1244 - Die Besucher
ist vieles anders geworden.«
»Aber doch nicht von Anfang an.«
»Stimmt.«
Mit der nächsten Frage schockte ich ihn. »Haben auch Sie das Licht gesehen?«
Der Typ war zunächst nicht in der Lage, mir eine Antwort zu geben. Er fror auf der Stelle fast ein, und er schaute mir aus großen Augen ins Gesicht.
»Sie kennen es nicht? Sie haben es bestimmt in der Nacht gesehen. Wie auch die anderen Menschen hier im Ort. Und sie können es sich nicht erklären, weil es einfach zu unheimlich ist und nicht in Ihr Weltbild hineinpasst.«
»Wir wollen es nicht. Es ist unheimlich. Es kommt aus dem All. Es ist eine Strafe Gottes. Und es gibt jemand, der damit zu tun hat, verdammt.«
»Die Ducs?«
»Ja, genau!«
»Wieso sie?«
»Seit Ralph verschwunden ist, hat sich vieles geändert«, erklärte er, und seine Stimme klang sehr überzeugt. »Alles ist hier anders geworden. Wir haben unsere Ruhe verloren. Sie sind gekommen. Sie haben das Licht gebracht, und sie sind nur deshalb hier, weil es die verdammten Ducs gibt. Deshalb werden wir sie von hier vertreiben und daran wirst auch du nichts ändern. Wir bewachen bereits ihr Haus. Sie werden keinen Schritt mehr gehen können, ohne von uns gesehen zu werden, keinen einzigen, verstehst du. Und wer nicht für uns ist, der ist gegen uns. Germaine hat ein Angebot bekommen, und sie hat es ausgeschlagen. Deshalb werden wir sie hier aus dem Ort jagen und das so schnell wie möglich.«
»Aber nicht steinigen, wie?«
»Halt dein Maul. Das ist kein Spaß. Sie trifft die Schuld an der Veränderung. Jeder, der für sie ist, der ist gegen uns.«
Ich lächelte. »Damit bin ich jetzt auch euer Feind - oder?«
»Genau!«
Ich breitete die Arme aus, um ihm zu zeigen, wie wehrlos ich war. »Das ist ja alles schön und gut, was ich da gehört habe, Mister, aber Sie sind trotzdem nicht gut genug, mein Lieber. Sie haben nämlich übersehen, dass jemand verschwunden ist. Ausgerechnet einer aus dem Haus, das sie bewachen. Kevin hat es verlassen. Er ist entwischt. Nicht nur seiner Mutter, sondern auch Ihnen. Also ist Ihr Beobachtungsring gar nicht so gut wie Sie ihn sich schöngeredet haben. Ich glaube auch, dass mit dem Verschwinden der beiden Ducs nicht alles beendet ist. Darüber sollten Sie schon nachdenken, Mister. Es kann sein, dass es nicht nur um die Ducs geht und…«
»Rede keine Scheiße, verflucht! Es ist so, wie ich gesagt habe. Sie haben die Gestalten hergelockt.«
»Welche Gestalten?«
»Weiß ich nicht. Wir kennen nur das Licht. Aber wir leben hier nicht hinter dem Mond. Wir wissen, was läuft. Wir wissen auch, wer uns da besucht hat…«
»Und desha lb sollten Sie nicht durchdrehen, Mister.«
»Niemand dreht durch!«
»Doch. Ich kenne das. Legen Sie das Gewehr weg. Wir sollten in Ruhe miteinander reden.«
Es war ein Vorschlag zur Güte, denn ich wollte Mutter und Sohn aus der Schusslinie haben, doch der Kerl mit der Waffe ließ sich darauf nicht ein. Entschieden schüttelte er den Kopf.
»Nein, nein! Auch wenn der Junge verschwunden ist, wir werden ihn finden. Wir holen ihn, und dann wird er zusammen mit seiner Mutter aus dem Bau getrieben. Nichts anderes ist geplant.«
»Dann weiß ich ja Bescheid.« Ich lächelte wieder harmlos.
»Jetzt habe ich noch eine Frage. Was ist mit mir? Warum wollen Sie mich hier festhalten? Was haben Sie mit mir vor? Wollen Sie mich erschießen?«
»Ich werde dich außer Gefecht setzen.«
»Herzschuss? Kopfschuss…?«
Ich hatte ihn durch meine Fragen nervös gemacht. Er war ruhig, doch in seinem Gesicht zuckte es. So ganz hatte er sich nicht unter Kontrolle. Es arbeitete in ihm, und als sich seine Augen bewegten, da suchte er mein Gesicht ab.
»Ich warte.«
»Lebensmüde?«
»Nein, ganz und gar nicht. Ich denke nur nach. Irgendetwas müsst ihr tun. Und ich stehe euch im Weg.«
»Genau wie deine Begleiterin.«
»Dann sollten Sie sich entscheiden.«
Das hatte er bereits, denn sehr schnell sagte er: »Dreh dich um!«
Ich kam der Aufforderung nach, aber ich bezweifelte, dass er mir eine Kugel in den Rücken schießen würde. Er würde es anders versuchen und mich wahrscheinlich niederschlagen.
Genau das wollte ich auch nicht und ging zuerst einen kleinen Schritt auf das Gatter zu, von dem der Mann sein Gewehr angehoben hatte.
Und dann schlug ich zu!
Die rechte Hand fuhr von unten nach oben und sie hieb unter den Gewehrlauf. Die Waffe flog ruckartig in die Höhe, aber der Typ hielt sie fest wie einen Rettungsanker.
Er scho ss
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