvor bemerkt hatte, war ein breiter Wasserlauf, der die Felsenfläche der Länge nach durchquerte! Er verstand mit einemmal, wie die Eremiten in diese Falle hatten gehen können. Die Fläche war ungeachtet der mangelhaften Beleuchtung weithin zu überblicken. Niemand hätte den Baumwesen hier unbemerkt auflauern können - er sei denn unter der Oberfläche des Wasserlaufs verborgen. Die Kugelwesen hatten im günstigsten Augenblick zugeschlagen: Als der Zug der Gefangenen das Wasser zur Hälfte

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