123 - Auf dem Insektenthron
geschehen?«
»Die Insekten griffen uns an und unser EWAT stürzte ab«, antwortete Rulfan. »Dabei verloren zwei Besatzungsmitglieder ihr Leben, zwei weitere später im Kampf gegen diese Biester. Wir sind der klägliche Rest.«
»Aber weshalb haben sie angegriffen?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Matt runzelte die Stirn. »Das ist nicht die Wahrheit! Ich habe mit Ch'zzarak gesprochen, Rulfan. Du weißt, wer das ist?«
»Keine Ahnung.«
»Der Herrscher der Insekten, das Hirn dieses kollektiven Bewusstseins. Ein Hybridwesen, dessen Geburt Aruula und ich vor Jahren bei unserem ersten Besuch hier erlebten.« Matt berichtete in kurzen Worten, wie die Begegnung damals verlaufen war – und das Wiedersehen heute. »Er sagte, dass ihr auf sein Volk gefeuert und viele getötet habt. Da erst hätten sie zurückgeschlagen!«
Als Rulfan schwieg, sah Matt auffordernd zu Foster, DeWitt und Lasalle. Doch die blieben ebenfalls stumm, erwiderten nicht einmal Matts Blick.
»Es war eine Waffenfehlfunktion«, sagte Rulfan schließlich.
»Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte, Matt, aber es lag nicht in meiner Absicht, hier wild herum zu ballern. Es war ein bedauernswerter Unfall, mehr nicht.« Auffordernd blickte er Aruula an, die nach einer Weile nickte:
»Es stimmt, was er sagt.«
Matt überlegte, ob sie Rulfan in Schutz nahm. Wegen eines Techtelmechtels mit ihm, das lange zurücklag und längst keine Rolle mehr spielte. Aber vielleicht fühlte sie sich Rulfan unbewusst noch immer verbunden… Nein, ausgeschlossen. Sie würde ihn nicht belügen.
Matt war erleichtert. »Ich habe Ch'zzarak schon gesagt, dass es sich nur um einen Irrtum handeln kann. Ich wollte ihn überzeugen, dich anzuhören, aber er gab mir keine Gelegenheit.« Er berichtete von Ch'zzaraks seltsamem Verhalten und ihrer Gefangennahme.
Rulfan machte ein nachdenkliches Gesicht. »Das könnte erklären, weshalb die Angriffe so plötzlich aufhörten. Und weshalb sich Mostroos Schergen frei in der Stadt bewegen konnten.«
»Vermutlich hat auch Mostroo mitbekommen, dass mit Ch'zzarak etwas nicht stimmt«, folgerte Aruula.
»Und deshalb will er auch gleich morgen früh seinen Plan ausführen«, führte Matt weiter. »Er möchte keine Zeit verlieren.«
»Aber warum nicht schon heute Nacht?«, warf Shaw ein.
Matt schüttelte den Kopf. »Er braucht uns und unsere Waffen für seinen Plan. Macht euch darauf gefasst, dass er ein geeignetes Druckmittel finden wird, um uns –«
»Sch-scht!«, zischte DeWitt. »Da kommt jemand!«
Eine Frau schlüpfte zu ihnen herein, einen Finger an den Mund gelegt. Sie sah ebenso abgerissen und verhärmt wie alle Menschen der Siedlung aus. Ihr fein geschnittenes Gesicht war an der rechten Wange von einer tiefen hässlichen Narbe gezeichnet.
»Ich habe nicht viel Zeit«, flüsterte sie. »Ich bin Belle.«
»Ich habe dich gesehen«, erinnerte sich Matt. »In der Nähe des Brunnens. Du hattest ein kleines Mädchen an der Hand.«
»Meine Tochter Lisi«, bestätigte Belle. »Ich konnte sie kaum dazu bringen, in der Hütte zu bleiben. Sie empfindet das alles als großes Abenteuer. Vor allem aber glaubt sie, dass du sie bald zu ihrem Papa bringen wirst.« Sie sah Matt an.
»Eigentlich wünscht sie sich dich als Vater, aber das konnte ich ihr ausreden.«
Matt musste unwillkürlich lächeln. »Ich habe auch eine kleine Tochter: Ann.«
Belle warf einen kurzen Seitenblick zu Aruula, dann fuhr sie hastig fort: »Wir haben seit Jahren darum gebetet, dass uns endlich jemand hier findet. Diese verdammten Monster…« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Sie halten uns wie Vieh. Wir arbeiten für sie, wir dienen ihnen, und dafür lassen sie uns am Leben. Und Mostroo gefällt sich als Diktator. Wer ihm nicht passt, wird ihnen übergeben… Ihr könnt euch nicht vorstellen, was dann mit diesen Leuten geschieht…«
»Wir haben eine gewisse Vorstellung«, murmelte Matt.
»Ihr wundert euch sicher, dass Mostroo keine Wachen aufgestellt hat, oder?«
»Allerdings.«
»Glaubt mir, er unterschätzt euch nicht. Aber die Spinnweben halten sehr gut. Und selbst wenn ihr fliehen solltet – dort draußen sind immer noch die Wächter.« Belle sah sich hastig zum Eingang um und senkte noch einmal die Stimme.
»Eigentlich dienen sie Ch'zzarak. Aber Mostroo hat einen Weg gefunden, sich mit ihnen zu verständigen. Sie gehorchen ihm, solange er sich nicht gegen Ch'zzarak stellt. Denen könnt ihr unmöglich entkommen. Sie sind schnell und leise… und
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