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1229 - Das Vogelmädchen

1229 - Das Vogelmädchen

Titel: 1229 - Das Vogelmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Menschen entfliehen konnte, aber keinem Riesenvogel.
    Sie fuhr trotzdem weiter. Sie schaute nach vorn. Die Lichter waren nicht näher gerückt, obwohl sie schon eine gewisse Strecke hinter sich gebracht hatte. Manchmal wurde der Sand von den Reifen in die Höhe gewirbelt und umgab sie wie eine Staubfahne.
    »Wir schaffen es nicht!«
    Carlotta war Realistin. Sie besaß auch den besseren Blick, wenn sie sich drehte. Da musste sie sich nicht auf die beiden Spiegel verlassen.
    »Schneller, Max!«
    »Geht nicht mehr!«
    Der Vogel war da, er war so verdammt nahe, und Maxine spürte bereits seinen Flügelschlag.
    Sie gab noch mal Gas.
    Es war mehr ein Verzweiflungsakt. Der Roller tat einen regelrechten Sprung nach vorn, und sie merkte, dass Carlotta sie losließ. Auch einen Ruck bekam sie mit, und da wusste sie, dass ihr Schützling den Roller verlassen hatte.
    Noch einmal bockte das Fahrzeug. Er war über eine kleine und nicht zu weiche Erhöhung gesprungen. Dahinter ging es wieder hinab und hinein in eine kleine Mulde, in der auch erste Gräser wuchsen. Er war noch nicht richtig hineingefahren, als der Vogel zuschlug.
    Von der rechten Seite her wurde Maxine von dem harten, lederartigen Flügel getroffen und dabei am Kopf und am Körper erwischt. Mochte der Hieb auch noch so lässig geführt worden sein, er reichte aus, um Maxine Wells vom Roller zu schleudern.
    Für einen winzigen Moment hatte sie das Gefühl, fliegen zu können, aber nichts an ihren Bewegungen konnte sie kontrollieren. Maxine schwebte in der Luft, das auch noch rücklings, und wenig später musste sie der Erdanziehung gehorchen.
    Sie prallte in den weichen Sand und blieb auf dem Rücken liegen, wobei sie sich vorkam wie ein Käfer, den die Finger eines Menschen auf den Rücken gedreht hatten.
    Es war aus.
    Es war alles aus.
    In ihren Ohren klang noch das Dröhnen des Motors nach, denn der Roller rollte von allein einige Meter weiter, bis der Sand zu dicht wurde, ihn stoppte und zur Seite drehte. Mit einer schleifenden Bewegung kippte er in den Sand, wobei der Motor noch weiter arbeitete, sich im Leerlauf drehte, aber sehr bald verstummte, als hätte jemand Sand in ihn hineingeschaufelt.
    Der feine Sand wurde auch gegen Maxine Wells geweht. Das Schlagen der Schwingen sorgte für diesen Wirbel, der Maxine zunächst mal die Sicht nahm.
    Wie zuvor auch sah sie den Schatten.
    Der Vogel dachte nicht daran, wegzufliegen, und sie hörte die schrille Stimme der Blonden, die ihm wohl die entsprechenden Befehle gab. Vor ihr und nicht weit von ihr entfernt sank der Vogel wie ein schweres Schiff zu Boden.
    Wieder blieb er im Sand liegen, und zwar so, dass er Maxine anschaute.
    Wieder lag sie im Sand. Und wieder besaß sie so gut wie keine Chance mehr. Nur etwas hatte sich zu ihren Gunsten verändert. Die Blonde war nicht mehr bewaffnet, das Schwert befand sich in der Hand einer anderen Person.
    Daran dachte Maxine, als sich Sina aufrichtete. Sie stand auf dem Rücken des Riesenvogels und schaute auf Maxine nieder.
    Nur für einen kurzen Moment, dann bewegte sie sich zur Seite und sprang mit einer geschmeidigen Bewegung in den Sand.
    Sina war noch nicht völlig in Ordnung. Sie zwinkerte mit den Augen. Auf ihren Wangen waren noch die feuchten Spuren der Tränen zu sehen, die der Wind nicht getrocknet hatte.
    Maxine spürte den Hass, der ihr entgegenströmte. Diese Blonde hasste sie aus tiefster Seele, falls sie überhaupt eine besaß.
    Als sie den letzten Schritt ging und den Vogel passierte, streichelte sie kurz über seinen Kopf, als wäre sie die Mutter und das Monstrum ihr Kind.
    Danach trat sie rutschend auf Maxine zu. Die Ärztin hörte ihren heftigen Atem, und sie kam sich in ihrer Lage so jämmerlich vor. Sie winkelte deshalb die Arme an, um sich abzustützen, kam auch hoch, aber dagegen hatte Sina was.
    Mit der Stiefelspitze trat sie gegen die Brust der Ärztin, und Maxine stürzte wieder zurück.
    »Nein, ich…«
    Der nächste Tritt ließ sie verstummen, denn Sina hatte ihr einen Fuß auf die Brust gesetzt.
    Sie flüsterte ihr etwas zu, aber auch jetzt war es Maxine nicht möglich, sie zu verstehen.
    Dann schrie sie los.
    Maxine schwieg. Nur ihre Augen waren in Bewegung. Durch ihre Lage bedingt, konnte sie auch in die Höhe schauen und sah am dunklen Himmel eine Bewegung.
    Es war Carlotta, die dort kreiste, und sie hielt noch immer das Schwert mit beiden Händen fest.
    War sie die Rettung? Konnte sie es vielleicht schaffen, Maxine aus der tödlichen Klemme

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