123 - Auf dem Insektenthron
ihr einziger Kommentar, den sie nicht zurückhalten konnte. »Ich schätze, es ist sehr lange her, dass du eine Frau überhaupt aus der Nähe gesehen hast.«
»Das wird sich ja nun ändern«, konterte Mostroo anzüglich grinsend. Dann wandte er sich wieder Matt zu. »Wir sind äußerst beglückt, vier so kräftige junge Menschen bei uns aufnehmen zu dürfen. Denn die Arbeit ist hart, der Ertrag gering – wir brauchen dringend Unterstützung. Doch das ist nicht alles.«
Er hob eine Laserpistole und streichelte sie auf fast obszöne Weise. »Seht ihr, die Situation ist folgende: Aarachne wird von Insekten und Spinnen beherrscht – bisher. Sie werden geleitet von einem Monster namens Ch'zzarak, einer abstoßenden genetischen Mischung, dem perversen Abklatsch einer Lebensform. Ch'zzarak hat jahrelang jeden Menschen, der sich auch nur in die Nähe dieser Stadt wagte, gefangen und hierher gebracht. Um, wie er mir erklärte, ›das Verhalten der Menschen kennen zu lernen‹.«
Matt runzelte die Stirn. Hielt Ch'zzarak sich etwa für eine Art Forscher?
»Du kannst dir vorstellen, dass die Menschen sich das nicht gefallen ließen«, fuhr Mostroo fort. »Monatelange Kämpfe waren die Folge, ein Krieg, der ewig hätte dauern können. Aber mir wurde klar, dass wir unsere Strategie ändern mussten, und ich tat dasselbe wie Ch'zzarak: Ich beobachtete und lernte. Eines Tages verhandelte ich mit ihm, und wir schlossen einen Pakt. Damit wurde unser Überleben gesichert, ja wir erhielten sogar Unterstützung!«
»Aber der Preis dafür ist die Gefangenschaft«, schlussfolgerte Matt. »Niemand darf die Siedlung verlassen.«
»Ganz recht. Mit Ausnahme von mir.« Mostroo machte eine ausholende Geste. »Es war die beste Lösung. Ich sorge als Mittelsmann für den Frieden. Es ist nach wie vor eine heikle Angelegenheit.«
»Aber du hattest natürlich noch einen Hintergedanken«, äußerte sich Aruula mit einem abwesenden Ausdruck in den Augen. Matt war sicher, dass sie gerade versuchte, Mostroos wahre Empfindungen zu ergründen.
»Oh, aber sicher«, stimmte der zu. »Denkt ihr etwa, ich beuge mich dem Befehl eines Schädlings, den man normalerweise unter dem Stiefel zertreten würde? Nein, ich verfolgte natürlich andere Pläne. Ich musste nur Geduld haben. Doch nun ist das Warten vorüber.«
»Was hast du vor?«, fragte Matt, obwohl er sich die Antwort schon denken konnte.
»Mit eurer Hilfe und euren Waffen werde ich Ch'zzarak beseitigen und die Herrschaft übernehmen«, antwortete Mostroo freimütig. »Ich werde hier ein Paradies für mein Volk schaffen. Es gibt hier großartige Ressourcen, um einen Handel zu beginnen, bei den Chitinpanzern angefangen.«
Matt wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Diese ganze Geschichte entwickelte sich zu einer absurden Farce.
Doch er durfte Mostroo nicht unterschätzen; der Mann war unberechenbar.
»Du bist ja größenwahnsinnig«, tat Farmer unvermittelt seine Meinung kund. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du die Insekten unter Kontrolle bekommst. Und dass wir dich dabei unterstützen!«
»Da bin ich sogar ganz sicher.« Mostroos Hand mit der Pistole schwang zur Seite. Er drückte ab, und eine bis dahin unbeteiligte Frau, die lediglich in der Nähe stand, brach getroffen zusammen. Einige Sekunden lang wand sie sich in Schüttelkrämpfen, dann lag sie still. Der Geruch von Verbranntem lag in der Luft.
Die Zuschauer drängten sich entsetzt zusammen. Viele flohen. Die beiden Männer, die Matt und den anderen die Waffen abgenommen hatten, beugten sich entsetzt über die ermordete Frau. Gemeinsam hoben sie den Leichnam auf und trugen ihn fort.
»Warum?«, rief Aruula fassungslos.
Mostroos Gesicht zeigte eine eiskalte Miene, in seinen Augen glühte ein unheilvolles Licht. »Um euch zu klar zu machen, dass es mir ernst ist. Ihr werdet tun, was ich sage. Dann wird niemandem hier Leid widerfahren. Es liegt ganz bei euch.«
»Du Bestie«, zischte Matt. »Du bist noch schlimmer als die Insekten!« Immer wieder ruckte er an den Fesseln, aber vergeblich.
Mostroo rammte ihm den Griff des Gewehrs in den Magen.
Matt ging keuchend in die Knie; vor seinen Augen flimmerte es. Zorn sprudelte mit den Magensäften hoch, aber er schluckte beides hinunter.
Als er wieder klar sehen konnte, stand Mostroo wenige Meter von Aruula entfernt und zielte auf ihren Kopf. »Es kann auch sie erwischen«, fügte er kalt hinzu. »Denkst du, ich merke nicht, dass da etwas zwischen euch läuft? Beinahe
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