1234 - Totensuche
hinweg.
»Bitte, Inspektor«, sagte Corinna Rice. »Wir… ich meine, Sie… Sie müssen doch etwas unternehmen.«
»Ja, das werden wir auch.«
»Und was?«
»Wir sind schon dabei.«
Suko hatte sich noch nicht umgedreht, und das ärgerte die Frau etwas. Deshalb trat sie an seine Seite, um zu fragen: »Was ist denn überhaupt los? Wie können Sie etwas tun? Gegen Totengeister kämpfen, die sich die Menschen holen, die sie vereisen und…«
Suko fragte und schnitt dabei ein für Corinna völlig anderes Thema an. »Auf der Baustelle wird nicht mehr gearbeitet?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, es hängt mit einem Streik, zusammen. Es kann auch sein, dass die Menschen Angst haben. New York ist in allen Köpfen. Hochhäuser sind eben aus der Mode gekommen.«
»Oder fehlen die Mittel, um weiterzubauen?«
Mit dieser Frage hatte Suko direkt ins Schwarze getroffen. Er sah, wie Corinna Rice den Kopf senkte, dabei nickte und dann von den Schwierigkeiten redete, die es gab, denn London Invest war nicht in der Lage, die richtigen Mieter zu finden.
Die Menschen zögerten und warteten ab. Hohe Preise wurden nicht mehr gezahlt.
»Nun ja, das ist nicht mein Bier. Damit müssen Sie sich herumärgern, denke ich.«
»Nicht mehr lange. Dabei hatte ich noch Hoffnung auf Eddy Aldrich gesetzt, aber das ist jetzt vorbei.«
Suko nickte ihr zu. »Wenn Sie das Haus hier verlassen wollen, bin ich voll und ganz damit einverstanden, denn mich hält auch nichts mehr hier oben.«
»Wo wollen Sie denn hin?«
»Ich denke, dass es wichtig ist, John Sinclair zu unterstützen. Ich will ihn nicht allein lassen.«
»Gut, dann lassen Sie uns gehen.«
Berufliche Dinge nahm sie nicht mit. Corinna Rice schnappte sich ihre Handtasche, die mehr eine Schultertasche war, da sie einen langen Riemen besaß. Sie hängte sie über, nachdem sie einen leichten hellen Mantel angezogen hatte und schaute sich nicht mehr in ihrem Büro um, sondern sagte zu Suko: »Okay, ich bin fertig.«
»Gut.«
An der Tür hielt sie ihn auf. »Nehmen wir den Fahrstuhl oder die Nottreppe?«
»Was ist Ihnen lieber?«
»Die Treppe.«
»Okay.«
Corinna atmete auf. In der letzten halben Stunde war für sie ein Weltbild zusammengebrochen. Vieles, auf das sie noch am gestrigen Tag gesetzt hatte, gab es nicht mehr. Die Regeln ihres zukünftigen Lebens sahen von nun an anders aus.
Suko öffnete die Tür. Er war vorsichtig, denn er gehörte zu den Menschen, die alles in Betracht zogen. Seine Gegner hatten sich verschiedene Personen ausgesucht, um ihre grausamen Zeichen zu setzen. Sie hatten gezielt zwei Personen getötet, die unmittelbar mit dem Bau des Hochhauses nebenan beschäftigt gewesen waren, und es war noch eine dritte Person übrig.
Nämlich Corinna Rice. Er hatte ihr bewusst nichts von seinem Verdacht gesagt, aber Suko war davon überzeugt, dass die Feinde aus dem Totenreich sie nicht vergessen hatten.
Sie würden angreifen, und sie würden sich den Ort selbst aussuchen. Entkommen konnte die Frau ihnen nicht. Da war es im Prinzip egal, welchen Weg sie nahmen. Da Corinna über die Treppe gehen wollte, war Suko das auch recht.
Die Frau blieb in seiner Nähe. Er nahm ihren Körpergeruch auf. Das Parfüm gefiel ihm. Es war nicht so süß, aber das sah er nur als Ra nderscheinung an, denn es gab etwas anderes, das er hinter sich bringen musste.
Suko wollte gewappnet sein, wenn er den Feinden von der anderen Seite gegenübertrat. Ob es etwas gegen Geister half, wusste er nicht mit Bestimmtheit, aber er wollte nichts unversucht lassen und zog deshalb seine Dämonenpeitsche hervor und schlug einmal den Kreis über den Fußboden hinweg.
Die drei grauen Riemen rutschten hervor. Sie wirkten wie angestaubtes Leder.
Neben Suko schüttelte Corinna Rice den Kopf. »Was… was soll das denn bedeuten?«, fragte sie.
Suko räusperte sich vor seiner Antwort. »Es ist eine Waffe, Mrs. Rice. Eine Waffe gegen die Mächte der anderen Seite.«
»Eine Peitsche?«
»Ja.«
»Aber haben Sie auch ein Ziel? Kann man Geister überhaupt schlagen wie Menschen?«
»Ich hoffe es.«
»Sorry, das begreife ich nicht.«
Suko winkte ab. »Es ist auch nicht wichtig.« Er steckte die Peitsche wieder ein, ließ sie allerdings ausgefahren. »Verlassen Sie sich ganz auf mich.«
»Das muss ich ja wohl.«
Endlich zog der Inspektor die Tür auf. Er rechnete damit, andere Menschen, die hier ihrer Arbeit nachgingen, auf dem Flur zu sehen. Das traf nicht zu. Der
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