1212 - Niemand hört die Schreie
verdammt viel Ärger bereiten kann. Den möchte ich, wenn eben möglich, bereits im Keim ersticken.«
»Verstehe ich, John. Du hast von viel Ärger gesprochen. Wenn das zutreffen sollte, dann muss sie nicht nur einfach eine normale Blutsaugerin sein, sondern eine, die Macht hat oder dabei ist, so richtig Macht zu erhalten.«
»Genau das befürchte ich. Wahrscheinlich ist sie sogar schlau genug, um Mallmann aus dem Weg zu gehen.«
Marek pustete in den Hörer. »Dracula II, John? Meinst du, dass sie ihm trotzen kann?«
»Das weiß ich nicht genau. Ich möchte nur auf alles eingestellt sein. Wie gesagt, wir werden uns um Justine kümmern müssen, aber halte auch du deine Ohren auf.«
»Mache ich gern. Trotzdem hätte ich gern eine Beschreibung der Blutlady.«
Ich gab sie ihm sofort.
»He, das ist ja ein Hammer!«, sagte Marek. »Du gerätst ja geradewegs ins Schwärmen über diese Person.«
»Ich habe nur Fakten genannt.«
»Dann sieht sie wirklich gut aus.«
»Kann man sagen.«
»Okay, ich schaue mich um und höre mich um. Kann durchaus sein, dass sie hier in Rumänien irgendwann mal ein Zeichen gesetzt hat. Das Aussehen lässt nicht auf ihr wahres Alter schließen. Die kann gut und gern einige hundert Jahre alt sein und hat ihr Aussehen durch das Trinken von Blut erha lten.«
»Okay, Frantisek, das war's. Und wie geht es sonst?«
»Ha, du hast mich vor einem Lokal erwischt. Ich sitze in der Sonne und nehme einen kleinen Imbiss zu mir. Auch ein Vampirjäger muss hin und wieder etwas essen.«
»Das Problem kenne ich.«
»Da fehlt einem doch die Frau, John. Zumindest mir. Egal, ansonsten ist es hier ruhig. Es gab mal Spuren, die ich verfolgt habe, aber nichts Konkretes. Wäre mein Pfahl aus Eisen, würde er schon langsam Rost ansetzen.. Er wartet auf Beute.«
»Dann öle ihn mal ab und zu. Von Glenda und Suko auch die besten Grüße.«
»Grüße sie zurück. Ich melde mich, sobald es etwas Neues für uns alle gibt.«
Auf den Pfähler konnte ich mich verlassen, aber Justine Cavallo war nicht sein, sondern unser Problem, und wir mussten so bald wie möglich eine Spur finden.
Als ich hochschaute, sah ich Sir James in der offenen Tür stehen. Bevor ich sprechen konnte, übernahm er das Wort.
»Ich habe das Gespräch mit anhören können. Wir haben neue Probleme bekommen.«
»Es sieht so aus.«
»Kommen Sie mit in mein Büro.«
Gehorsam wie zwei Hunde folgten wir ihm, und wenig später war auch er eingeweiht.
Über den Rändern seiner Brille hoben sich die Augenbrauen, als er langsam anfing zu sprechen. »Einen Vampirfürsten oder so etwas Ähnliches haben wir schon. Es wäre natürlich fatal, wenn er noch eine Konkurrenz bekommen würde. Oder man denkt anders und erinnere sich, dass es nur einen geben kann. Ich meine damit nicht den Highlander, sondern Dracula II.«
»Sie meinen, dass sich beide gegenseitig bekämpfen?«, fragte Suko.
»Das ist nicht unmöglich - oder?«
»Wäre es Ihnen denn lieb?«
Nein, das war es uns nicht. Wenn sich zwei dieser Bestien bekämpften, dann passierte es immer wieder, dass unschuldige Menschen in die Auseinandersetzung gerieten und ebenfalls ihr Leben verloren. Das mussten wir verhindern.
Sir James nickte uns zu und sagte dabei: »Halten wir zunächst mal fest, dass es sich bei dieser Justine Cavallo vorerst um ein Phantom handelt.«
Wir waren einverstanden.
»Aber Sie denken daran, dass Sie in der Walpurgisnacht einen ersten Kontakt herstellen können?«
»Wir hoffen es«, sagte ich.
»Dann bitte. Meinen Segen haben Sie.« Er schaute jeden von uns kurz an. »Auch würde es mich interessieren, warum sich Vampire oder Vampirinnen unter Hexen mischen. Denn die Nacht zum ersten Mai ist doch eigentlich den Hexen gewidmet.«
»Genau das, Sir, möchten wir auch herausfinden«, sagte ich.
»Dann bitte. Und ich hoffe für uns, dass wir morgen um diese Zeit schon mehr wissen.«
Das hofften wir auch. Mein Optimismus hielt sich allerdings in Grenzen…
***
Wir fuhren durch den Ashdown Forest!
Beide hatten wir bisher weder etwas von dem Gebiet gehört noch etwas gesehen. Jetzt aber erlebten wir ein Stück Natur mitten im Frühling, das uns die ganze Tierseuchen-Scheiße vergessen ließ. Die Welt war wieder rund geworden. Dafür sorgte eine strahlende Sonne, die die Natur in einem herrlichen Glanz badete, der sich wie ein Schleier auf und im Wald ausbreitete.
Die A 22, eine breite Straße, durchquerte ihn. Ihr Band zerschnitt die hügelige Landschaft wie ein
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