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1230 - Der Traumdieb

1230 - Der Traumdieb

Titel: 1230 - Der Traumdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist.«
    Sie gab eine sehr leise Antwort. »Angst bleibt zurück. Eine schreckliche Angst. Panik. Ich weiß nie, was ich machen soll. Ich drehe durch, glaube ich. Aber ich kann es nicht nachvollziehen. Es ist nicht gelenkt, wissen Sie. Auch von mir nicht gelenkt. Ich bin nicht mehr ich selbst. Ich habe Angst und spüre gleichzeitig eine Leere.«
    »Ja, verstehe. Aber können Sie dabei nachvollziehen, was sie dann unternehmen?« Ich hatte bewusst so gefragt, weil ich wissen wollte, ob sie sich eventuell an den Mord an ihrem Mann erinnerte.
    Diesmal dauerte es länger, bis sie mir antwortete. Und sie fühlte sich dabei auch unwohler. »Es ist immer so dunkel. Die Angst ist auch da. Ich weiß nichts.«
    »Aber Sie rennen weg!«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    Cora Atkins hob die Schultern. »Was soll ich sagen? Nichts. Ich fühle mich nicht mehr als Mensch. Ich laufe durch die Gegend und erwache dann woanders.«
    »Werden Sie geleitet?« Sie reckte ihr Kinn vor. »Wie meinen Sie das?«
    »Sagen wir so, Cora. Hören Sie eine Stimme, die Ihnen Befehle gibt und Sie anpeitscht?«
    »Ja, ja, da ist wohl etwas. Durcheinander in meinem Kopf. Ich bin ja aus dem Haus gelaufen. Ich hatte so eine schreckliche Angst, weil ich so verlassen war. Ich erlebte den Schock und bin dann erst wieder zu mir gekommen, als mich Mr. Conolly fand.«
    »Gut. Aber Sie wissen nicht, was passiert ist, nachdem Sie das Haus verlassen haben und die Conollys Sie fanden?«
    »Nein.«
    Ich hatte einiges gehört, doch erst jetzt kam ich auf das zentrale Thema zu sprechen. »Sie sind verheiratet mit Tom. Haben Sie mit ihm über die Träume und die Traumdiebe gesprochen?«
    »Manchmal.«
    »Konnte er Ihnen helfen oder Sie beruhigen?«
    Cora schüttelte den Kopf. »Nein, das konnte er nicht. Es war unmöglich.«
    »Hat er auch in dieser Nacht bei Ihnen geschlafen?«
    »Ja.«
    »Und er ist nicht erwacht, als Sie das Bett verließen?«
    Jetzt geriet sie ins Grübeln. Ich sah, wie sie schluckte und sich auch die Haut auf ihrer Stirn bewegte. »In dieser Nacht ist es am schlimmsten gewesen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich weiß überhaupt nicht, was geschehen ist. Der Traumdieb ist ein Feind, ein verfluchter Feind. Er will mich vernichten. Er nimmt mir nicht nur meine Träume weg, er will mich auch zerstören. Er jagt mich, er hat mich in seinen Klauen, und er schickt mir die Bilder.«
    »Welche?«
    Nach meiner Frage zog sie sich zusammen wie ein kleines Mädchen, das sich fürchtet. Sie hob die Schultern an und umschlang mit den Armen ihren Oberkörper. Dann sagte sie mit kaum zu verstehender Stimme: »Es sind grauenvolle Bilder. Schlimme, schreckliche. Monster verfolgen mich. Sie schlagen zu. Sie sind furchtbar. Sie wollen mir das Herz aus dem Leib reißen. Sie wollen mich töten, und dagegen muss ich doch etwas tun. Oder etwa nicht?«
    Ich gab ihr keine direkte Antwort, sondern fragte sie: »Haben Sie etwas dagegen getan?«
    »Ich denke schon.« Sie zitterte. »Glaube ich. Aber ich kann mich nicht erinnern.«
    »Man hat Sie angegriffen?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Ich war gerade aufgestanden, da sah ich das Monster. Es sah grauenhaft aus. Ich kann es kaum beschreiben…«
    »Da haben Sie sich gewehrt - oder?«
    »Das habe ich getan«, flüsterte Cora. »Wie denn?«
    Die Frage hatte ich kaum ausgesprochen, als sie den Kopf schüttelte. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß es nicht. Ich hörte es nur knallen, und später bin ich gerannt.«
    Okay, ich hatte begriffen. Das war ein indirektes Mordge ständnis, das man mir da gegeben hatte. Aber war diese Frau zu verurteilen? Ja und nein. Zu verurteilen war diejenige Kraft, die dafür gesorgt hatte, dass sie überhaupt in einen derartigen Zustand hineingeraten war. Es gab nichts ohne Grund. Jemand musste sie gelenkt haben, von allein passierte so etwas nicht.
    Auch jetzt stand sie noch unter dem Eindruck des Erlebten, und sie konnte sich auch nicht daran erinnern, dass sie ihren Mann erschossen hatte. Deshalb gab es für mich keine andere Möglichkeit, als dass Cora von einer geheimnisvollen Macht übernommen worden war, von wem auch immer diese Macht ausging.
    Für sie war der Traumräuber ein Dämon gewesen. Eine schwarze Gestalt. Einbildung oder nicht?
    Ich konnte es nicht wissen. Ich suchte einen Weg, der in Richtung Lösung führte, und ich dachte daran, dass es schon einen Dämon gab, der völlig lichtlos war. Schwarz, fast unendlich, und er war mir unter dem Namen Spuk bekannt.
    Aber er - ein Traumräuber?

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